Pressemitteilung | Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V. (BDP)

Festakt mit Bundesministerin Aigner zum Vorsitzendenwechsel im BDP / BDP-Vorsitzende Franck: "Nutzen Sie die Pflanzenzüchter als Think Tank!"

(Berlin) - Anlässlich des Vorsitzendenwechsels im Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e. V. (BDP) unterstrich Bundesministerin Ilse Aigner in einem Festakt am 11. Juni 2013 in Berlin die Bedeutung der Pflanzenzüchtung für eine nachhaltige Landwirtschaft, die auch unter veränderten Umweltbedingungen die steigende Weltbevölkerung ernähren kann. Gemeinsam mit hochrangigen Vertretern aus Politik, Agrarwirtschaft und Wissenschaft würdigte sie das mehr als 30jährige Engagement von Dr. Kartz von Kameke für die Branche. Von Kameke hatte im April nach 16 Jahren als Vorsitzender des BDP den Führungsstab an Stephanie Franck übergeben. Die BDP-Vorsitzende bekräftigte die Verantwortung der Pflanzenzüchter bei der Lösung globaler Herausforderungen durch moderne Sorten, betonte aber gleichzeitig die Notwendigkeit entsprechender gesetzlicher Rahmenbedingungen für die Züchtung. "Nutzen Sie uns als Think Tank, um gemeinsam die Innovationen zu ermöglichen, die die Landwirtschaft in die Lage versetzten, die gewaltigen Aufgaben zu meistern, die vor ihr liegen", forderte sie Ministerin Aigner auf.

Besorgt zeigte sich Franck über die EU-Verordnung zur Umsetzung des Nagoya-Protokolls, die die in Deutschland stark mittelständisch geprägte Pflanzenzüchtung stark gefährde. Sie warb um Unterstützung der Bundesregierung dafür, den freien Zugang zu Zuchtmaterial zu erhalten. Den Erhalt von biologischer Vielfalt sieht auch die Ministerin als zentral für die Politik ihres Hauses und für eine nachhaltige Landwirtschaft. Dazu gehöre nicht nur Erhaltung, sondern auch der Zugang zu den genetischen Ressourcen. In ihrer Festansprache lobte sie die gute Zusammenarbeit mit den Pflanzenzüchtern, die entscheidend durch von Kameke geprägt worden sei. Er habe das Ansehen des deutschen Züchterwesens international gemehrt und die Interessen der deutschen Saatgutwirtschaft mit unermüdlichem Einsatz vertreten. Die weiteren von Franck gesetzten Schwerpunkte wie der Schutz geistigen Eigentums, die Abgrenzung von Sorten und Patentschutz und die Förderung der Züchtungsforschung stünden in den nächsten Jahren auch auf der Agenda des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, weshalb der intensive Austausch ihres Hauses mit den Züchtern auch künftig fortgesetzt werde.

Gerard Backx, Präsident der European Seed Association (ESA), hält es für unerlässlich, der Öffentlichkeit zu verdeutlichen, wie wichtig die Pflanzenzüchtung für die Gesellschaft ist. Die Ernährung von neun Milliarden Menschen auf der Erde bis zum Jahr 2050 sei durch nachhaltige Ertragssteigerungen in der Landwirtschaft weltweit zu sichern. Mehr Leistung bei gleichem Aufwand lasse sich nur durch die Verbesserung der Pflanzengenetik erreichen. Die europäische Politik habe großen Einfluss auf die züchterischen Belange. Die neuen gesetzlichen Regelungen werden die Rahmenbedingungen für die Züchter verändern. Dabei laufe man derzeit in Europa Gefahr, durch eine Vernachlässigung der züchterischen Belange die Produktivität in der Landwirtschaft und damit Umwelt- und Verbraucherschutz nicht voran zu bringen.

Werner Schwarz, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) erkannte in seinem Grußwort die zentrale Rolle der Pflanzenzüchtung für die Landwirtschaft an. Die Herausforderung einer intensiveren, aber auch nachhaltigeren Landwirtschaft, die Umweltaspekte stärker berücksichtigen müsse, könne nur mithilfe der Pflanzenzüchtung bewältigt werden. Er plädierte für eine dringend notwendige Förderung der Agrarforschung und rief zur Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft auf, damit Fakten und nicht Meinungen die Basis von Entscheidungen seien. "DBV und BDP werden das gemeinsame Ziel, eine leistungsfähige und mittelständische Pflanzenzucht zu erhalten, weiterhin intensiv und mit Fingerspitzengefühl verfolgen", sicherte Schwarz zu.

Prof. Joachim von Braun, Leiter des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF), zeigte in seinem Festvortrag "Welternährung, Bioökonomie - Pflanzenzüchtung" auf, dass die Pflanzenzüchtung einen Kernbeitrag zur Intensivierung und nachhaltigen Entwicklung der Landwirtschaft leiste. Innovationen sorgten für 75 Prozent des landwirtschaftlichen Produktionswachstums - hierzu trage die Pflanzenzüchtung entscheidend bei. Nach Ansicht von Braun sei es realistisch, bis 2040 den Hunger auf der Welt zu beseitigen. Um die dazu notwendigen Innovationen zu leisten, seien öffentliche Aufwendungen, die volkswirtschaftlich positive private Investitionen steigern, verbesserte Rahmenbedingungen wie angemessener Schutz geistigen Eigentums, der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen über Grenzen hinweg sowie die Förderung von Wagniskapital in der Pflanzenzüchtung für Projekte und Unternehmensgründungen und das Engagement der deutschen Pflanzenzüchtung in Entwicklungsländern in öffentlichen und privaten Initiativen wichtiger Teil der Maßnahmen.

Von Kameke warnte mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl vor dem Verlust von Spitzentechnologien in unserem Land. "Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, Spitzenleistungen am Innovationsstandort Deutschland vollbringen, Spitzenkräfte hier halten oder über diese verfügen und mehr Kapital investieren zu können, brauchen wir flexiblere F&E-Anreizsysteme durch steuerliche Erleichterungen für private Investitionen", forderte er. Der BDP-Ehrenvorsitzende kündigte an, dass der Verband seine Erwartungen gegenüber der Politik erneut formulieren und sich für steuerliche Anreize, die Stärkung der geistigen Eigentumsrechte und GVO-Schwellenwerte auf haupt- und ehrenamtlicher Ebene mit Nachdruck einsetzen werde.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V. Pressestelle Kaufmannstr. 71-73, 53115 Bonn Telefon: (0228) 9858110, Fax: (0228) 9858119

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