Flugzeugunglück Germanwings: Kann ein Suizid sicher rechtzeitig erkannt werden?
(Berlin) - Wie jetzt bekannt wurde, ist davon auszugehen, dass der 28-jährige erste Offizier der in Südfrankreich verunglückten Germanwings-Maschine das Flugzeug absichtlich in den Sinkflug und zum Absturz gebracht hat. Ob ausschließlich personenbedingte Ursachen vorlagen ist nicht bekannt. Ob Suizidabsichten im Vorfeld erkannt werden können, lässt sich nicht generell beantworten. Aus einzelnen Verhaltensweisen lässt sich kein Hinweis ablesen, ob eine Suizidgefährdung vorliegt, sagt Dipl.-Psych. Dr. Stefan Leidig. "Es müssen mehrere Problembereiche über eine längere Zeitspanne auftreten."
Nach Auskunft der Lufthansa hat der Co-Pilot ordnungsgemäß seine Ausbildung durchlaufen. Lufthansa-Piloten werden nach einem speziellen psychologischen Untersuchungsverfahren zu Beginn ihrer Ausbildung untersucht.
Leidig nennt Merkmale, die, wenn sie gehäuft auftreten, auf eine Suizidabsicht hindeuten könnten:
- Gespräche mit den Kollegen über den zunehmenden Druck und das Gefühl, nicht mehr damit zurecht zu kommen
- Gedanken und Gefühle, den Belastungen von Arbeit und Familie ein Ende zu bereiten
- Reden über konkrete Pläne, wie man das eigene Leben beenden will
- den Kollegen sagen, dass man sie vermissen wird, und sich von ihnen zu verabschieden, ohne dass man erklärt, wo man hingeht
- Wiederholte Gespräche über den Tod
- Eine bereits bekannte Depression, gepaart mit einer Zunahme von Fehlzeiten oder Zuspätkommen
- Rückzug vom normalen und gewohnten Umgang mit den Arbeitskollegen
- eine Veränderung des äußeren Erscheinungsbildes, die darauf schließen lässt, dass sich die Betroffenen nicht mehr um sich selbst kümmern (Kleidung, Körperpflege)
Über Verhaltensänderungen des Piloten ist nichts bekannt.
Für terroristische Hintergründe gibt es nach Auskunft des Bundesinnenministers keine Erkenntnisse, die Sicherheitsabfragen brachten keine Einträge.
"Wir trauern mit allen Betroffenen", betont Dipl.-Psych. Barbara Lubisch, Bundesvorsitzende der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV), "und stehen mit unserem psychotherapeutischem Wissen bereit".
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