Europäische Gebäuderichtlinie: Energetische Sanierung von Wohnungen mit höchstem Treibhausgasausstoß müsste zu einer deutlichen Erhöhung der Monatsmiete führen
(Schwerin/Kiel/Hamburg) - Die Pläne der Europäischen Union zur energetischen Sanierung der Wohngebäude mit dem höchsten Ausstoß an Treibhausgasen - der sogenannten "worst performing buildings" - bis zum Jahr 2033 sind aus Sicht der sozialen Vermieter wirtschaftlich nicht umsetzbar.
Die Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), die zwischen dem 20. August 2023 und dem 8. September 2023 durchgeführt wurde, ergab, dass rund 15 Prozent der etwa 750.000 Wohnungen den Energieeffizienzklassen der "worst performing buildings" angehören und bis 2033 energetisch saniert werden müssen.
Grundlage für diese Verpflichtung sind die geplanten Regelungen in der Europäischen Gebäuderichtlinie, die voraussichtlich im Jahr 2025 mit der nächsten Novelle des deutschen Gebäudeenergiegesetzes in nationales Recht überführt werden.
Die energetischen Sanierungskosten für die "worst performing buildings" würden für jede Wohnung im Durchschnitt rund 60.000 Euro betragen. Damit summieren sich die Gesamtkosten auf rund 6,75 Milliarden Euro.
Dem Gesetz zufolge darf die monatliche Mieterhöhung durch Modernisierungsumlagen in sechs Jahren lediglich zwei Euro pro Quadratmeter betragen, wenn die Miete vor der Modernisierung unter sieben Euro liegt. Das bedeutet, dass sich ohne staatliche Förderung die Sanierungsinvestition erst nach 41 Jahren amortisiert. Früher hielt man eine Amortisationsdauer von rund zehn Jahren für tragbar.
Grundlage dieser Ergebnisse sind Berechnungen von Experten, wonach in die energetische Sanierung von "besonders schlechten Wohnungen" rund 2000 Euro pro Quadratmeter investiert werden müssen, um sie in einen Zustand zu versetzen, der den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Als umlagefähiger Anteil dieser Kosten wurden 50 Prozent angenommen, also 1000 Euro pro Quadratmeter.
VNW-Direktor Andreas Breitner: Anforderungen sind sozialer Sprengstoff
Dem VNW gehören in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern insgesamt 294 Wohnungsgenossenschaften und am Gemeinwohl orientierte Wohnungsgesellschaften an. Deren monatliche Nettokaltmiete liegt im Durchschnitt bei 6,41 Euro pro Quadratmeter.
"Mit anderen Worten: Unsere Unternehmen müssten bei den sogenannten worst performing buildings die Mieten deutlich erhöhen, damit zumindest ein Teil der Kosten der Sanierungen ausgeglichen werden können", sagt VNW-Direktor Andreas Breitner.
"Innerhalb der gesetzlich erlaubten Umlagehöhe sind unsere Unternehmen nicht einmal im Ansatz in der Lage, die geforderte Sanierung der am meisten sanierungsbedürftigen Wohngebäude umzusetzen."
VNW-Unternehmen hätten auf Grund ihrer günstigen Mieten keine Rücklagen, aus denen sie über mehrere Jahre derart hohe Fehlbeträge finanzieren könnten. "Ihnen droht dadurch eine gefährliche wirtschaftliche Schieflage."
Das zeige die Unlösbarkeit des Problems, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner weiter. "Halten die EU und die Bundesregierung an ihren Plänen fest, werden die sozialen Vermieter in ihrer Existenz gefährdet. Das ist sozialer Sprengstoff, der radikalen politischen Kräften Zulauf ohne Ende bescheren wird."
Quelle und Kontaktadresse:
(vnw) Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.
Oliver Schirg, Pressesprecher
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