"Feinstaub und Klimawandel verstärken asthmatische Beschwerden!" / Niedersachsens Ärzte fordern dazu auf, konsequenter gegen die Luftverschmutzung vorzugehen: Verbot von Silvesterböllern und Osterfeuern bei Inversionswetterlagen notwendig / Weltasthmatag am 5. Mai
(Hannover) - Mit großer Sorge sehen Niedersachsens Ärzte die diesjährige Welle von asthmatischen Beschwerden durch den Pollenflug. "Viel mehr Patienten als üblich kamen um die Osterzeit mit asthmatischen Beschwerden in die Arztpraxen. Und das war vorauszusehen, denn wissenschaftliche Studienergebnisse legen nahe, dass dieses unter anderem auf die hohen Feinstaubbelastungen in den Tagen nach Silvester zurückzuführen ist", erklärt Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) und Vorsitzende des Ausschusses "Gesundheit und Umwelt" der Bundesärztekammer. Feinstaub verstärke die Wirkung von Allergenen - wie jetzt den Blüten- und Gräserpollen - und zwar mit einer Zeitverzögerung von rund drei Monaten besonders intensiv.
Professor Dr. med. Tobias Welte, Direktor der Klinik für Pneumologie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), hatte auf einem ÄKN-Expertenforum im vergangenen Januar in Hannover prognostiziert: "Die große Feinstaubbelastung durch Silvesterknaller, die in diesem Jahr wegen der Inversionswetterlage speziell in Hannover elf Tage lang anhielt, wird wahrscheinlich um Ostern herum vermehrt Asthmabeschwerden hervorrufen." Genau das ist eingetreten. Immerhin rund fünf Prozent der Erwachsenen und sieben bis zehn Prozent der Kinder leiden an Asthma bronchiale. Die Luftverschmutzung steigert die Empfindlichkeit der Atemwege. Kommen dann noch allergische Reaktionen wie etwa auf Pollen hinzu, ist für viele Patienten der Weg zum Arzt unausweichlich.
Auch der Klimawandel verstärkt das Problem: Höhere Durchschnittstemperaturen führen zu längeren Pollenflugzeiten und verändern Fauna und Flora. Neue Pflanzen verbreiten sich in Europa, wie etwa die hochallergene Ambrosia. "Die Verhältnisse verändern sich rasch und die Probleme werden durch den Feinstaub potenziert. Zum einen sensibilisiert er unseren Körper, zum anderen binden diese kleinen Partikel in der Luft auch Pollen an sich, die dann noch leichter in die Lunge gelangen", erklärt die an der Lungenklinik Diekholzen tätige Pneumologin. Auf diese neuen Entwicklungen und Erkenntnisse müsse die Politik reagieren: "Wir können es uns nicht leisten, immer mehr Allergiker und Asthmakranke in der Gesellschaft zu haben, nur weil wir diese Zusammenhänge von Luftverschmutzung und Gesundheit nicht ernst nehmen."
Als effektive Präventionsmaßnahme hält die Ärztekammer Niedersachsen bei Inversionswetterlagen ein Verbot von Silvesterfeuerwerk und von offenen Feuern für notwendig, um die gesundheitsschädigenden Feinstaubbelastungen zu reduzieren. "Das gilt auch für Osterfeuer, die in diesem Jahr besonders im südlichen Niedersachsen wegen geringer Luftbewegungen örtlich unmittelbar zu sehr großen Belastungen für Allergiker führten", berichtet Dr. Wenker. Die Expertin für Umweltmedizin begrüßt in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Verkehrspolitik der niedersächsischen Landeshauptstadt in Hinblick auf die eingerichteten Umweltzonen. Besondere Bedeutung für Asthmatiker habe zudem der weitere Ausbau des Nichtraucherschutzes.
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