Pressemitteilung | Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen e.V. - Der Flughafenverband (ADV)

Flughafenverband ADV: Luftverkehrsgipfel nutzen, um Flughäfen in wirtschaftlicher Notlage schnell und wirksam zu unterstützen

(Berlin) - "Die deutschen Flughäfen begrüßen die Ankündigung des Bundesverkehrsministers, für den 06. November 2020 zu einem Luftverkehrsgipfel einzuladen. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten verbinden die Flughafenbetreiber mit dem Spitzentreffen die Hoffnung auf schnelle Finanzhilfen", erklärt Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV. Bereits bei der heute und morgen stattfindenden Konferenz der Verkehrsminister (VMK) sind Bund und Ländern aufgerufen, die entsprechenden Weichenstellungen vorzunehmen, so der Flughafenverband ADV in seiner Stellungnahme.

Tatsächlich sind schnelle Hilfen nötiger denn je. Die Aussichten für die Flughäfen haben sich wegen der verschärften Quarantäneregelungen und neuer staatlicher Reisebeschränkungen weiter verschlechtert. Die Lage ist im Frühherbst deutlich schlechter als noch Anfang Sommer erhofft. Auch die Buchungszahlen lassen keine Besserung erkennen. Mit einem Passagiervolumen von weniger als 20 Prozent gegenüber der Vor-Corona-Zeit befindet sich die Luft- und Reisebranche faktisch in einem zweiten Lockdown. Alle Appelle und Angebote für eine verstärkte Teststrategie für Flugreisende blieben mehr oder weniger ungehört.

Forderung der Flughäfen: Ausgleich der Vorhaltekosten von 740 Millionen Euro
"Durch den dramatischen Verkehrseinbruch sind viele Flughäfen in ihrem Fortbestand gefährdet", so ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. "Die Flughafenstandorte sind unverschuldet in eine existenzbedrohende Krise geraten. Gerade während der Zeit des harten Lockdowns zeigte sich die unverzichtbare Funktion der Flughäfen. Als LKWs vor verschlossenen Grenzen im Stau standen, wurden versorgungsrelevante Flüge über die Flughäfen abgewickelt. Alle Flughäfen waren betriebsbereit im Rahmen der öffentlichen Daseinsvorsorge. Bund und Länder sind aufgerufen, die Flughäfen schnell und wirksam zu unterstützen. Ein erster wichtiger Schritt wäre die Übernahme der Lockdown-Kosten in Höhe von 740 Millionen Euro. Hier hat der Beschluss des Bundesrates in der vorigen Woche ein wichtiges Zeichen gesetzt, indem er für eine Übernahme der Bereitstellungskosten zur Offenhaltung der Flughäfen während der Corona-Pandemie eintritt."

Alarmierende Werte der deutschen Verkehrsflughäfen im Blick:
- 80 Prozent weniger Passagiere zu September 2019
- 27 Mrd. EUR jährliche Bruttowertschöpfung der Flughäfen in Gefahr
- 740 Mio. EUR Vorhaltekosten für die Zeit des Lockdowns
- 2 Mrd. EUR Umsatzausfälle von März bis Ende September 2020
- 10 Mio. EUR tägliches Einnahmedefizit
- 3,6 Mrd. EUR Einnahmerückgang 2020
- 2,6 Mrd. EUR Einnahmerückgang 2021
- Ein Viertel der über 180.000 Arbeitsplätze an Flughafenstandorten gefährdet
- Liquidität an fast allen Standorten nur noch bis in das 2. Halbjahr 2021
Corona-bedingter Verkehrseinbruch - der Lockdown setzt sich faktisch bis 2021 fort.
Die Passagierzahlen werden 2021 höchstens die Hälfte des 2019er Niveaus erreichen.

Durch die Corona-Pandemie kam der Verkehr an den Flughäfen fast vollständig zum Erliegen. Bis Ende September fehlen den deutschen Flughäfen über 150 Mio. Passagiere. Die Verkehrszahlen liegen bei unter 20 Prozent der Vorjahreswerte. Reisebeschränkungen, restriktive Quarantäneregeln und ungenügende Teststrategien beeinträchtigen die Wiederaufnahme des Flugbetriebs. Im Winterhalbjahr stellt sich für die ersten Flughäfen die Überlebensfrage. Eine spürbare Erholung wird nicht vor dem Frühsommer 2021 erwartet. Für das kommende Jahr rechnen die meisten Standorte mit weniger als der Hälfte der Reisenden gegenüber 2019. Das bedeutet, statt 250 nur knapp 120 Mio. Passagiere an den deutschen Flughäfen.

Entwicklung der Gesamterlöse und der Jahresfehlbeträge:
Voraussichtliche Gesamtumsatzerlöse für 2020 (im Vergleich zu 2019): -52,4%
Voraussichtliche Gesamtumsatzerlöse für 2021 (im Vergleich zu 2019): -40,2%
Jahresfehlbeträge für 2020: -1.711 Mio. EUR
Jahresfehlbeträge für 2021: -1.211 Mio. EUR

Durch den andauernden Einbruch des Luftverkehrs sind viele Flughäfen sowie zahlreiche Dienstleistungsunternehmen an den Standorten existenziell bedroht. Der jährliche Umsatz der ADV-Flughäfen lag im Jahr 2019 bei knapp 6,5 Mrd. EUR. Derzeit gehen den ADV-Flughäfen täglich 10 Mio. EUR an Einnahmen verloren. Die gesamten Umsatzausfälle summieren sich von März bis Ende September 2020 bereits auf über 2 Mrd. EUR. Für das Gesamtjahr 2020 prognostiziert die ADV einen Einnahmerückgang von ca. 3,6 Mrd. EUR. Für das kommende Jahr 2021 werden lediglich 3,9 Mrd. EUR Einnahmen im Vergleich zu einem Gesamtumsatz von ca. 6,5 Mrd. EUR in 2019 erwartet.

Kosten- und Erlösausfälle im Zeitraum des harten Lockdowns (März bis Juni 2020):
Erlösausfälle von März bis Juni 2020: ca. 1.300 Mio. EUR
Vorhaltekosten von März bis Juni 2020: ca. 740 Mio. EUR
Erhaltene staatl. Beihilfen für März bis Juni 2020: ca. 15 Mio. EUR (exkl. BER)
Anteil gefährdeter Arbeitsplätze:
Mitarbeiter an Flughäfen 2020: > 180.000 MA
Anteil gefährdeter Arbeitsplätze 2020/21: bis zu ¼

Auch die eingeleiteten drastischen Sparmaßnahmen können den Einnahmerückgang auf der Kostenseite nicht annähernd auffangen. Die Vorhaltekosten für die Bereitstellung der Infrastruktur während der Zeit des harten Lockdowns (März bis Juni 2020) belaufen sich über alle Flughafenstandorte auf knapp 740 Mio. EUR.

Obwohl die "Bundesrahmenregelung Beihilfe für Flugplätze" vom 11. August 2020 es ermöglicht, sind bislang kaum Beihilfen für Flughafenstandorten geflossen. Es droht der Abbau von bis zu einem Viertel der über 180.000 an Flughafenstandorten beschäftigten Mitarbeiter in Deutschland.

Volkswirtschaftliche Bedeutung der Flughäfen:
Mit einer Bruttowertschöpfung in Höhe von 27 Mrd. EUR sind die Flughäfen ein stabiler und unverzichtbarer Wachstumsgeber sowie Garant für gleichwertige Lebensverhältnisse in den Regionen. Zwei Mrd. Euro investieren die ADV-Flughäfen jährlich in den Ausbau ihrer Infrastruktur. Privat- und Geschäftsreisende sowie Frachtversender profitieren von einer weltweiten Anbindung an die Wirtschaftszentren und Tourismusregionen. Von den deutschen Flughäfen wurden 2019 mehr als 600 Flugziele im Passage- und Frachtverkehr durch Direktflüge erreicht. Wertmäßig wurden knapp 30 Prozent aller deutschen Exporte mit dem Flugzeug nach Übersee befördert.

"In einer international vernetzten Welt sind der Luftverkehr und die Flughäfen ein wichtiger Garant für den Wohlstand in Deutschland. Jetzt sind Bund und Länder zum entschlossenen Handeln aufgefordert. Flughäfen benötigen dringend Zuwendungen zur wirtschaftlichen Stabilisierung", so ADV-Hauptgeschäftsführer Beisel abschließend.

Quelle und Kontaktadresse:
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen e.V. - Der Flughafenverband (ADV) Isabelle B. Polders, Leiterin Verbandskommunikation Friedrichstr. 79, 10117 Berlin Telefon: (030) 310118-0, Fax: (030) 310118-90

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