Fortbildung à la Ulla Schmidt: Ärztekammer Niedersachsen lehnt "Ärzte-TÜV" entschieden ab
(Hannover) - Die von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt erneut ins Gespräch gebrachte Einführung einer berufsständischen Zwangsfortbildung unter staatlicher Aufsicht ("Ärzte-TÜV") stößt auf den energischen Widerstand der Ärzteschaft.
Zwang untergräbt positive Einstellung zum Lernen
Der Präsident der Ärztekammer Niedersachsen, Prof. Dr. med. Heyo Eckel, der auch Vorsitzender des Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung bei der Bundesärztekammer ist, warnt vor der irrigen Annahme, durch Zwang und mit Drohungen ließen sich Ärztinnen und Ärzte in Fortbildungsveranstaltungen "treiben" oder zur Nutzung geeigneter Fortbildungsmedien bewegen. "Zwang untergräbt, wie jeder Pädagoge bestätigt, jede positive Einstellung zum Lernen, wie sie für jeden Lernerfolg unerlässlich ist", sagte der in Göttingen tätige Radiologe, der sich zugleich gegen Qualitätsvergleiche zwischen individuellen Gesundheitsleistungen und Industriemassenprodukten wie Autos, Kochtöpfe oder Herde verwahrte.
Freiwilliges Fortbildungszertifikat erfolgreich
Der niedersächsische Kammerchef warb seinerseits für das bereits erfolgreich angelaufene Modellprojekt eines Freiwilligen Fortbildungszertifikats, das jetzt auch in Niedersachsen mit der Ausstellung der ersten Urkunden für erfolgreiche Fortbildungsteilnahme ein erstes wichtiges Etappenziel erreicht hat. Zertifizierbar ist dabei eine Fortbildung, bei der im Verlaufe von drei Jahren 150 Fortbildungspunkte für die Teilnahme an anerkannten Fortbildungsveranstaltungen und die Nutzung geeigneter Fortbildungsmedien nachgewiesen werden.
In den ersten drei Jahren des Modellprojekts hat die ÄKN mehr als 9.500 Veranstaltungen als fortbildungsgeeignet anerkannt und mehr als 800.000 Teilnahmebescheinigungen ausgestellt. Die z.B. in der Praxis aufzuhängende oder im Internet zu präsentierende Urkunde signalisiert laut Prof. Eckel auch dem Patienten, dass "sein" Arzt oder "seine" Ärztin regelmäßig eine berufsbegleitende Fortbildung, wie sie auch die ärztliche Berufsordnung vorsieht, absolviert hat.
Fortbildungspolizei überflüssig
Nach Auffassung des Kammerpräsidenten hat sich die Organisation der Fortbildung in Selbstverwaltungshand bestens bewährt; der Aufbau einer Art "Fortbildungspolizei" in Form des von der Politik geplanten Deutschen Zentrums für Qualität in der Medizin sei völlig überflüssig, meinte Prof. Eckel.
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