Pressemitteilung | k.A.

Fehlende Qualitätskontrollen bei hoheitlichen Untersuchungen nicht nur bei BSE-Tests

(Gießen / Ludwigsburg) - Der Deutsche Verband unabhängiger Prüflaboratorien (VUP), Gießen, hat die Absicht des Verbraucherministeriums begrüßt, Testlabors zukünftig schärfer zu kontrollieren. Anlass der Erklärung von Ministerin Künast war der am Montag, dem 14. Januar 2002 in einer Meldung der Agentur AP bekannt gewordene Fall nicht ordnungsgemäßer BSE-Untersuchungen eines Passauer Speziallabors, wonach alles Rindfleisch der dort untersuchten Proben aus dem Verkehr gezogen werden musste.

„Der in Ost-Bayern zu Tage getretene Skandal ist nur die Spitze des Eisberges in der gesamten Bundesrepublik“, stellt VUP-Präsident Dr. Klaus-Peter Lörcher (Ludwigsburg) fest. „Seit Monaten weist unser Verband zuständige behördliche Stellen auf die Ursachen der Misere hin. Bis jetzt leider ohne jegliche Konsequenzen.“

Fehlende Qualitätskontrollen der öffentlichen Auftraggeber in Zusammenhang mit der gängigen Vergabepraxis öffentlicher Stellen ebne das Spielfeld für die wenigen schwarzen Schafe der Branche. Dieses betreffe leider keinesfalls nur die BSE-Tests sondern den gesamten Bereich der hoheitlichen, gesetzlich geregelten Untersuchungen, also auch die Umwelt- und Trinkwasseranalytik.
In der letzten Zeit habe sich quer durch Deutschland, ja sogar in die Billiglohnländer des benachbarten Auslandes, ein regelrechter „Probentourismus“ entwickelt. Brisante hoheitliche Untersuchungen, wie BSE-Tests würden oft in Regionen untersucht, in denen die zuständige staatliche Überwachungsstelle aufgrund ihres vorgegebenen regionalen Kompetenzbereiches überhaupt nicht kontrollieren dürfe.

Als Beispiel verweist er auf die Korrespondenz des VUP mit dem Rheinland-Pfälzer Landesuntersuchungsamt in Koblenz. „Im Interesse des Steuerzahlers“, so das Amt, werde man bei den BSE-Tests einen Preiswettbewerb herstellen. Daraus folgte, dass heute BSE-Proben über Hunderte von Kilometern von dortigen Schlachtbetrieben in ein Bundesland verschickt und weit ab vom Überwachungsbereich der Rheinland-Pfälzer Behörde analysiert werden. „Sie könne die angeführten Bedenken nicht teilen“, wies die Mainzer Ministerin Klaudia Martini noch kurz vor Ihrem Berufswechsel in die Privatwirtschaft die vom VUP vorgebrachten Bedenken mit formal-juristischen Argumenten zurück.

„Es kann nicht sein, dass brisante hoheitliche Untersuchungen lediglich nach Preisgesichtspunkten an den billigsten Bieter vergeben werden und man die Gesichtspunkte der Qualitäts-Kontrollmöglichkeiten, der Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des Testlabors ignoriert“, gibt Lörcher diesbezüglich zu bedenken.

In diesem Zusammenhang sei es ein fataler Trugschluss der staatlichen Auftraggeber und Überwachungsstellen, dass Sie nach einmaliger behördlicher Überprüfung der Kompetenz des Testlabors und dessen daraufhin erfolgter Zulassung davon ausgingen, dass hier zukünftig stets qualitätsgerecht gearbeitet würde.
„Wenn ich einen Becher Jogurt kaufe, der nicht schmeckt, greife ich zukünftig zu einer anderen Marke,“ erläutert Lörcher. Dieses sei im übertragenen Sinne in der Laboranalytik nicht möglich, wenn Qualitätskontrollen des Auftraggebers unterbleiben. Hier-zu reiche es meist aus, wenn dieser unangemeldet das beauftragte Labor besucht und die Rohdaten der durchgeführten Analytik überprüft.

Seit Jahren fordere sein Verband Qualitätskontrollen der öffentlichen Hand in Form derartiger „auftragsbezogener Audits“ die stichprobenartig aber regelmäßig durchgeführt werden müssen.
Dem VUP sind zahlreiche Fälle bekannt, in denen Laboratorien aus unterschiedlichen Gründen personelle Fachkompetenz und apparative Ausrüstung in einem bestimmten Untersuchungsge-biet (zB. bei Trinkwasseruntersuchungen) abbauten. Aufgrund nachlässiger staatlicher Kontrollen wurden diese Laboratorien jedoch weiterhin mit entsprechenden Zulassungen geführt und auch mit Untersuchungsaufträgen bedacht.

Auch weist der Verband erneut auf die Problematik hin, dass manche öffentlich rechtlichen Forschungsinstitute und Einrichtungen über eine Zulassung für derartige hoheitliche Untersuchungen verfügen, ohne dass jemals Kompetenz- und Qualitätskontrollen durchgeführt wurden. Es ist in der Branche bekannt, dass hier mit den Tests meist auch nicht qualifiziertes Personal, wie Studenten im Praktikum, beauftragt werden, weiß der Präsident der deutschen Laboratoriumsbranche zu berichten.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Verband Unabhängiger Prüflaboratorien (VUP) e.V. Europaviertel- Kerkrader Str. 9 35394 Gießen Telefon: 0641/944660 Telefax: 0641/9446622

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