Fertigbau blickt trotz Umsatzplus in 2002 sorgenvoll in die Zukunft
(Berlin) - Anlässlich der Jahres-Wirtschaftspressekonferenz am 2. September 2003 in Berlin erklärt der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau, Hans Weber: Der private Wohnungsbau ist seit der Bundestagswahl im letzten Jahr vor allem durch das politische Gezerre um die Eigenheimzulage maßgeblich beeinflusst worden. Die Folgen der Diskussion haben sich ganz klar in den wirtschaftlichen Konjunkturdaten des letzten Jahres niedergeschlagen.
Entwicklung des Eigenheimbaus im Jahr 2002
Wer die Baugenehmigungszahlen für das klassische Ein- und Zweifamilienhaus im Jahr 2002 betrachtet, könnte in Versuchung geraten, aufzuatmen. Auf den ersten Blick scheint ein weiterer Einbruch in diesem wichtigen Bereich der Bauwirtschaft gestoppt zu sein. Im letzten Jahr wurden insgesamt rund 155.000 Ein- und Zweifamilienhäuser genehmigt, dies entspricht 0,1 Prozent mehrt als 2001. Doch die Jahresabschlussstatistik trügt: Bis einschließlich Oktober letzten Jahres ging es mit dem Eigenheimbau wie schon in den Jahren zuvor bergab. Erst ab November setzte eine leichte Erholung ein, die schließlich im Dezember von einem regelrechten Bau-Fieber abgelöst wurde. Ende des Jahres 2002 betrug die Steigerungsrate bei den Baugenehmigungszahlen fast 80 Prozent gegenüber Dezember 2001. Viele Bauherren haben sich angesichts der damals drohenden Kürzung der Eigenheimzulage zum 1. Januar 2003 noch rechtzeitig die staatliche Förderung für ihr Eigenheim sichern wollen. Die erfreuliche Folge dieses Dezemberfiebers für die Bauwirtschaft ist ohne Zweifel, dass die meisten Bauunternehmen mit einem guten Auftragspolster ins neue Jahr gestartet sind. Allerdings handelt es sich hierbei lediglich um ein sehr kurzfristiges konjunkturelles Strohfeuer, dass keine nachhaltige Verbesserung der wirtschaftlichen Lage nach sich ziehen wird.
Positionierung des deutschen Holzfertigbaus
Den Unternehmen der Fertighaus-Branche ist es 2002 gelungen, sich über das ganze Jahr gesehen von der schwachen Baukonjunktur zu lösen. Auch ohne das Sonderkonjunkturprogramm im November und Dezember waren die Auftragseingänge bei diesen Unternehmen insgesamt gesehen erfreulich. Zum Ende des Jahres konnte der Fertigbau seine Marktpräsenz daher sogar ausbauen. Insgesamt rund 21.000 Ein- und Zweifamilienhäuser wurden in Fertigbauweise genehmigt. Der Fertigbau-Anteil kletterte damit auf 13,5 Prozent, dies entspricht einem Plus von 2,3 Prozent. Das Gros dieser Häuser sind Holzfertighäuser, lediglich knapp 20 Prozent entfallen auf Stahl- oder Betonkonstruktionen bzw. Importe.
Unterschiedliche Entwicklung in West- und Ostdeutschland
Während die Gesamtzahl der genehmigten Eigenheime im Westen Deutschlands um 2,7 Prozent anstieg, verzeichnete der Fertigbau dort ein Plus von 8,1 Prozent. Von den genehmigten Eigenheimen im ehemaligen Bundesgebiet in Höhe von knapp 130.000 waren mehr als 16.500 Fertighäuser. Dies entspricht einem Marktanteil von knapp 13 Prozent, immerhin deutliche 6,3 Prozent mehr als noch im Vorjahr.
Leider ist die Entwicklung im Osten Deutschland weniger zufriedenstellend. Auch heute noch hält der Fertigbau im Osten Deutschlands eine deutlich stärkere Position als in den alten Bundesländern. Allerdings sind die Einbrüche bei den Baugenehmigungszahlen in den neuen Bundesländern besonders deutlich. Die Zahl der genehmigten Eigenheime sank 2002 um knapp 12 Prozent gegenüber 2001 auf insgesamt 24.700. Der Anteil der Fertighäuser am gesamten Eigenheimmarkt nahm im Jahr 2002 weiter um 6,2 Prozent ab und lag Ende 2002 bei 17,4 Prozent. Insgesamt wurden 4.300 Häuser in Fertigbauweise genehmigt.
Wirtschaftliche Lage der BDF-Mitgliedsunternehmen
Der Umsatz der insgesamt 37 Mitglieder kletterte im letzten Jahr um rund 18,8 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro. Insgesamt waren im letzten Jahr rund 9.300 Beschäftigte in den BDF-Mitgliedsunternehmen tätig. Im Vergleich zum Vorjahr wurde der Mitarbeiterstab um rund sieben Prozent aufgestockt. Weiterhin vorbildlich ist das Engagement unserer Unternehmen im Ausbildungsbereich. Während in anderen Branchen des Baugewerbes die Zahl der Lehrlinge kontinuierlich zurückgeht, haben BDF-Unternehmen im letzten Jahr die Zahl ihrer Azu-bis um gut sechs Prozent erhöht. Der Anteil der Auszubildenden in unseren Betrieben beträgt 5,2 Prozent. Diese Zahl kann sich im Vergleich mit anderen Industriezweigen durchaus sehen lassen, die durchschnittlich 4,8 Prozent Azubis beschäftigen.
Bei der Preisgestaltung der Fertighäuser gab es im vergangenen Jahr keine Veränderungen. Wie bereits in den vorausgegangenen Jahren haben die meisten Mitglieder des BDF an ihren Vorjahrespreisen festgehalten, einige haben ihre Preise sogar gesenkt.
Trends beim Hausbau
Nach wie vor steigt die Nachfrage nach Häusern, die den Bauherren die Möglichkeit des eigenen Aus oder Mitbauens bieten. Im vergangenen Jahr waren mehr als 32 Prozent aller von BDF-Unternehmen gebauten Fertighäuser sogenannte Aus- und Mitbauhäuser. Seit Jahren nimmt der Anteil dieser Häuser kontinuierlich zu, die Steigerungsrate im Vergleich zu 2001 betrug letztes Jahr mehr als sieben Prozent.
Exportmärkte werden immer wichtiger
Seit einigen Jahren erfährt die Branche eine deutliche Wertsteigerung des Baustoffes Holz bei den Bauherren. Hinzu kommt, dass die hohen technischen Standards dieser Bauweise gerade im Bereich der Energieeinsparung und die Vorreiterfunktion auf diesem Gebiet inzwischen als wichtige Pluspunkte von den Bauinteressierten goutiert werden.
Allerdings ist - trotz dieser positiven Neuausrichtung der Bauherren - die Nachfrage auf dem deutschen Eigenheim-Markt schwach. Die Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau konzentrieren sich daher seit gut zwei Jahren verstärkt auf den europäischen Markt, der sich für die Branche sehr attraktiv entwickelt. Im letzten Jahr wurde die Exportquote der Fertighäuser gegenüber 2001 bereits verdoppelt. Auch wenn der Exportanteil am Umsatz der Unternehmen im Schnitt erst fünf Prozent ausmacht, zeigen doch die Erfahrungen einzelner Unternehmen, welches Potenzial auf den ausländischen Märkten erschlossen werden kann. Umsatzanteile von über 40 Prozent im Auslandsgeschäft sind für einige BDF-Mitglieder inzwischen üblich. Zu den wichtigsten Exportländern gehören Großbritannien, die Schweiz, Tschechien, Polen und die Slowakei. Interessante Exportmärkte entwickeln sich zudem in Ungarn, den Niederlanden, Österreich, Italien, Frankreich und Spanien. Eher die Ausnahmen sind zur Zeit noch Exporte nach Russland, in die Ukraine oder nach Japan.
Perspektiven 2003
Aufgrund der im Frühjahr fortdauernden Diskussion um das Steuervergünstigungsabbaugesetz und die darin enthaltene Kürzung der Eigenheimzulage, gingen viele Bauherren zu Beginn dieses Jahres noch auf Nummer Sicher und reichten den Bauantrag für ihr Eigenheim ein. Bis einschließlich Mai 2003 kletterte daher die Zahl der genehmigten Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland auf insgesamt rund 83.400. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht dies einem Plus von 32 Prozent. Für den Fertigbau waren die ersten fünf Monate des Jahres 2003 ebenfalls erfreulich mit einer Steigerungsrate von 28 Prozent. Dass es sich hierbei allerdings nur um Vorzieheffekte und keine nachhaltige Verbesserung der Baunachfrage handelt, zeigt sich darin, dass bereits unmittelbar nach dem Scheitern der Kürzungspläne im Bundesrat der Auftragseingang in den Monaten April und Mai schon wieder deutlich zurückging.
Die BDF-Mitgliedsunternehmen gehen in ihrer Prognosen für die Gesamtentwicklung 2003 von Umsatzsteigerungen von gut sieben Prozent aus. Auch bei der Zahl der in 2003 gebauten Häuser werden Steigerungsraten um sieben Prozent gegenüber 2002 erwartet.
Es ist damit zu rechnen, dass der erneute Anlauf der Bundesregierung, im Zuge des Vorzie-hens der Steuerreformstufen im nächsten Jahr die Eigenheimzulage zum Ende dieses Jahres ganz zu kappen, erneut zu einer Art Sonderkonjunktur führen wird. Diese vorgezogenen Hauskäufe werden aber im kommenden Jahr fehlen. Es ist daher mit massiven und schmerzhaften Einbrüchen beim Auftragseingang zu rechnen. Nach den Erfahrungen unserer Mitgliedsunternehmen sind mehr als 20 Prozent unserer Bauherrenklientel schon bei einer Kürzung der Eigenheimzulage nicht mehr in der Lage, ihren Traum vom eigenen Heim zu erfüllen. Bei einer völligen Streichung der staatlichen Förderung dürfte dieser Kreis noch erheblich größer werden.
Fazit
Die mittel- und langfristigen Aussichten für die gesamte Eigenheimbranche in Deutschland sind nicht rosig. Der deutsche Holzfertigbau wird daher künftig seine Exportanstrengungen verstärken und auf dem deutschen Markt weiter an der Erschließung neuer Marktnischen durch neue, innovative Produkte arbeiten. Von politischer Seite erwarten wir keinerlei Unterstützung. Leider werden die Impulse, die der Eigenheimbau für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, die Vermögensbildung und die Sicherung der privaten Altersvorsorge auslöst, von den Verantwortlichen im Bund völlig verkannt.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. (BDF)
Flutgraben 2, 53604 Bad Honnef
Telefon: 02224/93770, Telefax: 02224/937777