Pressemitteilung | Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)

Evolutives Erfolgsmodell und Weltenbummler - Europäischer Aal braucht mehr Schutz

(Berlin) - Er existiert seit 200 Millionen Jahren und wandert zum Laichen über 10.000 km durch den Atlantik, in die Sargassosee östlich von Florida. Dort schlüpfen die Larven, die dann ihre Rückreise antreten - bis in die entlegensten Flüsse Europas, wenn sie könnten. Der Europäische Aal, Fisch des Jahres 2009, hat alle erdgeschichtlichen Veränderungen überstanden und scheitert nun an dem vom Menschen verursachten schlechten Zustand der Fließgewässer. Zum Tag des Fisches am 22. August macht der NABU auf die bedrohte Lage des schlangenförmigen Wasserbewohners aufmerksam.

"Durch Begradigung, Querverbauungen und Verschlammung sind 50 Prozent der Lebensräume des Europäischen Aals verloren gegangen", erklärt Diana Nenz, Referentin für Gewässerpolitik beim NABU. "Zusätzlich setzen Landwirtschaft, Industrieabwässer und steigende Wassertemperaturen den Beständen zu. Turbinen von Wasserkraftwerken stellen eine große Gefahr für die Tiere dar." Aale können nicht gezüchtet werden, daher werden Jungtiere bei hohen Transportverlusten vor Frankreich abgefangen und in deutschen Gewässern ausgesetzt, von wo sie jedoch nicht zum Laichen zurückkehren. Millionen von Besatzaalen gaukeln so eine Erholung vor, die es nicht gibt. Der Besatz nützt Fischern und Freizeitanglern nur kurzfristig, während das Aussterben der Art beschleunigt wird.

Das wirtschaftliche Interesse am Aal ist ungebrochen. Obgleich seit den 70er Jahren bis heute 98 Prozent des Aalbestandes verloren gegangen sind, findet sich die akut aussterbende Art bis heute als Räucherware in jedem "gut sortierten” Fischgeschäft und sogar in Supermärkten. In China und anderen asiatischen Ländern gelten vor allem Glasaale als Delikatesse. Die hohen Gewinnspannen machen auch den illegalen Fang und Handel sehr attraktiv.

"Um den Aalbestand wieder aufzubauen, sind andere Maßnahmen als Besatz erforderlich", erklärt Nenz. "Die seit diesem Jahr geltende sechsmonatige Schonzeit ist ein Anfang, gilt jedoch nur für Meeresgewässer. Auf die Freizeitfischerei auf Aal sollte ganz verzichtet werden. Hier hat Deutschland echten Nachholbedarf, andere europäische Länder sind da schon viel weiter und haben zum Beispiel die Aalfischerei teilweise komplett eingestellt. Grundvoraussetzung für eine Bestandserholung ist aber auch, dass sich der ökologische Zustand unserer Gewässer verbessert und die Flüsse wieder frei passierbar werden, um den Aal wirksam zu schützen. ”

Der NABU empfiehlt auf den Konsum von Aal zu verzichten. Alternativen, die mit ökologisch gutem Gewissen gekauft werden können, finden sich auf der Guter-Fisch-Liste der Verbraucherzentralen.

Quelle und Kontaktadresse:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) Pressestelle Charitéstr. 3, 10117 Berlin Telefon: (030) 284 984-0, Fax: (030) 284 984 - 20 00

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