Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

„Erzieherinnen endlich besser bezahlen!“ / Tarifrunde 2008: Beruf muss attraktiver werden - ohne 100.000 neue Fachkräfte platzt „Krippenprogramm“

(Berlin) - Für eine deutlich bessere Bezahlung der Erzieherinnen hat sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stark gemacht. In der anstehenden Tarifrunde müssten die Erzieherinnen höher eingruppiert werden als geplant. „Bei kaum einer anderen Berufsgruppe klaffen gesellschaftliche Erwartungen an das Arbeitsergebnis und Bezahlung so weit auseinander wie bei den Erzieherinnen. Der gesellschaftliche Anspruch an die Arbeit, die Erzieherinnen und Erzieher leisten sollen, ist in den vergangenen Jahren etwa bei der individuellen Sprachförderung gewaltig gewachsen. Der Verdienst der Erzieherinnen hat mit den steigenden Berufsanforderungen nicht Schritt gehalten. Im Gegenteil: Die ohnehin schlecht bezahlte Berufsgruppe ist mit der Umstellung auf das neue Tarifvertragssystem noch weiter abgehängt worden“, sagte das für Jugendhilfe und Sozialarbeit verantwortliche GEW-Vorstandsmitglied Norbert Hocke am Mittwoch (11. Juli 2007) während einer Pressekonferenz in Berlin.

„Das „Krippenprojekt“ von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) platzt, wenn Arbeitsbedingungen und Bezahlung der Erzieherinnen nicht so schnell wie möglich verbessert werden. Es fehlen künftig gut ausgebildete Fachkräfte, die ein qualitativ hochwertiges Angebot gewährleisten können“, warnte Hocke. Er erinnerte daran, dass allein für den geplanten Ausbau der Krippenplätzen rund 100.000 neue Erzieherinnen gebraucht würden. Mit deren Ausbildung hätte man besser gestern als heute begonnen. „Wir brauchen attraktive Rahmenbedingungen, damit sich mehr junge Menschen für den Erzieher-Beruf entscheiden. Dazu gehört auch eine Ausbildung auf Hochschulniveau. Schon jetzt haben viele Städte gerade in Ballungsgebieten Probleme, ausreichend Fachkräfte zu finden. Allein die Mieten fressen einen Großteil des Gehalts auf“, betonte Hocke. „Kitas müssen sich zu Bildungseinrichtungen weiter entwickeln, in denen der „Schatz der frühen Kindheit“ gehoben wird. Mit Kinder-Verwahranstalten ist niemanden geholfen. Alle Studien belegen die zentrale Bedeutung der frühkindlichen Bildung für den weiteren Lern- und Lebensweg der Mädchen und Jungen“, betonte der GEW-Sprecher.

„Es wird Zeit, dass Erzieherinnen endlich Anschluss an die allgemeine Gehaltsentwicklung finden. Die zunehmende Verantwortung im Beruf für gute Bildung muss sich auch in der Bezahlung widerspiegeln. Die Arbeitgeber sind gut beraten, von der Lohndrückerbremse zu gehen“, sagte GEW-Tarifexpertin Ilse Schaad. Sie stellte fest, dass eine Erzieherin nach der Ausbildung an der Fachschule ein Einstiegsgehalt von 1.764 Euro (brutto) im Monat bekomme. In der Endstufe erhalte sie im Kita-Regeldienst 2.285 Euro (brutto). Im Vergleich zum bisher geltenden Bundesangestelltentarifvertrag (BAT) bedeute die Umstellung auf den Tarifvertrag öffentlicher Dienst (TVöD) und den Tarifvertrag der Länder (TV-L) eine Einkommenseinbuße von mehreren 100 Euro im Monat. „Das Gehaltsminus kann auf das Berufsleben hochgerechnet mehr als 100.000 Euro betragen“, betonte Schaad. „Offenbar glauben die Arbeitgeber, sie könnten Frauen schlechter bezahlen als Männer, die überwiegend das Personal in vergleichbaren Berufen stellen. Diese Diskriminierung muss in der Tarifrunde beendet werden: Erziehrinnen müssen zwei Entgeltgruppen höher als bisher einsortiert werden. Sie könnten damit rund 200 Euro mehr verdienen.“ Erzieherin sei immer noch ein „Frauenberuf“, fast 97 Prozent der Beschäftigten in Kitas seien Frauen.

Schaad wies darauf hin, dass in Kitas in hohem Maße Teilzeitbeschäftigte arbeiteten. Die Quote liege im Bundesschnitt bei fast zwei Dritteln. „Von den paar hundert Euro, die eine Erzieherin in Teilzeit erhält, kann kein Mensch leben. Dabei ist die Teilzeitbeschäftigung nicht frei gewählt. Nach einer aktuellen GEW-Studie würden fast 40 Prozent der Erzieherinnen gerne Vollzeit arbeiten, finden aber keine Stelle“, unterstrich Schaad.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulf Roedde, Pressesprecher Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201

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