Finanzbildung: Werbung gehört nicht ins Klassenzimmer
(Berlin) - Unabhängige und werbefreie Finanzbildung an Schulen: Dafür spricht sich die deutliche Mehrheit der Verbraucher:innen aus. Das ergab eine repräsentative forsa-Befragung im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Die Erfahrungen des vzbv zeigen allerdings, dass nicht alle frei verfügbaren Unterrichtsmaterialien diese Anforderungen erfüllen. Die Bundesregierung muss daher mit der geplanten Finanzbildungsstrategie verbindliche Standards für unabhängige und qualitativ hochwertige Bildung setzen, fordert der vzbv.
„Finanzbildung ist wichtig. Entscheidend ist, wer diese wie vermittelt. Inhaltliche Einflussnahme und Werbung haben in der Bildung nichts zu suchen. Unabhängigkeit ist gerade bei Geldfragen ein hohes Gut. Daran muss sich die Finanzbildungsstrategie der Bundesregierung messen lassen“, so Vera Fricke, Leiterin des Teams Verbraucherbildung im vzbv.
Das Bundesministerium der Finanzen und das Bundesministerium für Bildung und Forschung arbeiten aktuell an einer nationalen Finanzbildungsstrategie, die auf Vorschlägen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) basiert.
Repräsentative Befragung: Finanzbildung soll unabhängig sein
Der deutlichen Mehrheit der Verbraucher:innen (93 Prozent) ist es sehr oder eher wichtig, dass Finanzbildung in der Schule vermittelt wird. Dabei wollen neun von zehn Verbraucher:innen (90 Prozent), dass Unterrichtsmaterialien und Inhalte unabhängig, also frei von wirtschaftlichen Interessen, sind. Auch für werbefreie Materialien und Inhalte spricht sich eine deutliche Mehrheit der Befragten aus (86 Prozent).
Bildungsangebote der Wirtschaft weisen Mängel auf
Schulen und Lehrkräfte sind bereits Zielgruppe unterschiedlicher Angebote aus der Wirtschaft. Bankmitarbeiter übernehmen etwa den Unterricht zu Finanzthemen, Finanzdienstleister entwickeln Unterrichtsmaterialien. Doch nicht alle Angebote sind empfehlenswert, zeigt eine Analyse des Materialkompasses, einer Datenbank für qualitätsgeprüfte Unterrichtsmaterialien des vzbv. Im August 2024 waren 130 Materialien zu Finanzthemen online, begutachtet und bewertet von unabhängigen Expert:innen. Bei den Angeboten aus der (Finanz-)Wirtschaft, war der Anteil der Materialien mit der Note befriedigend oder schlechter am höchsten (18 von 33). Die Gutachter:innen des Materialkompasses kritisierten unter anderem, dass die Materialien keine kritische Urteilsbildung zu Finanzthemen ermöglichen.
Unabhängigkeit und Qualität sicherstellen
„Wenn Finanzbildung in den Händen der Finanzwirtschaft liegt, wird es immer ein Risiko der Einflussnahme geben“, so Fricke. Bundesfinanz- und Bundesbildungsministerium müssen in der Finanzbildungsstrategie konkret definieren, wie die inhaltlich-didaktische Qualität und Unabhängigkeit der Angebote gewährleistet wird. Aus Sicht des vzbv ist wichtig: Eine Zertifizierung von Anbietern genügt nicht. Stattdessen muss die Qualität des einzelnen Angebots geprüft werden. Der Materialkompass des vzbv macht vor, wie es gehen kann.
Verbraucherschutzexpertise einbinden
Der vzbv und die Verbraucherzentralen haben jahrzehntelange Erfahrung in der Vermittlung von Finanz- und Verbraucherkompetenzen. Das Bundesfinanzministerium plant nun eine Stiftung, die die Umsetzung der Finanzbildungsstrategie steuert. Die Verbraucherschutzexpertise muss hierbei strukturell eingebunden sein, fordert der vzbv. „Finanzbildung verbindet die Themen Finanzen, Bildung und Verbraucherschutz. Einen Gewinn für die Finanzbildung wird es nur geben, wenn Expertise aus diesen drei Bereichen auch berücksichtigt wird“, so Fricke.
Methode
Repräsentative Telefonbefragung (19. bis 23. September 2024) von forsa im Auftrag des vzbv. Basis: 1.001 Personen ab 18 Jahren. Statistische Fehlertoleranz: max. ± 3 Prozentpunkte.
Quelle und Kontaktadresse:
(vzbv) Verbraucherzentrale Bundesverband e.V., Rudi-Dutschke-Str. 17, 10969 Berlin, Telefon: 030 258000, Fax: 030 25800218