Fachkräftemangel in Deutschland: Kluge Köpfe vergeblich gesucht!
(Berlin) - Die Konjunktur läuft gut, doch Fachkräftemangel wird immer stärker zur Beschäftigungs- und Wachstumsbremse am Standort Deutschland. Auf Basis einer aktuellen Umfrage bei 20.000 Unternehmen schätzt der DIHK, dass der Wirtschaft derzeit auf das Gesamtjahr 2007 gerechnet rund 400.000 Fachkräfte fehlen. Das führt in diesem Jahr zu 23 Milliarden Euro Wertschöpfungsverlust und umgerechnet zu einem Prozentpunkt weniger Wachstum.
Zunehmende Probleme bei der Stellenbesetzung | Ein Drittel der Unternehmen kann offene Stellen zumindest teilweise nicht besetzen. Das sind doppelt so viele wie im Herbst 2005. Vom Fachkräftemangel besonders betroffen sind exportstarke Industriezweige. So haben zum Beispiel im Maschinenbau nahezu zwei Drittel der Betriebe Schwierigkeiten, geeignete Kandidaten für ihre offenen Stellen zu finden. Da die Engpässe im ausfuhrorientierten Verarbeitenden Gewerbe besonders ausgeprägt sind, ist der Fachkräftemangel derzeit eine zentrale Wachstumsbremse in Deutschland. Denn die aktuelle Konjunktur wird gerade von den Erfolgen unserer Exportindustrie getragen.
Vor allem Techniker gesucht | Deutschland fehlt es derzeit primär an Technikern: vom Mechatroniker über den Industriemeister bis hin zum Ingenieur also die ganze Bandbreite der technischen Qualifikationen. Techniker sind gerade in der Industrie heiß begehrt: Bezogen auf die Unternehmen, die Fachkräftemangel haben, suchen nahezu alle Metallerzeuger und -bearbeiter, knapp 95 Prozent der Maschinenbauer und 90 Prozent der Fahrzeugbauer vergeblich nach Ingenieuren oder Fachleuten aus technischen Berufen.
Engpässe über alle Qualifikationen | Generell gilt: Fachkräftemangel ist nicht auf ein bestimmtes Qualifikationsniveau der Kandidaten wie zum Beispiel Akademiker beschränkt. Es fehlen Fachkräfte aller Qualifikationsstufen und zwar von dual ausgebildeten Fachkräften bis hin zu promovierten Forschern. Bemerkenswert: Fachleute, die ihre duale Ausbildung um einen Weiterbildungsabschluss wie zum Beispiel einen Meister oder Fachwirt ergänzt haben, sind ebenso begehrt und knapp wie Akademiker vergleichbarer Kompetenzniveaus, also Bachelor- oder Fachhochschulabsolventen.
Unternehmen helfen sich selbst | Weit über die Hälfte der Unternehmen will als Reaktion auf den Fachkräftemangel ihr Engagement in der Aus- und Weiterbildung weiter vergrößern. Knapp 30 Prozent der Unternehmen doppelt so viele wie im Herbst 2005 geben an, noch intensiver als bisher den Erfahrungsschatz älterer Arbeitnehmer nutzen zu wollen. Die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Beschäftigung ausländischer Fachkräfte sind für die Betriebe ebenfalls eine Option. Doch gerade was die Flexibilisierung der Kinderbetreuung sowie Erleichterungen bei der Ausländerbeschäftigung anbelangt, ist auch die Politik in der Pflicht.
Gesamtstrategie erforderlich | Demografiebedingt dürften die Schwierigkeiten der Unternehmen bei der Stellenbesetzung bald wachsen: Schon heute stehen 970.000 Schulabgängern nur rund 800.000 Erstklässler gegenüber. Damit Deutschland im internationalen Wettstreit um qualifizierte Fachkräfte nicht ins Hintertreffen gerät, ist eine Gesamtstrategie erforderlich: Größere Kraftanstrengungen bei der Aus- und Weiterbildung, mehr Beschäftigung von Älteren und qualifizierten Eltern sowie ein wirtschaftsnäheres und einfacheres Zuwanderungsgesetz müssen auf der Agenda ganz oben stehen.
Die ausführlichen Umfrageresulate und DIHK-Empfehlungen stehen unter http://www.dihk.de/inhalt/download/fachkraeftemangel_07.pdf zum Download bereit.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK)
Ute Brüssel, Pressesprecherin
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