"Gemeinsam für eine Wirtschaft ohne Ausbeutung" / Internationaler Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel
(Bonn) - Am heutigen 8. Februar begeht die katholische Kirche weltweit den Internationalen Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel. Papst Franziskus, der diesen Tag 2015 festlegte, wählte als Datum bewusst den Gedenktag der sudanesischen Heiligen Josephine Bakhita (1869-1947), der Schutzpatronin der Opfer von Sklaverei.
Der Vorsitzende der von der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz eingerichteten "Arbeitsgruppe Menschenhandel", Weihbischof Ansgar Puff (Köln), betont anlässlich des Gebetstages die traurige Aktualität des Lebens der hl. Josephine: "Bereits als Kind geriet Josephine Bakhita im sudanesischen Darfur in die Hände von Sklavenhändlern - ein Schicksal, das auch heute noch Millionen von Menschen ereilt. Die Umstände und Methoden mögen sich geändert haben, doch die Sklaverei ist längst nicht überwunden." Nach wie vor finde ein erheblicher Teil des Menschenhandels zum Zweck der Arbeitsausbeutung statt. "Die Ausbeutung ereignet sich beim Abbau von Rohstoffen oder in der Textilindustrie - oft unsichtbar für uns in anderen Gegenden der Welt. Aber auch inmitten unserer Gesellschaft gibt es Systeme der Ausbeutung, wie die Skandale in der Fleischindustrie vergangenes Jahr gezeigt haben", so Weihbischof Puff. Gemeinsam sei den verschiedenen Formen der Ausbeutung, dass sie in hohem Maße profitabel seien. "Bei einem Expertengespräch, das die Deutsche Bischofskonferenz am 8. Dezember 2020 zu der Thematik durchgeführt hat, wurde deutlich: Mit Menschenhandel lässt sich jede Menge Geld verdienen. Deshalb muss die Möglichkeit, im Rahmen der Strafverfolgung Gewinne abzuschöpfen, dringend verbessert werden. Um den Menschenhändlern das Handwerk zu legen, stehen die Staaten in der Verantwortung, ausreichend Finanzmittel bereitzustellen und gut geschultes Personal einzusetzen, das für die Anliegen der Opfer sensibilisiert ist."
Gleichzeitig weist Weihbischof Puff darauf hin, dass der Kampf gegen den Menschenhandel nicht nur eine staatliche Aufgabe sei: "Der Kampf für eine ausbeutungsfreie Wirtschaft beginnt bei jeder und jedem Einzelnen. Wir alle sollten uns fragen, ob wir mit unserem Kaufverhalten Ausbeutung unterstützen." Er unterstreicht dabei auch die wichtige Rolle, die kirchlichen Organisationen zukomme: "Als relevante ökonomische Akteure müssen kirchliche Einrichtungen ihrer Vorbildfunktion gerecht werden. Das Ziel lautet: Gemeinsam machen wir uns für eine Wirtschaft ohne Ausbeutung stark." Neben dem Einkauf fair gehandelter Produkte, der in Diözesen und bei anderen katholischen Organisationen oft schon etabliert sei, sollte auch in anderen Bereichen bei der Vergabe von Aufträgen eine besondere Sorgfalt gelten. Hinzu komme eine weitere Dimension des kirchlichen Auftrags: "Durch Aufklärung und Reflexion über das Verbrechen des Menschenhandels können wir zu einem Bewusstseinswandel beitragen. Hier sind beispielsweise die katholischen Bildungseinrichtungen gefragt." Weihbischof Puff erinnert daran, dass auch das Gebet die Kraft zum Bewusstseinswandel habe: "Zusammen mit Ordensschwestern auf der ganzen Welt möchte ich heute dazu aufrufen, für die Überwindung der Sklaverei zu beten: sei es mit einem persönlichen Gebetstext oder mit dem Gebet, das Papst Franziskus an die hl. Josephine Bakhita gerichtet hat."
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