Pressemitteilung | AOK - Bundesverband

Frauen über Behandlung schlecht informiert

(Bonn) - Frauen werden nach eigenen Angaben in Deutschland nicht ausreichend über die Risiken einer Langzeiteinnahme von Hormonen aufgeklärt. Das zeigt eine Befragung, die das wissenschaftliche Institut der AOK (WidO) und das Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) bei einer Untersuchung zur Hormonersatztherapie bei Frauen in den Wechseljahren durchgeführt haben. Als Konsequenz fordern die Autorinnen und Autoren eine bessere Information von Ärzten und Frauen.

Mit Einsetzen der Wechseljahre lässt die körpereigene Östrogenproduktion nach, was zu verschiedenen physischen und psychischen Beschwerden führen kann. Um diese zu lindern, verordnen Ärzte vielen Frauen Hormone.

Die Befragung von rund 2.500 AOK-versicherten Frauen in Hessen und Sachsen-Anhalt gibt Anhaltspunkte für die therapeutische Praxis der Hormonersatztherapie in Deutschland. Nach den Befragungsergebnissen bekommt jede dritte Frau zwischen 40 und 75 Jahren Hormonpräparate. Als Grund für die Behandlung geben zwei Drittel der Frauen ”Wechseljahrsbeschwerden” an, ein Drittel nennt als Grund die Vorbeugung gegen Osteoporose 90 Prozent der Frauen bekamen die Hormone von einem Gynäkologen verschrieben.

Jede dritte Frau gab an, dass die Therapie länger als fünf Jahre dauerte. ”Vor dem Hintergrund der derzeit bekannten wissenschaftlichen Untersuchungen sollte die Langzeiteinnahme von Hormonen kritisch hinterfragt werden”, so Apothekerin Dr. Judith Günther, eine der Autorinnen der WidO-Studie. ”Wissenschaftler gehen davon aus, dass in Abhängigkeit von der Einnahmedauer und vom gewählten Präparat die Gefahr steigt, an Brust- oder Gebärmutterkrebs zu erkranken.” Ein weiteres Ergebnis der Befragung: Zwei Drittel der Frauen, die von einem Facharzt Hormone bekamen, wurden nach eigenen Angaben nicht über die Risiken der Therapie aufgeklärt.

Östrogene nicht immer geeignet
Ein wichtiger Faktor bei der Hormonersatztherapie ist die Frage, ob eine Frau ihre Gebärmutter noch besitzt. Falls ja, und sie entscheidet sich dann für eine solche Therapie, muss sie nach medizinischen Erkenntnissen mit einer Kombination aus Östrogenen und Gestagenen behandelt werden. ”Eine Therapie mit Präparaten, die nur Östrogene enthalten, verbietet sich in diesen Fällen. Je nach Anwendungsdauer und Art der Östrogene kann das Risiko für einen Gebärmutterkörperkrebs um mehr als 1.000 Prozent steigen,” erklärt Dr. Judith Günther. ”Bei der Befragung zeigte sich aber, dass einige Frauen falsche oder zumindest nicht empfehlens-werte Arzneimittel bekamen.”

Schulung der Ärzte erforderlich
Die Autoren der Studie schließen daraus, dass eine von der Pharmaindustrie unabhängige Information der Ärzte dringend erforderlich ist. Ärztinnen und Ärzte sollten in Aus- und Fortbildung über Arzneimittelwirkungen und -anwendungen besser geschult werden. Darüber hinaus müssten, so die Studie, auch die Frauen besser beraten werden: Im Gespräch mit dem Arzt soll jede Frau ausführlich über den Nutzen und die Risiken einer Hormontherapie informiert werden, um sich dann dafür oder dagegen entscheiden zu können.

Quelle und Kontaktadresse:
AOK - Bundesverband Kortrijker Str. 1 53177 Bonn Telefon: 0228/8430 Telefax: 0228/843502

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