Pressemitteilung | Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)

Euroland: Stabile Leitzinsen bis zum Herbst

(Berlin) - Nach Ansicht des Bundesverbandes der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) deutet alles darauf hin, dass die Konjunktur in den USA in diesem Jahr wieder Fahrt aufnehmen wird. Auch im Euroraum würden sich die Anzeichen für ein Anspringen der Konjunktur verstärken. Sollte die Belebung der Wirtschaftstätigkeit störungsfrei verlaufen, dürfte gegen Ende des Jahres das Potentialwachstum von 2 Prozent bis 2,5 Prozent erreicht werden, so der BVR in seinem jüngsten Konjunkturbericht.

Für die Geldpolitik bestehe aber aktuell weder in den USA noch im Euroraum Handlungsbedarf. Da sich die USA bereits in einem weiter fortgeschrittenen Stadium des Erholungsprozesses befänden und die Politik der Fed extrem expansiv ausgerichtet sei, geht der BVR jedoch von einer Zinserhöhung der Fed spätestens im Sommer aus. Im Fall einer Zinserhöhung solle die EZB allerdings nicht automatisch, sozusagen im Schlepptau der US-Notenbank, die Zinsen erhöhen. Dies wäre schon deshalb nicht ratsam, weil die Konjunktur im Euroraum mit einer Verzögerung von mehreren Monaten gegenüber den USA anspringen werde. Zudem werde der Aufschwung in den USA voraussichtlich schneller an Fahrt gewinnen. Schließlich sei auch die Geldpolitik der Fed viel stärker expansiv ausgerichtet.

Der konjunkturellen Lage im Euroraum angemessen sei ein "kleiner" Zinsschritt der EZB im Herbst. Damit würde die Notenbank von einer leicht expansiven zu einer eher neutralen Ausrichtung der Geldpolitik übergehen. Sie würde damit der Tatsache Rechnung tragen, dass keinerlei konjunkturelle Überhitzungstendenzen abzusehen sind und sich zurzeit kein Anstieg der Inflation abzeichnet. Für eine weitergehende Anhebung der Zinsen bestehe aus heutiger Sicht keine Notwendigkeit. So erscheine die in den Terminsätzen am europäischen Geldmarkt enthaltene Erwartung einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte innerhalb der nächsten 12 Monate als überhöht.

Unterstützt werde die konjunkturelle Erholung im Euroraum durch die im Trend rückläufige Inflation, die im Verlauf des Jahres die 2 Prozent-Marke wieder unterschreiten werde. Wenig Inflationsdruck gehe zurzeit auch von den Rohstoffpreisen aus, auch wenn der Anstieg des Rohölpreises seit Beginn des Jahres in Rechnung gestellt werde. Entscheidend für günstige Preisaussichten sei allerdings, dass die Tarifparteien bei den anstehenden Lohnabschlüssen maßvolle Vereinbarungen beschließen werden. Wie in den vergangenen Konjunkturaufschwüngen gehe der größte Wachstumsimpuls von dem stark gestiegenen Wirtschaftsvertrauen und der wieder anziehenden Konjunktur in den USA aus. Nachdem sich gezeigt habe, dass der Abschwung in den USA milder als zuvor erwartet ausgefallen sei, werde dort auch das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr kräftig ausfallen. Zu rechnen sei mit einer Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Produktion um 3 Prozent bis 4 Prozent im letzten Quartal des Jahres. Vorausgesetzt sei dabei allerdings, dass sich die Risiken für den US-amerikanischen Wirtschaftsaufschwung nicht realisieren. Sollten die Haushalte in den Vereinigten Staaten mehr Zurückhaltung im Konsum üben oder die Finanzierung des hohen Leistungsbilanzdefizits der USA nur durch eine kräftige und rasche Abwertung des US-Dollars finanziert werden können, würde dies den Aufschwungprozess gefährden.

Eine solche Politik stabiler Notenbankzinsen stehe aber unter dem Vorbehalt, dass sich das Geldmengenwachstum von momentan annähernd 8 Prozent in den nächsten Monaten wieder zurückbildet. Sollte ein Rückgang des M3-Wachstums jedoch ausbleiben und gleichzeitig die Kreditnachfrage zunehmen, so müsste die EZB die Leitzinsen früher und stärker erhöhen, so der BVR.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Schellingstr. 4 10785 Berlin Telefon: 030/20210 Telefax: 030/20211900

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