Fachkräfte für Handwerk durch faire Bezahlung gewinnen / Handwerk-Azubis verdienen rund 200 Euro weniger
(Hannover) - Der Deutsche Gewerkschaftsverbund (DGB) widerspricht den Darstellungen des Niedersächsischen Handwerkstages über die angeblich mangelnde Ausbildungsreife von Jugendlichen vehement. Offensichtlich wolle das Handwerk davon ablenken, dass es selbst in der Vergangenheit nicht genug für die Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs getan habe, so der DGB-Landesvorsitzende Hartmut Tölle. Angesichts der Klagen über fehlende Bewerber für Lehrstellen fordert der DGB die niedersächsischen Handwerk-Arbeitgeber deshalb auf, sich an die eigene Nase zu fassen und für faire Löhne und Ausbildungsvergütungen zu sorgen. Hartmut Tölle: "Nur wer seinen Beschäftigten faire Bezahlung bietet, kann im Wettbewerb um gut ausgebildete Fachkräfte mithalten."
Er wies darauf hin, dass das Handwerk im Vergleich mit Industrie, Handel und Öffentlichem Dienst bei den tariflichen Ausbildungsvergütungen mit Abstand den letzten Platz belegt. In Westdeutschland bekommt ein Auszubildender im Handwerk pro Monat durchschnittlich 197 Euro weniger als ein Auszubildender in der Industrie oder im Handel. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung. Positiver Ausreißer im Spitzenbereich sind lediglich die umlagefinanzierten Ausbildungsberufe der Bauwirtschaft.
Auch die Übernahme nach der Ausbildung ist keineswegs sicher. Rund 40 Prozent der männlichen und sogar rund 50 der weiblichen Auszubildenden werden laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nicht übernommen. "Die Übernahmechancen im Handwerk sind zu viel ungewiss, deshalb ist es kein Wunder, dass sich viele Jugendliche anders orientieren", kritisiert Hartmut Tölle.
"Wenn das Handwerk das Interesse junger Menschen wecken will, sollten sich die Handwerkskammern vor Ort dafür einsetzen, dass möglichst alle Innungen und Handwerksverbände wieder Tarifverträge mit den DGB-Gewerkschaften abschließen, die faire Löhne und Ausbildungsvergütungen garantieren", fordert Hartmut Tölle. Viele Innungen entziehen sich dieser Verpflichtung und bieten Handwerksbetrieben sogar Mitgliedschaften "ohne Tarifbindung" an.
Der DGB setzt sich mit der Initiative "Handwerk: gute Arbeit, fairer Lohn." für bessere Arbeitsbedingungen und faire Einkommen im Handwerk ein. Handwerkerinnen und Handwerker können auf einer Website in einem kurzen Fragebogen ihren Arbeitsplatz bewerten und so prüfen, wie es um die Arbeitsbedingungen im eigenen Betrieb bestellt ist. Zum Fragebogen und zur Auswertung der Umfrage: www.gute-arbeit-fairer-lohn.de.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Gewerkschaftsbund Niedersachsen - Bremen - Sachsen Anhalt (DGB)
Tina Kolbeck, Pressesprecherin
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