Fruchtsafthersteller im Plus
(Berlin) - Auch im Jahr ihres 50jährigen Bestehens kann die deutsche Fruchtsaft-Industrie auf stetige, wenn auch moderate Zuwächse zurückblicken. Nach Verbandseinschätzung können die deutschen Fruchtsafthersteller sowohl nach Menge (1,6%) als auch nach Wert (2,4%) für das Geschäftsjahr 2000 gegenüber 1999 ein Plus für sich verbuchen. Diese geringe Wertsteigerung begründet sich insbesondere in der Preisentwicklung in Deutschland und auf dem Importmarkt im vergangenen Jahr als auch in der anhaltenden Schwäche des Euro, teilte der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie e.V. mit .
Geburtstagskind mit Zukunftsperspektive
Am 17. Januar 1951 wurde der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie heute VdF, damals noch Zentralverband der Süßmost- und Obstgetränke-Industrie in Wiesbaden aus der Taufe gehoben. Die ungeheure Dynamik der Branche zeigt sich bereits anhand der Umsätze, die sich bis 2000 mehr als verhundertfachten: von 50 Mio. auf 6 Mrd. DM mit einer industriellen Produktion von rund 4,3 Mrd. Liter Fruchtsaft, -nektar und Fruchtsaftgetränke ohne CO2-Gehalt. Hinter diesen Zahlen steht auch ein rasanter technischer Fortschritt, unter anderem die Einführung neuartiger Verfahren beim Pressen, bei der Mikrofiltration und bei aseptischen Abfüllanlagen. Eine der großen Leistungen der letzten Jahre war die gelungene Integration der Betriebe aus den neuen Bundesländern deren Produktion sich innerhalb nur eines Jahrzehnts verfünffachte.
Saftiger Außenhandel
Wurden Anfang der Siebzigerjahre noch weniger als 100 Mio. Liter ausgeführt, konnte der Export seitdem auf nahezu 1,2 Mrd. DM gesteigert werden. Mit einer Exportquote von circa 20 Prozent liegt die Fruchtsaftbranche mit an der Spitze der deutschen Lebensmittel-Industrie. Die Ausfuhr von Frucht- und Gemüsesäften ist 2000 mengenmäßig um rund 10 Prozent auf 1.780 Mio. Liter gestiegen. Wichtigste Abnehmer waren die Länder der EU, insbesondere Frankreich und die Benelux-Länder. Die eindrucksvolle Steigerung auf rund 200 Prozent allein in den Neunzigerjahren unterstreicht, wie positiv sich die Gesamtausfuhr von Frucht- und Gemüsesäften sowie -nektaren entwickelt hat.
Deutschland auch 2000 im Verbrauch vorne
Der Pro-Kopf-Verbrauch an Fruchtsäften und -nektaren stagniert bei 40,6 Liter im Jahr. Damit leert jeder Deutsche in der Woche durchschnittlich etwa eine 0,75-Liter-Flasche. Im Vergleich: Bei Gründung des Verbandes vor 50 Jahren lag dieser Wert nicht einmal bei einem viertel 0,2-Liter Glas und einem Jahresverbrauch von 1,9 Liter pro Kopf.
Beim Fruchtsafttrinken sind die Deutschen aber auch weiterhin Spitze (40,6 Liter pro Kopf), dicht gefolgt von Österreich (37,8 Liter). Die Schweiz und USA (beide 30 Liter), Finnland, Niederlande, Norwegen, Schweden und Frankreich belegen nacheinander die weiteren Plätze. Nach steigender Tendenz bis Mitte der Neunzigerjahre stagniert der Verbrauch in den meisten europäischen Ländern seit einigen Jahren. Den Aufstieg in die EU-Liga (durchschnittlicher Pro-Kopf-Verbrauch 22,6 Liter) schafften inzwischen Beitrittskandidaten wie Slowenien (21,7 Liter) und Ungarn (19,0 Liter).
Wachstumschancen durch Produktinnovationen
Obwohl der Verbrauch im klassischen Bereich Fruchtsaft und -nektar stagniert, bietet der Markt auch in Zukunft Wachstumschancen. So genannte Frühstücksgetränke, wie zum Beispiel ACE-Säfte, werden bereits auf einen Pro-Kopf-Verbrauch von bis zu 3 Liter im Jahr geschätzt. Während der Konsum von Fruchtsaftschorlen, insbesondere der Apfelsaftschorle, 1995 noch keine Rolle spielte, liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch heute bei knapp 6 Liter Tendenz steigend.
Jahr des Apfels
Weiterhin ist Apfelsaft mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 12,1 Liter im Jahr hierzulande das beliebteste Fruchtgetränk, danach kommt Orangensaft mit 9,5 Liter.
Im Jahr 2000 trugen die Apfelbäume eine schwere Last: Aufgrund der guten heimischen Ernte konnte der Import von Mostäpfeln um mehr als 40 Prozent gesenkt werden. Mit einer Eigenkelterung von rund 770 Mio. Liter wurde selbst das Sensationsjahr 1988 um stolze 50 Mio. Liter übertroffen.
Die Rekordernte war jedoch nicht nur ein Grund zum Jubeln. Durch die im Schnitt niedrigen Öchslewerte mussten weit mehr Äpfel pro Liter Apfelsaft eingesetzt werden als im Vorjahr. Gestiegene Energiepreise trieben die Verarbeitungskosten zusätzlich in die Höhe. Diese Belastungen konnten aber nicht an den Handel weitergegeben werden, wodurch sich die Fruchtsaft-Industrie zusehends in einer Preis-Kosten-Schere im betriebswirtschaftlichen Bereich sieht.
Qualitätssicherung und Verbraucherschutz
Als eine zentrale Aufgabe der nächsten Zeit stellt sich für die deutsche Lebensmittel-Industrie die von der Bundesministerin für Verbraucherschutz in Angriff genommene Agrarwende. Unter der Devise Klasse statt Masse soll ein Mehr an Lebensmittelsicherheit und Kommunikation mit dem Verbraucher erreicht werden ein Vorhaben, dem der VdF durch sein Engagement für Qualitätssicherung und -kontrolle sowie fairen Wettbewerb auch in internationalen Gremien seit seinem Bestehen Rechnung trägt. Ziel dabei: Analyse und Ausschluss möglicher Sicherheitsrisiken vom Baum bis in die Flasche.
Das Qualitätsmemorandum des VdF
Das auf der Mitgliederversammlung des VdF im Mai 2000 in Lindau verabschiedete Qualitätsmemorandum gilt als Richtschnur für das Handeln des VdF und seiner Mitglieder. Das Memorandum, das unter anderem durch Änderung der Rechtsgrundlage in der EU den Verzicht auf Genusssäuren und Korrekturzuckerung fordert, ist als deutsches Reinheitsgebot für Fruchtsäfte anzusehen. Komplettiert wird dieses Memorandum durch den Beschluss auf der Jahresmitgliederversammlung im Mai 2001 in Straßburg, auf negative claims, die andere Produkte im Vergleich abwerten, zu verzichten.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie e.V. (VdF)
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