Erste ILGA-Weltkonferenz in Asien: Claudia Roth sprach über Bürgerrechte und Resolution in UN-Menschenrechtskommission
(Berlin) - Am 18.November ging in Manila die 22. Weltkonferenz der International Lesbian and Gay Association zu Ende, die jährlich stattfindende Versammlung von rund 350 schwullesbischen ILGA-Mitgliedsorganisationen aus aller Welt. Zum ersten Mal fand eine ILGA-Weltkonferenz in Asien statt, dem Kontinent, wo mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt. Rund 250 Vertreterinnen und Vertreter von Homoorganisationen aus allen Kontinenten waren in die philippinische Hauptstadt gekommen, um sich im 25. Jahr des Bestehens der ILGA über ihre Kämpfe und Errungenschaften, Diskriminierungen und bereits erstrittenen Rechte auszutauschen, um wertvolle Informationen zum Stand der Dinge in Sachen Akzeptanz für sexuelle Minderheiten und deren Gleichberechtigung in anderen Ländern zu erhalten oder um wichtige Kontakte zu Lesben- und Schwulengruppen aus anderen Weltregionen knüpfen.
Rede von Claudia Roth
Auf Initiative von Philipp Braun vom Vorstand des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland LSVD nahm Claudia Roth, die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, an der ILGA-Konferenz in Manila teil. In ihrer Rede betonte Claudia Roth, dass Europäer keinen Grund hätten, sich beim Thema Menschenrechte von Homosexuellen auf ein Podest zu erheben. Dies zeigten auch die Erfahrungen der deutschen Geschichte, die allerdings "aus uns leidenschaftliche Anwälte für die Bürgerrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern weltweit" gemacht haben. Sie lieferte in ihrer Rede auch einen Rückblick auf die letzten 25 Jahre des weltweiten schwullesbischen Kampfes für Gleichberechtigung, auf die Auseinandersetzungen, die stattfanden und die Rechte, die bislang erstritten wurden. Auf Initiative von Claudia Roth, die von 1989 bis 1998 Mitglied des EU-Parlamentes war, verabschiedeten die Parlamentarier 1994 eine Entschließung (Roth-Resolution), die alle EU-Mitgliedsstaaten aufforderte, dafür Sorge zu tragen, dass homosexuelle Partnerschaften rechtlich anerkannt werden und gleiche Rechte erhalten.
UN-Menschenrechtskommission
Claudia Roth nutzte die Gelegenheit auch, um auf die lange Agenda einzugehen, die Lesben und Schwule noch zu bewältigen haben. Sie ging dabei insbesondere auf den brasilianischen Resolutionsentwurf "Menschenrechte und sexuelle Orientierung" ein, der im April von der UN-Menschenrechtskommission auf 2004 vertagt wurde, nachdem einige Verfolgerstaaten wie Pakistan oder Ägypten massiv gegen die Resolution mobilisiert hatten. Deutschland und die EU haben die Resolution in der UN-Menschenrechtskommission befürwortet, und "das Auswärtige Amt", so Roth, "hat die Lobbyarbeit schwullesbischer Organisationen für die brasilianische Resolution unterstützt und wird dies auch in den kommenden Monaten tun." Der LSVD hatte im Auswärtigen Amt Mittel für diese Kampagne beantragt, die auch bewilligt wurden. Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung forderte alle Delegierten auf, die Regierungen, Medien und Menschenrechtsorganisationen ihrer Länder von der Notwendigkeit der brasilianischen Resolution zu überzeugen, damit eine Zustimmung in der UN-Menschenrechtskommission im nächsten Jahr sichergestellt ist.
Philipp Braun, der als Mitglied des LSVD-Bundesvorstandes Frau Roth nach Manila begleitete, sagte, Frau Roth habe mit ihrer Rede, die von den Delegierten mit minutenlangem stehendem Applaus bedacht wurde, genau den richtigen Ton getroffen. Er arrangierte mehrere Gespräche für Frau Roth. So traf sie sich zu Gesprächen mit dem ILGA-Vorstand und mit Delegierten aus Indien, Jamaika, Brasilien, Simbabwe, Bangladesh und anderen Staaten. Darüber hinaus nahm sie zusammen mit Gruppen aus fünf Kontinenten an einer Pride March genannten Demonstration durch die philippinische Hauptstadt teil.
Quelle und Kontaktadresse:
Lesben- und Schwulenverband in Deutschland e.V. (LSVD)
Willmanndamm 8, 10827 Berlin
Telefon: 030/78954763, Telefax: 030/44008241
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