Pressemitteilung | Deutscher Factoring-Verband e.V.

Factoringumsatz trotz schwacher Konjunktur leicht über Vorjahr / Anhaltendes Interesse der Wirtschaft an zusätzlicher Liquidität / Zahl der Verbandsmitglieder weiter gestiegen

(Mainz/Frankfurt am Main) - Die dem Deutschen Factoring-Verband angehörenden Factoringanbieter in Deutschland haben im Jahr 2002 einen Umsatz von insgesamt 30,16 Mrd. Euro erreicht; das waren 2,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. "Die seit Jahren anhaltende Aufwärtsentwicklung des Factoringgeschäftes hat sich damit auch im Jahr 2002 fortgesetzt," sagte Dieter W. Hardt, Sprecher des Vorstandes des Deutschen Factoring-Verbandes, am 11. März vor der Presse in Frankfurt.

Im Berichtsjahr sind drei Factoringanbieter neu dem Verband beigetreten. Die zum Jahresende zum Verband gehörenden 19 Mitgliedsunternehmen repräsentieren nach Schätzung des Verbandes mehr als 95 Prozent des Factoringmarktes in Deutschland.

Betrachtet man wegen der besseren Vergleichbarkeit nur den Umsatz der 16 Verbandsmitglieder, die auch bereits im Jahr 2001 dem Verband angehört haben, so lag der Gesamtumsatz mit 29,38 Mrd. Euro auf Vorjahresniveau. "Angesichts der konjunkturell bedingten Umsatzeinbußen in zahlreichen Branchen und der hohen Zahl von Unternehmenspleiten hebt sich die Umsatzentwicklung im Factoringgeschäft positiv von der Umsatzentwicklung in zahlreichen anderen Wirtschaftszweigen ab," sagte Hardt.

Die Umsatzentwicklung bei den einzelnen Mitgliedsunternehmen fiel nach einer aktuellen Verbandsumfrage allerdings sehr unterschiedlich aus. Die Zuwachsraten reichen von plus 4 Prozent bis plus 54 Prozent, während die Umsatzeinbrüche zwischen 2 Prozent und 25 Prozent liegen. Die Unterschiede haben mehrere Ursachen, erläuterte der Vorstandssprecher. Einerseits habe das Interesse der Wirtschaft an Factoring als Folge der geänderten Kreditpolitik zahlreicher Kreditinstitute deutlich zugenommen. Dies habe sich in einem lebhaften Neugeschäft niedergeschlagen, das auch durch intensive Akquisitionstätigkeit der Factoringanbieter gefördert worden sei.

Andererseits hat im Berichtsjahr die Zahl der Unternehmensinsolvenzen und damit auch das Risiko von Forderungsausfällen deutlich zugenommen. Dies habe einige Verbandsmitglieder veranlasst, im Rahmen ihres Risikomanagements bestehende Factoringverträge zu kündigen oder ausgelaufene Verträge nicht mehr zu verlängern, erklärte Hardt.

Die großen Unterschiede in der Umsatzentwicklung der Verbandsmitglieder hängen auch mit der jeweiligen Branchenkonjunktur der Factorkunden zusammen, ergänzte der Vorstandssprecher. Ein schwächerer Umsatz in Wirtschaftszweigen mit stagnierenden oder rückläufigen Umsätzen, wie z.B. in der Textil- oder Möbelbranche oder im Baustoffhandel, habe zwangsläufig zu geringeren Factoringumsätzen mit Unternehmen aus diesen Branchen geführt. Außerdem habe auch die Pleitewelle die Kunden der Factoringinstitute nicht verschont; dies sei ein weiterer Grund für Umsatzeinbußen bei einigen Verbandsmitgliedern, sagte Hardt.

Nach der Verbandsumfrage entfallen 77 Prozent (23,27 Mrd. Euro) des addierten Umsatzes auf das Inlandsgeschäft und 23 Prozent (6,89 Mrd. Euro) auf das internationale Geschäft. Im Inlandsgeschäft erzielte die Branche ein Umsatzplus von 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr, im internationalen Geschäft lag der Zuwachs bei 6,7 Prozent. Damit spiegele das Inlandsgeschäft deutlich die schwache Binnenkonjunktur wieder, während der Anstieg im internationalen Geschäft der leichten Zunahme im Exportgeschäft entspreche, erläuterte Hardt. Das lebhafte internationale Geschäft gehe auch wesentlich darauf zurück, dass eine Reihe von Verbandsmitgliedern in internationale Finanzgruppen und Kooperationen eingebunden sind, so Hardt.

Wie aus der Verbandsumfrage hervorgeht, verteilen sich die Umsätze auf mehr als 30 Branchen, ohne dass in den jeweiligen Branchen Sondereinflüsse oder besondere konjunkturelle Impulse erkennbar waren. Für die Umsatzentwicklung war im Berichtsjahr wieder eine Reihe von Branchen besonders interessant; dazu gehörten: Metallverarbeitung, Lebensmittel/Getränke, Möbel/Holzverarbeitung, Textilien/Bekleidung, Automobilzubehör, elektrische Geräte, Maschinenbau und Fahrzeugbau. Auch aus dem Dienstleistungssektor haben im Berichtsjahr zahlreiche Unternehmen Factoring genutzt; dazu gehörten z.B. die Sparten Personalleasing, Gebäudemanagement, Softwareentwicklung, Speditions- und Verkehrsgewerbe. Nach einer Schätzung des Deutschen Factoring-Verbandes verteilte sich der gesamte Umsatz im Berichtsjahr zu 46 Prozent auf die Industrie, zu 35 Prozent auf den Großhandel und zu 19 Prozent auf den Dienstleistungssektor.

Der Umsatz im internationalen Factoringgeschäft der Verbandsmitglieder (6,89 Mrd. Euro) betraf überwiegend das Exportfactoring. Die Geschäfte wurden im Wesentlichen in den gleichen Branchen wie im Inland abgewickelt und erstreckten sich vor allem auf Europa. Wichtige Partnerländer waren Frankreich, Benelux-Länder, Großbritannien, Italien, Österreich und die Schweiz.

Ausblick auf die Umsatzentwicklung bis Ende 2003

Der Deutsche Factoring-Verband geht davon aus, dass das Interesse vor allem der mittelständischen Wirtschaft an Factoring weiter anhält und unter dem Einfluss der Basel II-Diskussionen und deren Konsequenzen sogar noch weiter zunimmt. "Angesichts der zurzeit wenig positiven Konjunkturperspektiven erwarten wir für 2003 ein Umsatzwachstum in der Größenordnung von 5 Prozent gegenüber 2002," sagte der Vorstandssprecher.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Factoring-Verband e.V. Große Bleiche 60-62 55116 Mainz Telefon: 06131/2877070 Telefax: 06131/2877099

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