EU-Kommission initiiert Dialog zur Neubewertung neuer Züchtungsmethoden
(Bonn) - Pflanzenzüchter fordern differenzierte Bewertung . Mit ihrer heutigen Veranstaltung zu neuen genomischen Techniken (NGT) startet die EU-Kommission den öffentlichen Dialog zu einer Anpassung des gesetzlichen Regulierungsrahmens für neue molekulargenetische Methoden wie CRISPR/Cas in der Pflanzenzüchtung. Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e. V. (BDP) begrüßt die Initiative der EU-Kommission. Schon seit Beginn der Diskussion um neue Züchtungsmethoden fordert er eine differenzierte und an wissenschaftlichen Kriterien orientierte Bewertung dieser Verfahren.
"Der BDP e. V. unterstützt ausdrücklich die Initiative der EU-Kommission, die derzeit geltende Gentechnikgesetzgebung im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit auf neue genomische Techniken zu überprüfen", erklärt Dr. Carl-Stephan Schäfer, Geschäftsführer des BDP. "Wir teilen die Auffassung, dass diese Methoden das Potenzial besitzen, zu den Zielen des EU-Green Deal beizutragen und setzen uns für eine differenzierte Bewertung ein."
Nach dem EuGH-Urteil von Juli 2018 unterliegen Pflanzen aus neuen Züchtungsmethoden uneingeschränkt den Regulierungsanforderungen des Gentechnikrechts. Allerdings können mit Hilfe bestimmter Anwendungsformen Pflanzen erzeugt werden, die sich von herkömmlich gezüchteten nicht unterscheiden. "Dass so erzeugte Pflanzen pauschal mit transgenen Organismen gleichgestellt werden, ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht gerechtfertigt. Wir stimmen der Analyse der EU-Kommission zu, dass die gegenwärtige Gesetzgebung nicht mehr zeitgemäß ist und derart angepasst werden muss, dass wissenschaftlichen Erkenntnissen und neuesten Entwicklungen Rechnung getragen werden wird. Hierfür bedarf es wissenschaftlich basierter, eindeutiger und rechtssicherer Kriterien für eine differenzierte Bewertung von Pflanzen, die mit NGT entwickelt wurden", fordert Schäfer.
Im April 2021 hatte die EU-Kommission eine Studie zum Status der neuen Züchtungsmethoden veröffentlicht. Sie sieht klare Anzeichen dafür, dass die derzeitige Gentechnikgesetzgebung für die Anwendung der neuen Züchtungsmethoden ungeeignet ist. Um die Potenziale dieser Verfahren für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele in der europäischen Landwirtschaft nutzen zu können, schlägt sie einen breiten gesellschaftlichen und politischen Diskurs im Rahmen einer Gesetzesinitiative vor. Die heutige High-Level-Veranstaltung dient dem Austausch verschiedenster Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Die zentrale Frage ist dabei, wie die EU einen zukünftigen Rechtsrahmen entwickeln kann, der sowohl die Sicherheit so entwickelter Produkte gewährleistet, als auch die Potenziale der Nutzung dieser Methoden befördert.
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