EZB sollte aufgrund der Inflationsgefahren klares Signal für Zinswende setzen
(Berlin) - Die Inflationsrisiken haben sich nach Einschätzung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) nochmals deutlich erhöht. "Zentraler Treiber für den Höhenflug der Verbraucherpreise sind derzeit vor allem die durch den Krieg in der Ukraine stark beeinflussten Rohölnotierungen", erläutert BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin.
Angesichts des hohen Inflationsdrucks müsse die Europäische Zentralbank (EZB) jetzt die Zinswende einleiten und diese in ihrer Ratssitzung am 14. April ankündigen. "Nötig ist ein klares Signal der EZB, dass sie sich in der zweiten Jahreshälfte vom Minuszins verabschieden wird. Hierzu sollte sie eine Erhöhung des Einlagezinses von minus 0,5 Prozent auf 0 Prozent noch in diesem Jahr konkret in Aussicht stellen", fordert Martin.
Eine klare Festlegung der Geldpolitik zur Zinswende werde helfen, die Inflationserwartung in Wirtschaft und Bevölkerung zu stabilisieren. Eine solche moderate Zinserhöhung wäre selbst dann sinnvoll, wenn sich die Teuerungsrate trotz des aktuellen Energiepreisanstiegs mittelfristig wieder nahe 2 Prozent einpendeln würde.
Die im aktuellen Konjunkturbericht des BVR veröffentlichten Szenarien lassen für Deutschland im Jahresdurchschnitt 2022 eine Inflationsrate von rund 6 Prozent und für 2023 von etwa 4 Prozent als wahrscheinlich erscheinen. Grundlage für dieses Inflationshauptszenario ist die Annahme, dass die geopolitischen Auseinandersetzungen in der zweiten Jahreshälfte merklich nachlassen und die russischen Energielieferungen nach Deutschland weitgehend aufrecht erhalten bleiben.
Neben dem Hauptszenario wird im BVR-Konjunkturbericht auch ein derzeit etwas weniger wahrscheinliches Negativszenario betrachtet, wonach die russischen Gas- und Öllieferungen nach Deutschland bald zeitweise eingestellt werden. In diesem Fall wären den modellbasierten Schätzungen des BVR zufolge Inflationsraten von rund 7 Prozent im Jahr 2022 und etwa 6 Prozent für 2023 zu erwarten.
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