Frühjahrsumfrage der norddeutschen M+E-Industrie / Fachkräftekrise gefährdet das fortdauernde Konjunkturhoch
(Hamburg) - "Die Fachkräftekrise verschärft sich immer weiter und wird zur ernstzunehmenden Gefahr für das Konjunkturhoch."
So fasst Thomas Lambusch, Präsident von NORDMETALL, die Ergebnisse der Umfrage zur Frühjahrskonjunktur 2018 unter den Metall- und Elektro-Arbeitgebern im Norden zusammen. "Umso unverständlicher ist es, dass die Große Koalition mit ihren geplanten Gesetzen zum Anspruch auf befristete Teilzeit und zur Einschränkung der sachgrundlosen Befristung die Personalnot in den Betrieben sogar noch verschärfen will." Im Einzelnen beklagen mittlerweile 58 Prozent der Betriebe, dass die Verfügbarkeit von Fachkräften am Arbeitsmarkt unbefriedigend oder schlecht sei, 37 Prozent bestätigen dies für die Suche nach Auszubildenden.
Die Kapazitätsauslastung der Firmen hat mit 89,9 Prozent den höchsten Wert seit zehn Jahren erreicht. Gleichzeitig beurteilen 82 Prozent der Unternehmen ihren Auftragsbestand als relativ hoch oder ausreichend, was zuletzt 2012 in ähnlichem Ausmaß der Fall war. 39 Prozent der Arbeitgeber wollen dementsprechend ihre Mitarbeiterzahl in den nächsten drei Monaten erhöhen, wenn sie denn qualifiziertes Personal finden - auch dies ein Höchstwert seit Beginn des Jahrzehnts. Diese zentralen Ergebnisse der Umfrage von NORDMETALL, dem AGV NORD und drei weiteren Arbeitgeberverbänden unter ihren rund 660 Mitgliedsbetrieben mit 150.000 Beschäftigten in Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, dem nordwestlichen Niedersachen und Schleswig-Holstein stellte Thomas Lambusch heute mit dem NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer und geschäftsführenden Vorstandsmitglied des AGV NORD, Dr. Nico Fickinger, in Hamburg vor.
Rund 87 Prozent der Betriebe beurteilen ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend, ein Prozent mehr als im vorigen Herbst. Besonders positiv schneiden hier Unternehmen aus Hamburg und Schleswig-Holstein ab.
67 Prozent der norddeutschen M+E-Firmen rechnen für die kommenden sechs Monate mit einer gleichbleibend guten Geschäftslage, 24 Prozent erwarten eine Verbesserung, nur 8 Prozent eine Verschlechterung. "Die gute Wirtschaftslage ist dringend nötig, um die Kosten des jüngsten Tarifabschlusses zu erwirtschaften", erklärte Lambusch, der für die Arbeitgeber die Verhandlungen geführt hatte. Den Kostendruck betrachtet Lambusch mit Sorge: "45 Prozent der Betriebe gelingt es nicht mehr, Kostensteigerungen mit Preiserhöhungen aufzufangen, 50 Prozent können dies nur noch teilweise. "Neben den Arbeitskosten ächzen die Betriebe derzeit auch unter steigenden Material- und Bürokratiekosten.
Thomas Lambusch sieht durch den unvermindert wachsenden Fachkräftemangel ernste Gefahren für die norddeutsche M+E-Industrie: "Die Kapazitätsengpässe sind Ergebnisse des leergefegten Arbeitsmarkts. Wenn die Bundesregierung nicht umgehend intensivere Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung einleitet, werden unsere Betriebe immer öfter Aufträge ablehnen müssen, weil einfach das Personal fehlt. Das würde mittel- und langfristig der sehr guten Konjunktur schaden und das verlässliche Image der Marke 'Made in Germany' schwer eintrüben. Wir brauchen dringend eine klug gesteuerte Fachkräfteeinwanderung, die schnellere und unbürokratischere Qualifizierung von bereits zugewanderten Arbeitskräften und einen Maßnahmenkatalog zum Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit", so Lambusch. "Außerdem muss die Politik endlich damit aufhören, die Beweglichkeit der Firmen im Personaleinsatz immer weiter einzuschränken. Zur Industrie 4.0 gehört auch ein moderner, flexibler Arbeitsmarkt."
Der NORDMETALL-Präsident forderte auch eine noch stärkere Berufsorientierung in den mittleren und höheren Klassen, um den ungebrochenen Trend zu Abitur und Studium zugunsten mittlerer Bildungsabschlüsse und nachfolgender Berufsausbildung zu brechen. "Hier sind gerade auch die Kultusminister in unseren norddeutschen Ländern und ganz besonders die Schulsenatoren in den Stadtstaaten gefragt: Wer die industrielle Basis unserer Schiff- und Maschinenbauer, unserer Auto- und Flugzeug-Hersteller in Norddeutschland nicht infrage stellen will, der muss auch in den Schulen entsprechend über Ausbildung und Aufstiegschancen in der Industrie aufklären", sagte Lambusch.
Und im Norden muss deutlich mehr für den Infrastrukturausbau im digitalen wie im Verkehrsbereich getan werden - immerhin in Schleswig-Holstein sehen wir hier Bewegung, die ganz Norddeutschland bräuchte."
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