Pressemitteilung | Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Ernüchternde Bilanz der internationalen Klimaschutzpolitik / Gravierende Verfehlung der Emissionsziele

(Berlin) - Am 26. August wird die Staatengemeinschaft in Johannesburg auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung eine ernüchternde Bilanz ziehen: Gerade die Industrieländer, die als hauptverantwortlich für das Entstehen der Klimaproblematik angesehen werden, haben es bis heute nicht vermocht, ihre Treibhausgasemissionen zu stabilisieren, geschweige denn zu reduzieren. Dies stellt das DIW Berlin in seinem aktuellen Wochenbericht 34/2002 fest. Lediglich der - jedoch keineswegs klimaschutzpolitisch begründete - Emissionsrückgang in den Transformationsländern Mittel- und Osteuropas in den 90er Jahren hat zu einer Entspannung beigetragen. Nimmt man die starke Zunahme der Emissionen in den Entwicklungsländern hinzu, so ist im globalen Maßstab noch immer keine Trendumkehr in Richtung einer nachhaltigen Emissionsreduktion zu erkennen.

Zu einer besonders starken Zunahme der CO2-Emissionen kam es von 1990 bis 2001 in den Entwicklungsländern mit einem Plus von 44 Prozent. Dadurch hat sich deren Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen zwar deutlich - von gut 31 Prozent (1990) auf fast 40 Prozent (2001) - erhöht, doch entfällt nach wie vor der größte Anteil – nahezu die Hälfte – auf die westlichen Industrieländer. Hier sind die CO2-Emissionen von 1990 bis 2001 mit gut 11 Prozent nur wenig schwächer als im weltweiten Durchschnitt gestiegen. Absolut am umfangreichsten war die Emissionszunahme gegenüber 1990 mit 730 Mill. t CO2 (15,2 Prozent) in den USA, gefolgt von Japan (knapp 130 Mill. t) sowie von Kanada und Australien mit jeweils rund 80 Mill. t. Lediglich Deutschland und Großbritannien erreichten eine gewichtige Emissionsminderung. Nur deshalb ergab sich auch für die Europäischen Union (EU) insgesamt eine Senkung.

Prognosen deuten darauf hin, dass in Zukunft fast überall mit einem Emissionsanstieg gerechnet werden muss. So erwartet die US-amerikanische Energy Information Administration (EIA), dass gegenüber 1990 die weltweiten Kohlendioxidemissionen bis 2010 um fast 36 Prozent und bis 2020 um nahezu 70 Prozent steigen. Mit einem Plus von 54 Prozent bis zum Jahre 2020 dürfte der Anstieg in den USA bei weitem am stärksten sein. Doch auch für die westeuropäischen Länder, die sich zusammengenommen (verbindlich) zu einer Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2008/2012 um 8 Prozent verpflichtet haben, wird zumindest bei den CO2-Emissionen noch eine deutliche Steigerung vorhergesagt.

Aus heutiger Sicht ist ohne einen grundlegenden Wandel der klimaschutzpolitisch relevanten Rahmenbedingungen eine gravierende Verfehlung der global angestrebten Reduktionsziele zu erwarten. Derzeit bestehen erhebliche Zweifel, dass die Industrieländer ihre Reduktionsverpflichtungen bis 2008/2012 auf eigenem Gebiet erfüllen können. Das DIW Berlin stellt fest, dass Deutschland bei einer konsequenten Fortsetzung seiner Klimaschutzpolitik zumindest gute Chancen einer Zielerfüllung in dieser Zeit hat. Allerdings dürfte Deutschland sein selbst gestecktes - anspruchsvolleres - Ziel verfehlen, die CO2-Emissionen schon bis 2005 um ein Viertel gegenüber 1990 zu senken.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Königin-Luise-Str. 5 14195 Berlin Telefon: 030/897890 Telefax: 030/89789200

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