forsa-Umfrage: Fehlende Planbarkeit und ständige Wechsel der Unterrichtsformen größte Herausforderungen
(München) - Die aktuelle forsa-Umfrage unter Lehrkräften zeigt, dass die Organisation der verschiedenen Unterrichtsformen und die fehlende Planbarkeit aktuell als größte Herausforderungen empfunden werden. Als ebenfalls schwierig benennen viele Lehrerinnen und Lehrer die mangelhafte technische Ausstattung und die geringere Motivation der Schüler im Distanzunterricht.
In einer offenen Befragung wurden bundesweit 1.501 Lehrkräfte, davon 212 in Bayern, nach den für sie größten Problemen durch die Corona-Situation befragt. Die aktuell veröffentlichten Ergebnisse haben BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann wenig überrascht: "Die Hauptlast unserer Lehrerinnen und Lehrer liegt darin, dass sie nicht nur Präsenz-, Wechsel- und Distanzunterricht sowie Notbetreuung stemmen, sondern dies oft unter sehr kurzfristig wechselnden politischen Rahmenbedingungen leisten müssen. Dass dies eine große Herausforderung für unsere Kolleginnen und Kollegen ist, sehen wir jetzt auch schwarz auf weiß."
Insgesamt ergibt sich in Bayern ein ähnliches Bild wie bundesweit: 17 Prozent der befragten Lehrkräfte in Bayern nennen die fehlende Planbarkeit und die kurzfristigen Politikwechsel in Bezug auf Unterrichtsformen und Corona-Regeln als eines der größten Probleme. 14 Prozent betrachten die hohe Arbeitsbelastung durch die Organisation und Durchführung mehrerer Unterrichtsformen (Präsenz-, Digital-, Wechselunterricht, Notbetreuung) als große Herausforderung. Auch der Lehrermangel sorge für erhebliche Probleme (13 Prozent).
Die Auswirkungen der Schulschließungen werden von den Lehrkräften in Bayern etwas negativer beurteilt als von ihren Kolleginnen und Kollegen bundesweit: Schulschließungen, Distanzunterricht und Homeschooling stellen für 18 Prozent der bayerischen Lehrerinnen und Lehrer ein großes Problem dar (bundesweit
15 Prozent). Ebenso viele betrachten die geringe Motivation der Schülerinnen und Schüler im Distanzunterricht als problematisch, 11 Prozent nennen außerdem die wachsenden Leistungsunterschiede. Auch Lernrückstände, fehlender Kontakt zwischen Lehrer/innen und Schüler/innen (beides 9 Prozent) und die emotionale Belastung der Schüler/innen sowie deren fehlender Kontakt untereinander (7 Prozent) werden als negative Auswirkungen von Unterrichtsausfall, Distanz- und Wechselunterricht angesehen. 8 Prozent halten eine Leistungsbewertung ihrer Schüler für kaum möglich.
Der dritte Problembereich betrifft die Digitalisierung und die vielerorts mangelhafte technische Ausstattung: Technische Schwierigkeiten und schlechtes Internet werden von 15 Prozent der Lehrkräfte in Bayern als großes Problem angesehen. 16 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer nennen die schlechte Ausstattung und fehlende Geräte der Lehrkräfte als großes Problem, 8 Prozent die fehlenden Endgeräte auf Seiten der Schülerinnen und Schüler.
Und schließlich gaben 7 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer in Bayern an, im Zusammenhang mit der Durchsetzung von Corona-Schutzmaßnahmen von psychischer Gewalt betroffen, also persönlich beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt worden zu sein. 6 Prozent gaben an, dass sie in dieser Weise über das Internet angegangen wurden. Als häufigste Ansprechpartner für solche Erfahrungen wurden andere Lehrkräfte und die Schulleitung genannt. Dieser Befund deckt sich mit dem für das gesamte Bundesgebiet.
"Die Umfrage zeigt ein deutliches Bild: Über ein Jahr Ausnahmezustand mit paralleler Umsetzung verschiedener Unterrichtsformen und einer extrem hohen Arbeitsbelastung zehrt an den Kräften unserer Lehrerinnen und Lehrer. Dass sie in dieser Krisensituation auch noch vermehrt angegangen werden, darf einfach nicht sein. Auch hier ist die Politik gefordert", so BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.
Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)
Birte Pretz, Assistentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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