fairkehr-Titelthema »Elektromobilität« / Verkehr unter Strom
(Berlin) - Um 40 Prozent möchte die Bundesregerung den CO2-Ausstoß bis 2020 gegenüber 1990 reduzieren. Ihr Allheilmittel im Verkehrssektor ist die Elektromobilität: Eine Millionen strombetriebener Autos sollen 2020 auf deutschen Straßen rollen. In der aktuellen Ausgabe seiner Mitgliederzeitschrift fairkehr erklärt der ökologische Verkehrsclub VCD, weshalb das Elektroauto alleine keine Lösung für die Umweltprobleme des Verkehrs ist - und zeigt, mit welchen Alternativen eine klimafreundlichere Mobilität trotzdem erreicht werden kann.
Erst etwa 2300 Elektroautos sind in Deutschland angemeldet - allen Studien, Prototypen und Modellregionen zum Trotz. Die Akkus sind zu schwer, zu schwach und vor allem zu teuer. Dass strombetriebene Pkw zudem nicht per se klimafreundlich sind, erläutert Andreas Ostermeier, Experte für Emissionsminderung und Energieeinsparung im Verkehr beim Umweltbundesamt, in der fairkehr. Elektrofahrzeuge stoßen zwar während des Fahrens kein CO2 aus, verursachen es allerdings indirekt bei der Produktion des Stroms: Beim derzeitigen Strommix haben Elektroautos und Fahrzeuge mit sparsamem Verbrennungsmotor laut Ostermeier eine ähnliche CO2-Bilanz.
Wird der Strom aus zusätzlich erzeugten erneuerbaren Energien gewonnen, können elektrische Fahrzeuge aber in einem neuen Mobilitätskonzept durchaus ihren Platz finden: Als Leihwagen genauso wie für Firmenflotten, Taxis sowie als Lieferfahrzeuge. Denn neben dem benzinfreien Antrieb haben sie einen gewaltigen Vorteil: Sie erzeugen keinen Lärm. Dass eine UN-Arbeitsgruppe nun empfahl, Elektroautos bis zu einer Geschwindigkeit von 20 km/h mit künstlichen Geräuschen auszustatten, kritisiert Gerd Lottsiepen, verkehrspolitische Sprecher des VCD, in der fairkehr: *Seit vielen Jahren fahren Fahrräder auch über 30 km/h schnell und weltweit sind Millionen Hybridfahrzeuge teilweise ohne Verbrennungsmotor unterwegs. Bisher sind hier keine Unfallhäufungen festzustellen."
Mit Hybridantriebfahrzeugen wird eine zugleich bezahlbare und verbrauchsarme Alternative zu reinen Elektroautos schon heute massenhaft produziert und verkauft. Diese kombinieren einen Elektro- mit einem Verbrennungsmotor. Der Effekt: Ein um bis zu 30 Prozent geringerer Verbrauch als bei reinen Benzinern - bei ähnlicher Reichweite und ohne Ladezeiten. Ein in Sachen Klimafreundlichkeit idealer Hybrid aus Strom und Muskelkraft ist das Elektrofahrrad: Bei diesem nimmt ein unterstützender Elektromotor Anstiegen und Gegenwind jeden Schrecken. Mit umgerechnet nur 0,2 Liter Benzin können so bis zu 200 Prozent mehr Antriebskraft erreicht werden.
Doch das Elektroverkehrsmittel schlechthin ist die Eisenbahn: 90 Prozent aller Verkehrsleistungen auf der Schiene werden elektrisch erbracht. Die fairkehr berichtet daher auch von der Fachtagung »Elektromobilität im Eisenbahnverkehr« von VCD und dem Interessensverband der Nahverkehrsbahnen mofair. Auf dieser forderte der VCD-Bundesvorsitzende Michael Ziesak den Bund auf, die Wettbewerbsbedingungen der Bahn zu verbessen. Bisher werde diese mehrfach belastet: Sie müsse sich sowohl am Emissionshandel beteiligen als auch Ökosteuern zahlen. Ziesak fordert, die Hälfte der Investitionen für Elektromobilität künftig in die Schiene zu investieren. Bisher konzentrieren sich die Ausgaben der Bundesregierung jedoch auf den Autoindustrie: Von 2009 bis 2011 wurden acht »Modellregionen Elektromobilität« mit 500 Millionen Euro gefördert.
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