GdP zieht Bilanz ein Jahr nach DFB und DFL-Sicherheitskonzept / Malchow warnt vor Aktionismus bei Fußballgewalt / Konsequentes Handeln von Polizei und Justiz angesagt
(Berlin) - Angesichts anhaltender massiver Fußballausschreitungen warnt die Gewerkschaft der Polizei (GdP) vor immer neuem Aktionismus. GdP-Bundesvorsitzender Oliver Malchow: "Immer weitere Vorstöße und angedrohte Verschärfungen tragen eher zur Solidarisierung friedlicher Fans mit Fußball-Krawallmachern bei, als zu einer Lösung des Gewaltproblems im Fußballrandgeschehen. Der harte Kern von Sport-Gewalttätern wird von den Verbänden und Vereinen kaum erreicht. Diese relativ kleine Gruppe lässt sich durch deeskalierende Maßnahmen von Angriffen auf polizeiliche Einsatzkräfte nicht abhalten. Solche Täter müssen beweissicher ermittelt, dingfest gemacht und zeitnah verurteilt werden, auch zu Freiheitsstrafen." Das erfordere ein konsequentes und abgestimmtes Handeln von Polizei und Justiz, so der GdP-Chef.
Polizeiliche Maßnahmen wie Bereichsbetretungsverbote und Meldeauflagen wie mit der Deutschen Bahn umzusetzende Beförderungsverbote sind laut GdP in wenigen Einzelfällen wirksame Mittel, um Rädelsführer vom Fußballgeschehen fern zu halten. Malchow: "Meldeauflagen und Bereichsbetretungs- wie Beförderungsverbote sind und bleiben polizeiliche Maßnahmen gegenüber einzelnen Straftätern." Indes könnten so erkannte Gewalt- und Straftäter von Fußballspielen ausgesperrt werden.
Gewaltbereite Ultras und Hooligans würden, so der GdP-Chef, mittlerweile vielerorts die Fankurven in den Stadien, Bahnhöfe und Züge als rechtsfreie Räume ansehen, wo Polizei-Hundertschaften aus ihrer Sicht nichts zu suchen hätten. Malchow: "Diese absurde Vorstellung wird auch künftig nicht geduldet und es wird weiterhin konsequent gegen Störer vorgegangen. Friedliche Fans müssen das Spiel in Sicherheit genießen können."
Eine grundsätzlich positive Bilanz zog GdP-Chef Malchow anlässlich des seit einem Jahr bestehenden Sicherheitskonzeptes "Stadionerlebnis". Die von DFB und Ligaverband DFL mit den Vereinen vereinbarten Maßnahmen zeigten erste Ergebnisse. Sanktionen einzelner Vereine wie Ticketentzug für Auswärtsspiele oder auf Täter umgelegte Geldstrafen seien der richtige Ansatz. Jedoch dürfe man nach so kurzer Zeit nicht erwarten, dass die eingeleiteten Maßnahmen zur Verringerung der Gewalt in und außerhalb der Stadien sofort überall Früchte trügen. Die GdP unterstütze daher den Fußball darin, den jetzt beschrittenen Weg weiter zu gehen.
Malchow: "Die Mehrzahl der Vereine muss sich deutlicher als bisher von Gewalttätern distanzieren. Sie müssen klar stellen: Wir wollen gewaltfreie Spiele und keine Ausschreitungen innerhalb und außerhalb der Stadien, weder vor dem Anpfiff noch nach dem Abpfiff."
Der GdP-Chef wies auf die ständig steigende Belastung der Einsatzkräfte im Fußballgeschehen hin. Nahezu 1,3 Millionen Arbeitsstunden hätten die Beamtinnen und Beamten bei Fußballeinsätzen leisten müssen. Das entspreche nach Angaben der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) in Duisburg einer Zahl von mehr als 1.300 Polizistinnen und Polizisten, die ausschließlich im Profi-Fußball der ersten und zweiten Bundesliga eingesetzt würden. Wie am Rande der jüngsten Innenministerkonferenz bekannt wurde, sei allein ein Drittel der polizeilichen Einsatz-Hundertschaften von Bund und Ländern mit der Begleitung von Fußballeinsätzen beschäftigt. Malchow: "Das ist im Sinne der inneren Sicherheit gesellschaftspolitisch nicht mehr zu vertreten."
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft der Polizei - Bundesgeschäftsstelle (GdP)
Rüdiger Holecek, Pressesprecher
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