"Frieden beginnt."
(Berlin) - Die Weihnachtstage waren überschattet von Bildern aus Magdeburg und aus den Kriegsgebieten der Welt. Wie in den vorausgegangenen Wochen und Monaten des Jahres prägten Gewalt und Leid die Nachrichtensendungen. Die Hoffnung auf Frieden scheint in solchen Zeiten weniger begründet denn je.
Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes stellt dazu fest:
„Fast unbemerkt gab es im zu Ende gehenden Jahr einige wenige Länder, in denen Frieden begann. Dort konnte die so schwer überwindliche Schmerzgrenze zwischen Krieg, Stillstand der Waffen und einem wirklichen Neuanfang endlich überschritten werden. Im nördlichen Äthiopien gab es beispielsweise eine solche Zäsur. Dort ist es dem Deutschen Caritasverband mit seinem Hilfswerk Caritas international nach vielen Jahren des Krieges und dem Friedensabkommen von 2022 endlich wieder möglich, in der Region in größerem Umfang tätig zu sein, ohne das Leben der Mitarbeitenden in unverantwortlicher Weise zu gefährden. Dieser Frieden ist ein Segen für die Menschen vor Ort. Er schafft die Basis für Hilfe und eine Perspektive, die dringend benötigt wird“, betont Welskop-Deffaa.
Ein Jahr für den Frieden
Der Deutsche Caritasverband hat 2024 seine Jahreskampagne unter das Motto „Frieden beginnt bei mir“ gestellt. Zum Jahresausklang zieht der Verband Bilanz und ruft dazu auf, nicht müde zu werden beim Versuch, die Welt auch im eigenen Umfeld gerechter und friedlicher zu machen. „Gerade in Zeiten, die von Konflikten und Spaltung geprägt sind, lohnt sich der Blick in den eigenen Spiegel und die Frage ‚Was kann ich selbst tun, um Polarisierungen zu vermeiden und Verständigung zu erleichtern‘. Frieden beginnt nicht, indem ich meine Ohnmacht beklage; er beginnt, indem ich der kranken Nachbarin ein Lächeln schenke und mir Zeit nehme, dem blinden Kind über die Straße zu helfen,“ so Welskop-Deffaa.
Caritassonntag und Spiegelaktionen
Die Kampagne „Frieden beginnt bei mir“ hat 2024 in allen 16 Bundesländern Menschen zu Aktionen und Initiativen inspiriert, Konflikte zu überwinden und Gemeinschaft zu stärken. Ob durch Theaterprojekte, Beratungsangebote, Gewaltpräventionsprogramme, Patenprogramme für geflüchtete Kinder oder auch das tägliche Miteinander – bundesweit haben Caritasverbände gezeigt, wie vielfältig Friedensarbeit sein kann. 230.000 Spiegelaufkleber, 14.000 aufgehängte Plakate, 40.000 verteilte Flyer haben Einrichtungen und Dienste der Caritas dazu ermutigt, aktiv zu werden – für Frieden und gegen Ohnmacht und Gleichgültigkeit. „Unsere tägliche Arbeit als Wohlfahrtsverband ist ein Friedensprojekt: Sie bietet Schutzräume, ermöglicht Versöhnung und hilft Menschen, zu ihrem Recht zu kommen“, so Welskop-Deffaa.
Ein Höhepunkt im Kampagnenjahr war der Caritassonntag, der im September in zahlreichen Gemeinden Raum für Besinnung und Austausch bot. Die Vielfalt der örtlichen Friedensaktionen hat verdeutlicht, dass Frieden im Kleinen beginnt. „Frieden hat viele Gesichter, und jedes zählt“, erklärt Welskop-Deffaa.
„Ich freue mich, dass wir schon im November entschieden haben, die zentrale Auftaktveranstaltung zum Caritassonntag im Jahr 2025 in Magdeburg zu feiern. Wir werden dort der Opfer des Weihnachtsmarktattentats gedenken und den vielen Helfern danken, die mit ihrem Einsatz dazu beigetragen haben, dass die Verletzten gut versorgt und weiteres Leid verhindert werden werden konnte“, so die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes. Sie hatte sich am Samstagabend nach dem Gedenkgottesdienst in Magdeburg mit Malteser-Helfern getroffen und ihnen persönlich für ihr Engagement gedankt.
Zeichen für Frieden und Neuanfang
Viele Aktionen des Caritasverbandes waren 2024 dem Zusammenhang von Demokratie und Frieden gewidmet. Angesichts der Europa- und Landtagswahlen beteiligte sich der Verband an Brandmauer-Demonstrationen und schuf mit seinem eigens programmierten „Frust-o-Mat“ Angebote, um Ärger und Sorgen entlastend in Worte zu fassen. „Wo Menschen sich gehört und verstanden fühlen und wo sie spüren, dass ihre Fragen ernst genommen werden, flacht die Empörungswelle ab, die ansonsten leicht in Wahlentscheidungen für Verfassungsfeinde münden kann,“ so Welskop-Deffaa.
„Frieden kann immer neu beginnen – in uns selbst und in der Welt um uns herum“, erklärt die Caritas-Präsidentin abschließend. „Auch wenn die Jahreskampagne jetzt endet, bleibt unser Auftrag bestehen: Frieden zu stiften, Türen der Hoffnung zu öffnen und Brücken zu bauen. Gerade der beginnende Bundestagswahlkampf macht deutlich, wie wichtig dies ist, weil unterschiedliche Positionen so schnell in gegenseitige Beschimpfungen münden, weil Unzufriedenheit unversehens in Unfrieden umschlagen kann.“
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Caritasverband e.V., Mechthild Greten, Pressereferent(in), Karlstr. 40, 79104 Freiburg, Telefon: 0761 2000
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