ForumMIRO 2012: Substanziell überzeugend
(Köln) - Terminüberlagerungen ähnlich gearteter Angebote versucht jeder Veranstalter zu vermeiden. Gelingt dies nicht, ist es umso erfreulicher, wenn das Ergebnis dennoch zufrieden stimmt. Beim ForumMIRO 2012 vom 7.-9. November in Dresden hatten sich der veranstaltende Bundesverband Mineralische Rohstoffe (MIRO) und die Organisatoren der Geoplan GmbH zwar eine Steigerung auf 500 Teilnehmer vorgenommen, waren angesichts der parallel laufenden Events in Freiberg, Berlin und Dortmund nun allerdings mit 430 hochzufrieden. Damit hat die diesjährige Veranstaltung mit ihrem Vorgänger vor zwei Jahren gleichgezogen. Dasselbe trifft auch für die Fachausstellung zu, die gegenüber der Vorveranstaltung sogar noch zulegen konnte. Prof. Dr. Ulrich Hahn, Hauptgeschäftsführer MIRO, konstatierte am Ende ein quantitativ und qualitativ rundum gelungenes Fachforum, das erneut mit vielfältigen und substanziell hochwertigen Informationen im Workshop-Format überzeugte.
Der Gesprächsstoff geht der deutschen Gesteinsindustrie wahrlich nicht aus. Neben der europäischen sorgt auch die deutsche Politik für reichlich Input. Nachfragebedingt zeigt sich die wirtschaftliche Situation für die Branche laut MIRO-Präsident Peter Nüdling in 2011 zwar von ihrer freundlichen und 2012 vermutlich in der Gesamtbilanz von ihrer halbfreundlichen Seite (siehe auch PM_10-2012), doch wer außer den Branchenakteuren denkt heute eigentlich ernsthaft über den mittel- bis langfristigen Nachschub nach? Das zu Unrecht negativ besetzte Thema "Rohstoffsicherung" ist nicht der Politik liebstes Kind. Die Gründe dafür wurden im thematisch gleichgeschalteten Workshop von verschiedenen Seiten beleuchtet. Während Dr. Simone Röhling, BGR, einerseits unsere günstigen Potenziale darstellte, steht unser Förderalismus deren Nutzung häufig als Hemmschuh gegenüber. Eine Tatsache, die auch nicht unbedingt die Arbeit der zuständigen Rohstoffabteilung im Wirtschaftsministerium unter Leitung von MinDir. Werner Ressing erleichtert. Rohstoffpolitik ist Ländersache, daran würde auch ein Bundesraumordnungsplan nichts ändern. So können die Fachleute im BMWi nur raten, die staatlichen Geologischen Dienste besser auszustatten, um die fachliche Expertise zu stärken. Auf Bundesebene bündeln sie ihre Kraft, um versteckten und offenen Plänen in Sachen Rohstoffsteuern und -abgaben eine Abfuhr zu erteilen. Deren vermeintliche Lenkungswirkung hin zu mehr Recycling und Substitution würde beim Recycling-Musterschüler Deutschland ohnehin verpuffen, da bereits recycelt wird, was immer geht. Langsam gewinnt diese Erkenntnis offensichtlich auch im Bundesumweltministerium aufgrund belastbarer Dokumentationen von verschiedenen Seiten an Boden. Zwar will sich dort noch niemand so ganz offiziell von der schönen Vorstellung unendlicher Substitutionsmöglichkeiten trennen, doch wenn MinDir. Dr. Helge Wendenburg erklärt: "Wir müssen lernen, dass es am besten ist, Rohstoffe dort zu gewinnen, wo die Mächtigkeiten und Qualitäten stimmen.", darf das als Ansatz mit einem Plus an Realitätsnähe gelten. Die staatlichen Geologischen Dienste, in Dresden vertreten durch Prof. Dr. Josef Klostermann (NRW), können schließlich ein Lied davon singen, dass Gewinnung bisher jenseits geologisch-praktischer Vernunft vor allem dort stattfindet, wo Nutzungsrechte bestehen und sich sonst keine konkurrierenden Nutzungsansprüche ausmachen lassen. MinDir. Ressing bekräftigte, dass ein Mehr an Ressourceneinsatz nicht automatisch ein Weniger an Nachhaltigkeit bedeuten müsse, was prominente Beispiele belegen würden.
Öffentliche Fehlinterpretationen und die Folgen
Was eigentlich ist der Kern dieses Drangs vieler Menschen zur Deindustrialisierung, hinter der eine unbeschwerte Idylle erwartet wird? Dr. Paul Paez-Maletz vermutet dahinter, wie viele andere Unternehmer sicher auch, "...dass für viele Menschen zwischen wirtschaftlichem Erfolg und Wohlstand kein Zusammenhang mehr besteht." So wird das Unternehmen zur Fehlfarbe im idealisierten Lebensbild. Einen Korrekturstift für diese Fehlinterpretation könnten die von vielen noch nicht ganz realisierten Auswirkungen der Eurokrise liefern. Nur Länder, die es verstanden haben, jenseits von Dienstleistungsangeboten eine breite industrieelle Basis zu erhalten, werden dank eigener Wertschöpfung glimpflich davonkommen oder sich selbst wieder aufrappeln können.
Als "Fehlfarbe" im Kontext der Veranstaltung bezeichnete sich auch der international renommierte Architekt Prof. Dr. Meinhard von Gerkan, der den Festvortrag im Rahmen der Eröffnung hielt. MIRO wollte als Interessenvertreter der mineralischen Roh- und Baustoffproduzenten mit dieser Referentenwahl die Bedeutung der Rohstoffgewinnung und Verarbeitung für das gesamte Baugeschehen unterstreichen. Gerkan dagegen gestand, er habe sich trotz seiner 47 Jahre Tätigkeit für das Bauwesen niemals im Detail mit der Seite der Baurohstoffe auseinandergesetzt - was angesichts eindrucksvoller Natursteinanwendungen oder pigmentgefärbter Sichtbetonflächen möglicherweise nicht so ganz stimmen mag. Mit einer Vielfalt an Beispielen seiner gmp-Partnerschaft zeigte der Stararchitekt, wie er seinen Anspruch, eine Balance von Vielfalt und Einheit herzustellen, in Substanz umsetzte. Parallel schien es ihm aktuell ein Bedürfnis zu sein, seine Abrechnung mit dem Thema Flughafen BER anzukündigen, die im Buch "Black Box" in Kürze ihren schriftlichen Wiederklang finden soll.
Weitere Themen der Veranstaltung waren den Rahmenbedingungen, den Kosten und dem Bauen für die Energiewende, dem Infrastrukturausbau unter immer schwierigeren Finanzierungsbedingungen und ausgewählten Kartellrechtsthemen in der Baustoff-Industrie gewidmet.
Speziell technisch interessierte Teilnehmer erfuhren bei den Workshops zu den Themenkreisen Innovative Fördertechnik, Sieb- und Separationstechnik sowie zum Datenmanagement in Unternehmen der Roh- und Baustoffindustrie, dass jenseits der großen Innovationssprünge, die andere, speziell jüngere Branchen noch verzeichnen, auch in der technisch weitgehend ausgereiften Rohstoffverarbeitung maßgebliche Verbesserungen von sich reden machen. Neue Komponenten, Steuerungen und pfiffige Detaillösungen repräsentieren den Fortschritt, der sich bei Durchsatz, Genauigkeit, Sauberkeit und Energieeffizienz positiv bemerkbar macht.
Schließlich und letztlich kommt eine Veranstaltung dieses Zuschnitts heute eigentlich nicht mehr ohne einen Block zum Thema Biodiversität aus. Dass Gewinnungsstellen regelrechte HotSpots der biologischen Vielfalt sind und viele Schutzgebiete ihren Schutzstatus eigentlich erst dank ehemaliger Steinbrüche oder Kiesgruben erreichen konnten, ist heute zwar längst erkannt - dabei aber längst nicht im gleichen Maße anerkannt. Hier gilt es weiterhin Aufbauarbeit zu leisten, um den Wert für die Gesellschaft darzustellen und auch für die Allgemeinheit greifbar zu machen.
Würdiger Rahmen für Produkte und Wettbewerbe
Neben der aktuellen Wissensvermittlung bot die Veranstaltung wieder einen würdigen Rahmen für die Ehrung besonderer branchenrelevanter Leistungen. Wie schon in den Jahren zuvor erhielten die Bestplatzierten des MIRO-Arbeitssicherheitswettbewerbes vor großem Publikum ihre Auszeichnungen und Urkunden (siehe auch PM 14-21012).
Neues Element am Eröffnungsabend war die Vorstellung und Ehrung der Sieger bei der Leserwahl zum Produkt bzw. zur Marke des Jahres 2012. Der Wettbewerb wurde in diesem Jahr erstmals durch die Fachzeitschrift GesteinsPerspektiven GP gestartet und soll in Zukunft regelmäßig Angebote hervorheben, denen die Akteure in der Praxis ein besonderes Lob als Problemlöser zuerkennen.
Fachliches Angebot, warm up, MIRO-Abend und Fachausstellung mit den Charakterzügen einer kleinen Messe: Das ForumMIRO 2012 wurde nicht nur vom Verband selbst, sondern auch von den Teilnehmern und Ausstellern als sehr erfolgreich und hochkarätig bewertet. Diese Einschätzung gibt den Veranstaltern Auftrieb für die Zukunft, denn bereits in Kürze starten die Planungen für das ForumMIRO 2013, das vom 6.-8. November in Aachen stattfinden wird.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Mineralische Rohstoffe e.V. (MIRO)
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