FAO vor dem Scherbenhaufen einer verfehlten Agrarpolitik
(Köln) - Zum Welternährungstag am 16. Oktober fordert die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) höhere Investitionen in die Landwirtschaft und eine bessere Kooperation zwischen kleinbäuerlichen Betrieben und der Agrarindustrie. Die Menschenrechtsorganisation FIAN begrüßt zwar die Forderung nach höheren Investitionen, kritisiert aber die einseitige Ausrichtung der FAO auf Exportproduktion und Agrarindustrie. "Wachstum und technischer Fortschritt reichen zur Umsetzung des Menschenrechts auf Nahrung nicht aus", kommentiert Armin Paasch, Agrarreferent von FIAN Deutschland. "Solange Agrarkonzerne und Supermärkte keine fairen Preise für Agrarprodukte zahlen, bleibt der Welthandel für Kleinbauern ein Verlustgeschäft".
Als Erfolgsbeispiel der Exportlandwirtschaft führt die FAO die Schnittblumenindustrie in Uganda an, wo in den vergangenen Jahren 6.000 Arbeitsplätze entstanden seien. Wie eine FIAN-Studie zeigt, bieten diese Arbeitsplätze jedoch nur selten einen Ausweg aus Armut und Hunger. Demnach verdienen Blumenarbeiterinnen im Schnitt nur 30 Dollar pro Monat. Regelmäßig müssen sie unbezahlte Überstunden leisten und erhalten keine ausreichende Schutzkleidung gegen Pestizide. Festverträge sind die Ausnahme. Wer krank wird oder sich gewerkschaftlich betätigt, wird rasch entlassen. Schwangere erhalten einen Monat unbezahlten Mutterschutz. "Mit dieser Art von Investitionen wird weder Hunger bekämpft noch ländliche Entwicklung gefördert", schlussfolgert Gertrud Falk, Koordinatorin der Blumenkampagne bei FIAN Deutschland. "Wachstum und neue Arbeitsplätze im Exportsektor verringern den Hunger nur dann, wenn soziale Rechte in den Betrieben durchgesetzt werden."
Am 30. Oktober wird die FAO in Rom auf einer Sondersitzung die Fortschritte bei der Hungerbekämpfung seit dem Welternährungsgipfel von 1996 ziehen. Damals hatten die Regierungen versprochen, die Anzahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren. Stattdessen ist die Zahl seither von 840 auf 854 Millionen angestiegen. "Zur Halbzeit steht die Staatengemeinschaft vor dem Scherbenhaufen einer verfehlten Landwirtschaftspolitik", so Armin Paasch. Zwar haben sich die Mitgliedstaaten der FAO 2004 auf gemeinsame Leitlinien zum Menschenrecht auf Nahrung geeinigt, die Umsetzung steht bislang aber aus. Einige lateinamerikanische und afrikanische Staaten setzen sich derzeit für eine stärkere Förderung von Landreformen durch die FAO ein. Diese Initiative wird seitens der EU, Japan und der USA bislang blockiert. FIAN fordert daher die Bundesregierung auf, sich innerhalb der EU deutlich gegen diese Blockadehaltung auszusprechen.
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