Pressemitteilung | Hartmannbund – Verband der Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V.

Erste Ergebnisse zum Modellprojekt "Impfen in den Arztpraxen" in Brandenburg veröffentlicht / Pohle: Zahlen zeigen Scheitern der derzeitigen Impfstrategie

(Berlin) - In Brandenburg wurden allein an einem Tag 3.132 Bürgerinnen und Bürger von den 87 Praxen, die sich aktuell am Modellprojekt der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) "Impfen in den Arztpraxen" beteiligen, geimpft, wie gestern bekannt wurde. Für den Vorsitzenden des Hartmannbundes Brandenburg, Dr. Hanjo Pohle, haben damit die Vertragsarztpraxen belegt, dass sie liefern können: "Unsere Kolleginnen und Kollegen haben in ihren Praxen oder per Hausbesuch im Schnitt 36 Impfungen pro Tag verabreicht. Und das mit dem Biontech-Vakzin, welches aufgrund der etwas anspruchsvolleren Logistik angeblich so ungeeignet für den Einsatz durch die niedergelassene Ärzteschaft war, dass dafür Impfzentren mit vielen Steuermitteln errichtet werden mussten. Selbst wenn wir großzügig kalkulieren, könnten die über 2.000 Ärztinnen und Ärzte in unserem Land, die regelmäßig Impfungen durchführen, mit je 100 Impfdosen in vier Tagen 200.000 Patientinnen und Patienten versorgen. Zum Vergleich: nach unserem Kenntnisstand wurden in den Brandenburger Impfzentren seit deren Start Anfang Januar bisher etwa 350.000 Vakzinierungen durchgeführt."

Pohle kritisierte, dass die Landesregierung immer noch keine Bereitschaft erkennen lasse, die Impfstrategie umgehend zu korrigieren, sobald dies rechtlich durch die neue Coronaimpfverordnung möglich werde: "Unsere Landespolitiker verharren nun in regelrechter Schockstarre angesichts der Entscheidungen, die sie irgendwann einmal getroffen haben und sich entweder nicht bewährt oder längst überlebt haben." Dass Impfungen durch Vertragsarztpraxen viel effektiver und effizienter sind, werde täglich durch das Pilotprojekt der KVBB bewiesen. "Und auch die Bürgerinnen und Bürger sind von diesem Vorgehen überzeugt: nur 18 Prozent aller Menschen wollen sich in einem Zentrum impfen lassen. Das Resultat ist nicht nur in Potsdam ersichtlich, wo im örtlichen Impfzentrum Vakzindosen übrig geblieben sind, die in den Praxen unkompliziert verimpft werden könnten", machte der Rathenower Allgemeinmediziner deutlich. Zudem sei es unverständlich, dass in einem Flächenland wie Brandenburg weiter an Impfzentren festgehalten werde, obwohl diese selbst im Stadtstaat Berlin nicht mehr in der bisherigen Form betrieben werden sollen. Pohle bezog sich auf die am Wochenende bekannt gewordene Kündigung des gemeinsamen Vertrags mit dem Berliner Senat über die Impfzentren durch die Kassenärztliche Vereinigung Berlin. Letztere wolle ihre Mitarbeit nicht vollständig einstellen, sich jedoch ab dem Zeitpunkt des Einstiegs der Praxen in die Impfkampagne aus der Organisation zurückziehen.

Als geradezu kabarettistisch bezeichnete Pohle den jüngsten Beschluss des Impfgipfels, den Vertragsärzten ab Ostern nur 20 Impfdosen pro Woche zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig sollen dem Beschluss zufolge den Impfzentren und mobilen Teams künftig 2,25 Millionen Impfdosen in der Woche zur Verfügung gestellt werden, was faktisch einer Verdopplung der bisherigen Impfleistung gleichkäme. "Diese Vorgabe reiht sich ein in das Sammelsurium unüberlegter und kontraproduktiver Beschlüsse, über die man nur den Kopf schütteln kann, die jedoch leider Krankheit und Menschenleben fordern werden. Ist es wirklich sinnvoll, einem Achtzigjährigen einen QR-Code zu schicken, mit dem er dann mit dem nichtvorhandenen Smartphone einen Termin in einem weit entfernten Zentrum machen kann? Ist es wirklich der Weisheit letzter Schluss, wenn es nun aufgrund der künstlichen Verknappung in den Praxen absehbar zu Konflikten kommt, die möglicherweise Abläufe und Patientenversorgung behindern?", fragte der Vorsitzende des Brandenburger Hartmannbundes.

"Ich kann nur wieder eindringlich im Interesse unserer Patientinnen und Patienten an die Brandenburger Landesregierung appellieren, die Impfstrategie unmittelbar nach Inkrafttreten der neuen Impfverordnung zu ändern und zwei Drittel aller Vakzine in die Praxen zu geben! Gut gemeint ist häufig das Gegenteil von gut gemacht", schloss Pohle.

Quelle und Kontaktadresse:
Hartmannbund - Verband der Ärzte Deutschlands e.V. Kurfürstenstr. 132, 10785 Berlin Telefon: 030 2062080, Fax: 030 20620829

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