Fragwürdige Preis-Kriterien / Vergabe des Deutschen Fernsehpreises nach dem Gießkannenprinzip?
(Berlin) - Der im Reglement völlig umgekrempelte Deutsche Fernsehpreis 2010 wollte zunächst die beste Sendung auszeichnen. Abgeschafft werden die bisher üblichen Einzelauszeichnungen, etwa für Regie, Drehbuch, Musik etc. Zwei Schauspielerpreise sind trotz des eigentlich anders ausgerichteten Konzeptes übrig geblieben.
Nachdem klar wurde, dass die Sendung ein ungeeignetes Auszeichnungskonzept darstellt, wurde den protestierenden Fernsehurhebern mitgeteilt: Prämiert werden künftig Personen in Teams. Bei Fernsehfilmen und Mehrteilern sollen dies gemeinsam sein: der Produzent, der Regisseur, Autor, Kameramann, Cutter, Komponist, Ausstatter und stellvertretend für das Schauspieler-Ensemble die Hauptdarsteller. Außerdem sind für alle Auszeichnungsrubriken Senderverantwortliche hinzugekommen: der Redakteur und manchmal die Redaktionsleitung. Dafür entfernte man im Bereich der Serie den wichtigsten Gestalter, den Regisseur, aus dem auszeichnungsfähigen Team. Völlig übersehen wird, dass im Team unterschiedliche Schöpfungsgrade vorherrschen. Diese werden nun alle über einen groben Leisten geschlagen. Erahnbar wird dabei der Versuch, zentrale Urheberleistung marginalisieren zu wollen. Die ist bisher vor allem im Bereich der Fernsehfilme deutlich geworden, der im neuen Reglement an Leitbildfunktion und Programmgewicht zurück gestuft wird. Beides deutet darauf, dass die Sender als Fernsehpreis-Stifter geneigt sind, ästhetische Verantwortung von den Werkgestaltern auf sich selbst umzulenken.
Bisher gibt es keinerlei anwendbare Kriterien, wie denn eine Teamleistung werkästhetisch einzuschätzen oder zu bewerten ist. Damit stellt sich für BVR-Geschäftsführer Dr. Jürgen Kasten die Frage: "Auf welcher Grundlage und nach welchen Kriterien urteilt die Jury? Das dürfte ihr Geheimnis bleiben oder einem von den Sendern definierten Auszeichnungs- oder Popularitätsproporz geschuldet sein".
Jeder halbwegs angesehene Kulturpreis zeichnet eine klar umrissene, damit abgrenzbare ästhetische Gestaltung aus- und eben nicht eine undifferenzierte Teamvermutung. Die ist genauso unsinnig, wie die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit dem deutschen Fernsehpreis ehren zu wollen. Der BVR fordert deshalb die Stifter auf, ein solch ungenaues Konzept für einen der einstmals wichtigen deutschen Fernsehpreise zu überdenken.
Quelle und Kontaktadresse:
BVR - Bundesverband der Fernseh- und Filmregisseure in Deutschland e.V.
Pressestelle
Augsburger Str. 33, 10789 Berlin
Telefon: (030) 21005-159, Telefax: (030) 21005-162