Pressemitteilung | Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e.V. (OVID)

EU-Abstimmungsrunde: Mit gutem Gewissen an Biokraftstoffen festhalten / EU-Biodieselproduktion sorgt auch für heimisches Proteinfuttermittel

(Berlin) - In Brüssel liegt das Schicksal der konventionellen Biokraftstoffe jetzt auf dem Tisch. Heute (20.6.) stimmt der Industrie-Ausschuss des Europäischen Parlaments über die von der Kommission geforderte Kehrtwende ab, am 10. Juli folgt der federführende Umwelt-Ausschuss.

Vor dem Hintergrund der Teller-und-Tank-Debatte ermutigt OVID Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland die Abgeordneten, neben verführerischen Botschaften auch klare Fakten sprechen zu lassen. "Die Politik kann mit gutem Gewissen für die Beibehaltung ihrer erst 2009 installierten Erneuerbare-Energien-Richtlinie stimmen. Unsere Biokraftstoffe machen uns unabhängiger vom Mineralöl, sorgen für saubere Luft und bieten der Landwirtschaft vor allem eine neue Perspektive. Denn der europäische Raps liefert mit dem Öl für die Biodieselproduktion parallel auch das Schrot als dringend benötigtes, heimisches Proteinfuttermittel", sagt OVID-Präsident Wilhelm F. Thywissen im Vorfeld der Abstimmung. "Wer glaubt, mit der politischen Verbannung von Raps die Menschen auf der Welt besser ernähren zu können, ist auf dem Holzweg. Das Gegenteil ist der Fall", so Thywissen, der außerdem vor dem Verlust von 225.000 Arbeitsplätzen in der EU warnt.

Geht es nach dem Vorschlag der EU-Kommission, sollen Pflanzen auf Basis von Nahrungs- und Futtermittelstoffen wie eben Raps als Biokraftstoffausgedient haben. Kritiker konventioneller Biokraftstoffe führen den Konkurrenzgedanken "Teller-Tank" ins Feld. Ein Argument, das einer Überprüfung nicht standhält. Denn:

In Ländern außerhalb der EU dienen meist weniger als 1 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen dem Zweck der Kraftstoffherstellung. Ausnahmen sind Argentinien (3%) und Paraguay (4%). Quelle: Ecofys-Studie/ Report for the European Commission, September 2012

Nur 4,6 Prozent des weltweiten Verbrauchs an Pflanzenölen wird in der EU zu Biodiesel verarbeitet. Quelle: Eigene Berechnungen OVID/ Ecofys-Studie / Report for the European Commission, September 2012

Europa tankt vor allem Biodiesel aus Raps und füllt damit parallel seine Futtertröge. Das bei der Biodieselherstellung anfallende Rapsschrot ist ein wertvolles, dringend gebrauchtes Proteinfuttermittel für Hühner, Schweine und Rinder.

Ohne die Biodieselproduktion würden 3,2 Mio Tonnen Rapsschrot allein für Deutschland ausfallen. Sie müssten kompensiert werden mit 2,5 Mio Tonnen Soja-Importen, deren Bohnen auf einer Fläche so groß wie Mecklenburg-Vorpommern angebaut werden müssten. Quelle: OVID

"Wir wollen der Debatte um die Ursachen von Hunger und Armut schon deshalb nicht aus dem Weg gehen, weil wir Teil der Lösung sind", so OVID-Präsident Wilhelm F. Thywissen. Die eigentliche Herausforderung für die Landwirtschaft besteht darin, genügend Futtermittel für die Nahrungskette zu produzieren, um den prognostizierten erhöhten Fleischkonsum von aufstrebenden Ländern wie China decken zu können.

OVID wendet sich gegen die von der Kommission ins Spiel gebrachten sogenannten indirekten Landnutzungsänderungen (ilUC). Akzeptieren die Abgeordneten die Theorie, nach der der Rapsanbau wegen der Biokraftstoffproduktion für Regenwaldrodungen mitverantwortlich ist, unterschreiben sie damit das Aus für den Rapsanbau in Europa zum Zweck der Biodieselerzeugung. Mit der Einführung von ilUC würde Raps in seiner Klimabilanz mit einem CO2-Malus bestraft. Damit wäre Raps hinsichtlich seiner Umweltwirkung schlechter als Mineralöl gestellt und wäre als Basis für Biodiesel ausgemustert.

Führende Klimabilanzexperten, wie Prof. Matthias Finkbeiner von der TU Berlin, lehnen die iLUC-Theorie als wissenschaftlich unhaltbar ab.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e.V. (OVID) Pressestelle Am Weidendamm 1a, 10117 Berlin Telefon: (030) 72625900, Fax: (030) 72625999

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