FVDZ-Presseseminar vom 25. Januar 2013 in Berlin / Sundmacher: Das Gesundheitswesen bleibt Reformbaustelle - Finanzierungsfrage wird auch zukünftige Regierungen beschäftigen
(Berlin) - "Das Gesundheitswesen wird auch in Zukunft eine Reformbaustelle bleiben. Vor allem die Frage der Finanzierung der Leistungen bleibt angesichts der demografischen Entwicklung und des Kosten treibenden technischen Fortschritts evident." Dies erklärte der FVDZ-Bundesvorsitzende Dr. Karl-Heinz Sundmacher am 25. Januar 2013 bei der Podiumsdiskussion zum Thema "Reformbaustelle Gesundheitswesen: Wohin steuert die Krankenversicherung nach der Bundestagswahl 2013?" in Berlin. Die Podiumsdiskussion war Teil des Presseseminars, zu dem der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) am vergangenen Freitag geladen hatte.
Franz Knieps, ehemaliger Abteilungsleiter im Bundesgesundheitsministerium unter Ulla Schmidt (SPD) und heute Unternehmensberater bei Wiese Consult, attestierte dem Gesundheitswesen ebenfalls Reformbedarf, sprach sich jedoch für regionale Ansätze aus. "Die werden wir brauchen, um eine flächendeckende, bedarfsgerechte Versorgung sicherzustellen." Für den Dualismus von gesetzlicher und privater Krankenversicherung sah er keine Zukunft. Revolutionen seien zwar auch in der kommenden Legislaturperiode keine zu erwarten, betonte er und verwies auf die Beharrungskräfte des Gesundheitssystems. Langfristig müsse man sich aber auf einen einheitlichen Versicherungsmarkt einstellen.
Anderer Meinung war Dr. Timm Genett, Geschäftsführer beim Verband der privaten Krankenversicherung. "Das duale System hat sich bewährt. Es ist eine echte Prophylaxe gegen Leistungseinschränkungen und gegen eine Zwei-Klassen-Medizin, wie wir sie in vielen europäischen Nachbarländern als Reaktion auf staatliche Rationierung vorfinden."
Auch Lars Lindemann, Mitglied des Deutschen Bundestags und des Gesundheitsausschusses, sah keine Notwendigkeit für eine grundlegende Reform des Krankenversicherungssystems. "Statt ein funktionierendes System zu zerstören, sollte der Fokus im Gesundheitswesen auf der Sicherstellung der Versorgungsstrukturen insbesondere in ländlichen Regionen liegen", gab er bei der Diskussion zu bedenken.
Für Andreas Brandhorst, Referent für Gesundheitspolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen, sind die Bundestagswahlen dagegen mit einer Grundsatzentscheidung über die künftige Finanzierung der Krankenversicherung verbunden. Seine Partei trete mit dem Ziel an, mit einer Bürgerversicherung dem zweigeteilten Versicherungsmarkt ein Ende zu bereiten und die Privatversicherten am Einkommens- und Risikoausgleich zu beteiligen. Bei den Wählern räumte er dem Projekt gute Chancen ein.
Sundmacher sprach sich in seinem Plädoyer gegen die Bürgerversicherung aus. Er nannte diese ein gewaltiges sozialpolitisches Experiment, das zu Lasten der Bürger ginge, aber keine Lösungen für die anstehenden Kostenprobleme biete. Stattdessen plädierte er für die Weiterentwicklung des dualen Systems und für mehr Eigenverantwortung der Bürger.
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