Gassen: "Impfen in Praxen entscheidender Meilenstein im Kampf gegen Pandemie"
(Berlin) - Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, hat die große Bedeutung der Arztpraxen bei den Corona-Schutzimpfungen bekräftigt. "Das ist tatsächlich wahrscheinlich der entscheidende Meilenstein im Kampf gegen die Pandemie", sagte er heute bei der digitalen KBV-Vertreterversammlung.
Die Resonanz aus den Praxen sei beeindruckend, konstatierte Gassen. Mit den in den nächsten Wochen laut Zusagen deutlich steigenden Liefermengen an Impfstoffen spräche alles dafür, die Priorisierung endlich bald aufzuheben: "Jede und jeder kann dann die Praxis des Vertrauens kontaktieren und sich dort impfen lassen. Das ist dann wirklich der Schritt zur Rückkehr in die Normalität! Und zu unseren so schmerzlich vermissten Grundrechten."
Damit lösten die Vertragsärztinnen und -ärzte jetzt das Versprechen ein, dass die Politik mehrfach gemacht und gebrochen habe, sagte der KBV-Chef und kritisierte das vierte Bevölkerungsschutzgesetz: "Zu offensichtlich ist der Versuch, das Narrativ des Lockdowns als einziges wirkungsvolles Mittel um jeden Preis zu retten, um nicht die unangenehme Frage beantworten zu müssen, warum Deutschland bisher so schleppend geimpft hat."
Bis heute spiele die Politik weiter munter Glücksrad mit den 7-Tages-Inzidenzen. Gassen: "Von 35 bis 200 war schon alles dabei." Ihm sei schleierhaft, wie man so Vertrauen und immer erneut letzte Reserven bei den Menschen mobilisieren wolle. Zudem vermisste der KBV-Vorstandsvorsitzende eine echte Strategie zur Pandemiebekämpfung: "Außer die Hoffnung, dass die Ärzte währenddessen einfach so lange impfen, bis der Großteil der Bevölkerung immunisiert ist." Hier befürchtete er die nächste gefährliche Zahlendiskussion: "Wie viel ist denn genug für eine "endgültige" Rückkehr zur Normalität? 60 Prozent Impfquote? 70? 90?"
Gassen erinnerte daran, dass die Impfungen gegen das sich verändernde Corona-Virus künftig aufgefrischt werden müssten: "Und wer wird das tun? Vor allem die Vertragsärztinnen und Vertragsärzte. Ohne uns geht es nicht." Leider seien weite Teile der Politik auf diesem Auge jedoch blind. Der Blick in die Programme der Parteien zur Bundestagswahl bestätigten diesen Eindruck. "Über 100.000 Vertragsärztinnen und Vertragsärzte sowie Hunderttausende Mitarbeitende in den Praxen, die Tag für Tag Millionen Patientinnen und Patienten versorgen, werden einfach nicht erwähnt!", bemängelte der KBV-Chef.
In der Diskussion um Gesundheitsregionen und Versorgungszentren als durchaus begründete Ideen wies Gassen darauf hin: "Die flächendeckende, wohnortnahe Versorgung mit Ärztinnen und Ärzten, die die Menschen kennen und denen sie vertrauen, die kann auch in Zukunft nur durch unsere Praxen sichergestellt werden." Schutz und Achtung der Freiberuflichkeit seien nicht nur in politischen Sonntagsreden und in Schönwetterzeiten, sondern im gelebten Alltag entscheidend. Gassen: "Wir brauchen nicht mehr, sondern weniger Bürokratie. Für jede gesetzte Corona-Schutzimpfung muss ein Arzt sechs Seiten Papier bearbeiten!"
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