Finale der Deutschen Rallye-Meisterschaft bei der ADMV-Lausitz-Rallye: Spannender Schotter-Showdown in der Lausitz
(Frankfurt am Main) - Schon lange war das Finale der DRM (Deutsche Rallye-Meisterschaft) nicht mehr so spannend wie 2007. Vor der ADMV-Lausitz-Rallye (18. bis 20. Oktober) gibt es mit Hermann Gaßner (Surheim / 94 Punkte), Sandro Wallenwein (Stuttgart / 83) und Lars Mysliwietz (Piesbach / 82) gleich drei Anwärter auf die Meisterkrone. Erst auf den Schotterpisten in der Braunkohle-Tagebauregion rund um Weißwasser fällt die entgültige Entscheidung. Aber auch hinter dem Führungstrio wird es noch einige Verschiebungen im Meisterschaftsklassement geben. Da einige Teams aus den Top 10 des Gesamtklassements auf einen Start auf den äußerst selektiven Prüfungen in der Lausitz verzichten, gibt es für andere die große Chance, sich beim Finale noch deutlich zu verbessern. Das ausgeklügelte Punktesystem der DRM erlaubt es dabei sogar, dass auch Teams aus kleineren Divisionen in der Endabrechnung ganz vorne in der DRM-Wertung dabei sein können.
Die beste Ausgangssituation hat beim DRM-Showdown der Bayer Hermann Gaßner mit seinem Co-Piloten Siggi Schrankl (Obing) im Mitsubishi Lancer Evo 9. Nach 1995 und 2003 könnte sich das bayerische Rallye-Urgestein zum dritten Mal die deutsche Rallye-Krone aufsetzen. Er liegt elf Punkte vor Wallenwein und zwölf vor Mysliwietz eine scheinbar lösbare Aufgabe. Doch Gaßner gibt sich vor dem Finale gewohnt wortkarg. Sein jetzt schaun mer mal gleicht da schon einem emotionalen Ausbruch. Der Routinier kennt die fordernden Strecken der Lausitz nur zu gut und will materialschonend, aber dennoch so schnell wie möglich fahren. Denn um sich den Titel zu sichern, muss er erst einmal die Zielflagge in Weißwasser sehen. Er darf dabei sogar durchaus hinter Wallenwein rangieren, doch ein Ausfall auf den beinharten Prüfungen in der Oberlausitz würde seine Titelambitionen massiv gefährden. Nachdem Gaßner zum DRMAuftakt in Hessen erfolgreich war und vor Wallenwein (Subaru Impreza STi) gewann, legte der Schwabe in Sachsen und im Saarland nach und erkämpfte sich gemeinsam mit Co-Pilot Pauli Zeitlhofer (Österreich) die Meisterschaftsführung. Doch zwei Nullrunden beim DRM-Doppellauf im Rahmen des deutschen Weltmeisterschaftslaufes warfen ihn wieder hinter Gaßner zurück. Ich freue mich auf die Lausitz, auch wenn die Vorbereitung für eine einzelne Schotterrallye im Meisterschaftskalender einen sehr großen Aufwand bedeutet, so der Schwabe. Für ihn gibt es auf jeden Fall einen Grund zum Feiern, Platz drei in der DRM ist mir sicher, und das ist mein bislang bestes Meisterschafts-Resultat. Alles was besser ist, wäre einfach genial. Für Wallenwein ist die Lausitz Neuland, von den drei Titelaspiranten habe ich wohl die geringste Erfahrung auf den Prüfungen rund um Weißwasser. Bei meinem ersten Start im letzten Jahr kam ich nur bis zur vierten Prüfung und außerdem: Meine letzte Schotterrallye bin ich in Wittenberg gefahren, und das ist schon Jahre her.
Treffen der ehemaligen DRM-Champions
In ihrer Division sind Gaßner und Wallenwein nicht die alleinigen Stars. Aus der DRM-Truppe lauern die beiden Youngster Florian Auer und Rudi Hachenberg sowie der Sachse Peter Corazza (alle Mitsubishi Lancer) darauf, ihre Schnelligkeit auf Schotter zu beweisen. Eine zusätzliche Hürde für die Allrad-Fraktion aus der ersten Liga des deutschen Rallyesports sind enorm starke Gaststarter. Mit fast 30 Teams ist die Division 1 bestens besetzt, geradezu scharenweise kommen vor allem skandinavische Schotterspezialisten in die Lausitz und werden beim Kampf um den Sieg ihre Routine auf losem Untergrund in die Wagschale werfen. Als besondere Gäste haben sich außerdem gleich drei ehemalige DRMChampions angesagt. Der Mecklenburger Armin Kremer (Deutscher Rallye-Meister von 1996, 1998 und 1999, Europameister von 2001 und Asien-Pazifik-Meister von 2003) pilotiert einen Subaru Impreza STi. Als Co-Pilot fungiert Manfred Hiemer, der im Jahr 1980 mit Erwin Weber Deutscher Meister war und der Szene heute als Mitglied des DMSB-Fachausschuss Rallye verbunden ist. Matthias Kahle, deutscher Rekord-Rallyemeister (1997, 2000 bis 2002 und 2004 bis 2005) und Lokalmatador im Oberlausitzer Revier wird mit Christian Doerr (Dresden) auf dem Co-Piloten-Sitz in einem Skoda Octavia WRC ins Geschehen eingreifen. Mit Armin Schwarz ist ein weiterer ehemaliger DRM-Meister (1987 und 1988) im Vorauswagen am Start: Er pilotiert einen Porsche Cayenne.
Mysliwietz lauert auf seine Chance
Für Gaßner und Wallenwein bedeutet die überaus starke Besetzung der Division 1 eine noch anspruchsvollere Aufgabe. Denn jeder Konkurrent, der sich im Endklassement vor ihnen platziert, bedeutet für sie weniger Meisterschaftspunkte. Der Meisterschaftsdritte Lars Mysliwietz könnte da zum sprichwörtlich lachenden Dritten werden denn er zählt in seiner Division zum Kreis der Siegkandidaten. Mit diesen Punkten könnte er rein rechnerisch sogar noch den DRM-Gesamtsieg einfahren. Mit Co-Pilot Oliver Schumacher (Fluterschen) reist er mit einem speziell für diesen Schottereinsatz neu aufgebauten Honda Civic Type R in die Lausitz. Am Wochenende vor und nach dem DRM-Finale finden die Finalläufe zu den ADAC Rallye Masters statt. Dort haben wir ebenfalls die Chance auf einen Podestplatz, erklärt Schumacher. Einen zweimaligen Umbau von Asphalt auf Schotter hätten wir in der kurzen Zeit nicht hinbekommen. Trotz der Titelchance geht Mysliwietz jedoch entspannt an den Start, wir haben mit dem dritten Platz jetzt schon mehr erreicht, als wir vorher zu träumen gewagt haben. Der Saarländer bekennt zudem: Das Fahren auf Schotter liegt mir nicht, vor allem bin ich nicht bereitt ein Auto so zu quälen wie es erforderlich wäre, um auf dem Schotter in der Lausitz vorne mit dabei zu sein.
Suzuki-Piloten vor der Qual der Wahl
Für Kopfzerbrechen sorgt die Lausitz-Rallye bei jenen Piloten, die sich neben der DRM auch in den Suzuki-Rallye-Cup eingeschrieben haben. Denn für das Championat der japanischen Kleinwagen wurde eine (verkürzte) Cup-Rallye mit nur sechs Prüfungen über 90 Kilometer aufgelegt, die vor dem eigentlichen DRMFeld über die Prüfungen fährt. Zwar können die Teilnehmer alternativ auch für das DRM-Feld (elf WPs über rund 170 km) nennen. In diesem Fall werden ihre Zeiten auf den entsprechenden WPs auch für das Cup-Ergebnis gewertet. Doch die fast doppelt so lange Strecke bedeutet auch eine höhere Belastung des Materials und eine höhere Ausfallwahrscheinlichkeit. Schade etwa für den Luxemburger Hugo Arellano, der im Suzuki Swift auf dem sensationellen siebten Zwischenrang der DRM liegt. Er entschied sich für die weniger harte Cup-Rallye und wird seinen Platz damit wohl kampflos verlieren. Immerhin darf er sich über Punkte für das Nachwuchs-Championat des japanischen Herstellers freuen, wo er mit Felix Herbold um den zweiten Platz in der Swift-Wertung fightet. Fest steht im Cup allerdings bereits, dass einer der Meister Hermann Gaßner heißt: Der 18-jährige Junior des derzeitigen DRM-Führenden entschied mit Co-Pilotin Kathi Wüstenhagen bei der Thüringen-Rallye die Ignis-Wertung des Rallye-Cups für sich und geht so dem Vater mit gutem Beispiel voran.
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