Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

"'Frausein' verhindert gleiche Bezahlung - auch in der Schule" / Bildungsgewerkschaft zum "Equal Pay Day"

(Frankfurt am Main) - "Das 'Frausein' verhindert die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern - auch in der Schule", sagte Anne Jenter, für Frauenpolitik verantwortliches Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), am Freitag (25. März 2011) in Frankfurt am Main mit Blick auf den "Equal Pay Day". Frauen verdienten im Schulbereich im Durchschnitt weniger als Männer. Der Grund: Sie arbeiteten zu 80 Prozent in den unteren Gehalts- bzw. Besoldungsgruppen, in den höheren liege der Frauenanteil dagegen lediglich bei 57 Prozent. "Wir brauchen in Deutschland ein Entgeltgleichheitsgesetz nach dem Vorbild Schwedens. Nur so kommen wir voran, wenn wir die auseinanderklaffende Schere bei der Bezahlung von Frauen und Männern schließen wollen", betonte Jenter.

"Wir wollen an den Schulen die gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit. Bisher werden Lehrkräfte, die - wie in den Grund- und Hauptschulen - stärker erzieherisch arbeiten, schlechter bezahlt als andere Lehrkräfte", erläuterte Jenter. Sie machte sich dafür stark, dass Lehrtätigkeit, die als typisch weiblich angesehen wird, endlich aufgewertet werde: "Nicht die Frauen entscheiden sich für die falschen pädagogischen Berufe, ihre Arbeit braucht mehr Anerkennung - so wird ein Schuh draus."

Jenter wies darauf hin, dass Frauen in Schulleitungsfunktionen unterrepräsentiert seien - und zwar am stärksten dort, wo am meisten Geld gezahlt werde: an Gymnasien, beruflichen Schulen sowie in großen Real-, Förder- und Hauptschulen. Zudem verdienten Frauen unter dem Strich weniger als Männer, weil sie viel häufiger in Teilzeit arbeiteten.

"Lehrerinnen können sich meist nicht frei für einen Vollzeitjob entscheiden, wenn sie Kinder bekommen: Es fehlt ein qualifiziertes, flächendeckendes Ganztagsangebot in Kitas und Schulen", betonte die Gewerkschafterin. Da es in der Regel Aufgabe der Frauen sei, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren, würden sie sich häufig nicht auf Leitungsfunktionen bewerben. Sie stießen vielfach an so genannte "Gläserne Decken".

Jenter mahnte an, dass sich die Vorstellung von Frauen als Zuverdienerinnen verändern müsse: "Das gesellschaftliche Leitbild des Mannes als Familienernährer hat ausgedient. Die Zahl der Frauen, die mit ihrem Einkommen die Familie ernähren, steigt stetig ." Bisher seien als typisch weiblich angesehene Berufe auch deshalb gering geschätzt worden, weil Frauen scheinbar keine eigenständige Existenzsicherung brauchen.

Info: Die oberen Gehalts- bzw. Besoldungsgruppen sind hier einschließlich ab A 13 (Beamte) bzw. E 13 (Angestellte) definiert. Die unteren Gehalts- bzw. Besoldungsgruppen beziehen sich auf A 12 bzw. E 12. Grundlage der Berechnung sind Statistiken des Statistischen Bundesamtes, Fachserie 14, Reihe 6.1, Tabelle 7.6 (2009) und eigene Berechnungen.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulf Roedde, Pressesprecher Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201

(mk)

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