Ganzheitlich lernen
(Kassel) - In seiner Resolution zum Schulwandern fordert der Deutsche Wanderverband, dass die mit dem Schulwandern verbundenen Lernchancen in Politik und Gesellschaft stärker anerkannt und genutzt werden. Die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin und Schulministerin Sylvia Löhrmann will das Thema in die Kultusministerkonferenz tragen.
Schulwandern und das Lernen im Freien soll bundesweit stärker als Chance ganzheitlichen Lernens im Sinn einer Bildung für nachhaltige Entwicklung anerkannt und gefördert werden, fordert der Deutsche Wanderverband (DWV) in seiner Resolution Schulwandern. Schulwandern im Kontext des sogenannten Draußenlernens und Entdeckens sei ein unverzichtbarer Bestandteil der Schulzeit und müsse einen besonderen pädagogischen Stellenwert haben.
Der Deutsche Wanderverband begründet die Resolution damit, dass das sogenannte Draußenlernen vielfältige Möglichkeiten biete, Kinder und Jugendliche für biologische Vielfalt und Kulturgeschichte zu sensibilisieren, deren Bedeutung für den Menschen zu verstehen und Handlungsoptionen für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung zu entwickeln. Außerdem leiste diese Lernform einen Beitrag zu einer gesunden Lebensführung und fördere die Entwicklung des Bewegungsapparates und der Sensomotorik. Schließlich fördere das Schulwandern das gegenseitige Kennenlernen, Verstehen und soziale Miteinander und erfülle damit wesentliche Aspekte gelungener Inklusion. Nicht zuletzt böten Schulwanderungen angesichts der vielen Tausend Flüchtlinge, die gerade nach Deutschland kämen, große Chancen. Viele Flüchtlingskinder erlebten Schule als erstes Bindeglied zur deutschen Gesellschaft. Da sei es hilfreich, wenn diese Kinder nicht im Klassenzimmer blieben sondern für ein möglichst ganzheitliches Lernen nach draußen gingen.
Aufgrund dieser positiven Effekte fordert der Deutsche Wanderverband, in Zusammenarbeit mit Kultusministerien, Schulverwaltungen, Schulträgern, Aus- und Fortbildungsinstitutionen sowie Schulen und Wanderverbänden, das Schulwandern und Draußenlernen zu fördern und in den Schulprogrammen zu verankern. Ziel sei es, Kinder und Jugendliche durch den persönlichen Bezug zu ihrer natürlichen Umgebung und die Ausbildung einer regionalen Identität dazu zu befähigen, die gesellschaftliche Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung zu übernehmen. Um das zu erreichen, soll das etablierte und als UN Dekade-Maßnahme "Bildung für Nachhaltige Entwicklung" ausgezeichnete Ausbildungskonzept des Deutschen Wanderverbandes zum/zur zertifizierten Schulwanderführer/-in in allen Bundesländern als Fortbildung für Lehrkräfte anerkannt, empfohlen und Lehrerinnen sowie Lehrern zugängig gemacht werden. Ferner fordert die Resolution regelmäßige, in den Schulalltag integrierte Draußenaktivitäten, die den direkten Zugang zur natürlichen und kulturellen Umwelt öffnen. Zu fördern sei ein fächerübergreifendes Lernen sowie eine lebendige Verknüpfung zwischen Lernen im Klassenzimmer und naturnahen Räumen. Um entsprechende Aktivitäten zu etablieren, empfiehlt der Deutsche Wanderverband das Knüpfen von Netzwerken zwischen Verbänden, Organisationen, Schulen, Lehrern und Multiplikatoren.
Dass die Resolution auf offene Ohren stößt, zeigt die Reaktion der stellvertretenden Ministerpräsidentin und Schulministerin von Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann. Sie will als stellvertretende Vorsitzende der Kultusministerkonferenz die DWV-Resolution in der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (Kultusministerkonferenz) einbringen und diskutieren und sieht eine Reihe positiver Effekte bei Schulwanderungen: "Natur- und Artenschutz ist eine Querschnittsaufgabe der gesamten Gesellschaft. Fachlich gut begleitete Schulwanderungen können einen großen Beitrag dazu leisten, dies unseren Schülerinnen und Schülern erfahrbar und begreifbar zu machen. Und schließlich stellt das Erleben der Natur einen eigenen Wert dar, der jungen Menschen durch Wanderungen vermittelt wird. Wer wandert, hält sich also nicht nur fit, sondern wird auch für die Schätze unserer Umwelt und Gesellschaft sensibilisiert."
In Deutschland liegen die Zuständigkeiten für das Bildungswesen im Wesentlichen bei den Ländern (Kulturhoheit der Länder). Die Kultusministerkonferenz ist ein gemeinschaftliches politisches Organ, das die Bildungs- und Kultuspolitik der Länder koordinieren soll. Sie behandelt Angelegenheiten der Bildungspolitik von überregionaler Bedeutung mit dem Ziel einer gemeinsamen Meinungs- und Willensbildung und der Vertretung gemeinsamer Anliegen.
Quelle und Kontaktadresse:
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