Experten warnen vor Fachkräftemangel in der Pflege / GVG stellt Analyse zu Bedarf und Angebot vor
(Köln) - Die angemessene Betreuung pflegedürftiger Menschen zu sichern, ist eine der zentralen Herausforderung unserer Gesellschaft. Dies hat die GVG zum Anlass genommen, zusammen mit den Fachleuten ihrer Mitglieder eine Situationsanalyse des erwarteten Pflegebedarfs und -angebots zu erstellen. Deren Ergebnisse und zentrale daraus abgeleitete Forderungen sind unter dem Titel "Umgang mit dem Fachkräftemangel in der Pflege" in der GVG Schriftenreihe als Band 69 erschienen.
Die Anzahl Pflegebedürftiger wird nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes bis 2030 auf bis zu 3,3 Millionen Menschen zunehmen. Rund jeder 22. Deutsche wäre demnach auf familiäre oder professionelle Hilfe angewiesen. Je nach unterlegten Annahmen fehlen aber bereits 2025 zwischen 55.000 und 112.000 Pflegevollkräfte. Das macht deutlich, dass jetzt dringender Handlungsbedarf besteht.
Es ist erforderlich, dass alle Beteiligten ihre Verantwortung wahrnehmen und ihre Möglichkeiten ausschöpfen, um für die Zukunft eine qualitative und menschenwürdige Pflege zu sichern. Eine Schlüsselrolle kommt hierbei dem gezielten Werben um engagierte junge Menschen und ihrer anwendungsorientierten Ausbildung zu. Eine Reform der Ausbildungsgänge in der Pflege ist dringend geboten. Unterschiedliche Zuständigkeiten auf Bundes- wie auf Landesebene dürfen dem nicht im Wege stehen. Schulgelder von bis zu 300 Euro monatlich für Altenpflegeschulen sind ein weiteres Hindernis auf dem Wege zu mehr Pflegepersonal, das beseitigt werden muss.
Ebenso wichtig ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen. Es muss gelingen, mehr gelernte Pflegekräfte im Beruf zu halten. Dazu gehört nicht zuletzt eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
"Dazu müssen wir jetzt dringend über die dauerhafte Bezahlbarkeit von Pflegeleistungen sprechen. Gleichzeitig müssen wir die Qualität der Pflege in den Mittelpunkt unserer Anstrengungen stellen", sagte DAK-Chef Herbert Rebscher bei der Präsentation des neuen Bandes der GVG-Schriftenreihe. Er setzt sich für einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff und die Schaffung eines breiten professionellen Angebots durch gut ausgebildete Fachkräfte ein. "Zwar übernehmen in vielen Familien zunächst noch Angehörige die Pflege. Das dürfte in naher Zukunft ganz anders aussehen."
"Es liegt an unserem Verhalten heute, welche Pflege wir uns morgen leisten können", betonte der Direktor des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV), Volker Leienbach, bei der Vorstellung der GVG-Analyse. Wenn die Pflegebedürftigen finanziell gut abgesichert sind, wird es einen attraktiven Markt für Pflegekräfte geben, sodass sich die Pflegebranche im Wettbewerb um die knapper werdenden Arbeitskräfte gut durchsetzen kann. Deshalb müssen wir schon heute mehr für die finanzielle Vorsorge tun."
Quelle und Kontaktadresse:
Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung e.V. (GVG)
Sylvia Weber, Geschäftsführerin
Hansaring 43, 50670 Köln
Telefon: (0221) 912867-0, Telefax: (0221) 912867-6