Freiwilliges Handwerksjahr nimmt Fahrt auf
(Stuttgart) - Studium oder Ausbildung? Mit dieser Frage setzen sich jährlich zehntausende junge Menschen auseinander. Das Freiwillige Handwerksjahr soll ihnen bei der Entscheidung helfen. Die Idee dazu stammt aus Baden-Württemberg.
Eine Idee, ein Wille und einige Partner – schon war die Erfolgsgeschichte des Freiwilligen Handwerksjahres geschrieben: Erfunden in einem mittelständischen Elektrobetrieb in Holzgerlingen und über die Kreishandwerkerschaft Böblingen sowie die Handwerkskammer Lübeck pilotiert, wurde die Idee nun in den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung aufgenommen.
„Mit dem Freiwilligen Handwerksjahr machen wir ein modernes Angebot für eine Zukunft im Handwerk: Junge Menschen wissen nach der Schule oft nicht, welche Berufe und Karrieremöglichkeiten es gibt und wie die Arbeit in einem Betrieb wirklich aussieht“, weiß Jörg Veit. Er ist Geschäftsführer Personal in der EB-Gruppe (u.a. Elektro Breitling) und Initiator des Freiwilligen Handwerksjahres.
Durch die anfängliche Idee und den positiven Erfahrungen von Jörg Veit hat sich die Firma Held Isolier-Technik aus Schleswig-Holstein inspirieren lassen und das Modell auf 4 Praxiseinsätze in unterschiedlichen Handwerksbetrieben erweitert. Gemeinsam mit der Firma Held konnte die Handwerkskammer Lübeck die Landesregierung in Schleswig-Holstein überzeugen: Ein weiterer wichtiger Meilenstein für die Umsetzung des Freiwilligen Handwerksjahrs.
Der Geschäftsführer der Böblinger Kreishandwerkerschaft, Thomas Wagner, sieht in der Möglichkeit, für ein Jahr in unterschiedlichen handwerklichen Berufen mitzuarbeiten, viele Chancen: „Das ¬ist für junge Menschen eine großartige Möglichkeit, eine fundierte Berufswahl treffen zu können – alles steht offen, von der Tischlerei über das Bäckerhandwerk bis hin zur digitalen Gebäudetechnik. Und die Handwerksbetriebe können dabei ihren potenziellen Azubi kennenlernen.“–Deshalb startet man dieses Jahr im Landkreis Böblingen mit dem neuen Konzept. Das Ziel: Die Übernahme der Projektteilnehmenden in die Ausbildung.
Die Begeisterung ist auch beim Spitzenverband Handwerk BW groß. „Wir freuen uns sehr, dass die künftige Bundesregierung den Mehrwert des Freiwilligen Handwerksjahrs erkannt und es in den Koalitionsvertrag aufgenommen hat“, sagt Patrick Wolf, Geschäftsführer Bildung und Arbeit bei Handwerk BW. Es gelte nun, gemeinsam die entsprechenden Rahmenbedingungen für die Projektidee zu definieren, um eine breite Akzeptanz im Handwerk zu erreichen: „Wir werden hierzu in den kommenden Wochen Gespräche mit Politik, Partnern und Förderern des Projekts führen.“
Angeboten wird das Freiwillige Handwerksjahr bereits seit dem Jahr 2021 bei Elektro Breitling in Holzgerlingen, seit Sommer 2024 in der Handwerkskammer Lübeck und ab Sommer 2025 von weiteren Mitgliedsbetrieben der Kreishandwerkerschaft Böblingen. Junge Menschen können nach der allgemeinbildenden Schule innerhalb eines Jahres bis zu vier Berufe in Langzeitpraktika kennenlernen, inklusive Urlaub und Vergütung.
Quelle und Kontaktadresse:
Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V., Heilbronner Str. 43, 70191 Stuttgart, Telefon: 0711 263709-0