Ernte 2010: Wetter treibt Getreidepreise nach oben
(Bonn) - Die Prognosen über Menge und Qualität der diesjährigen Getreideernte in Deutschland werden fast täglich nach unten korrigiert. Für den Verband Deutscher Mühlen ist ein Mengenrückgang gegenüber dem Vorjahr im zweistelligen Prozentbereich sicher. Grund hierfür ist das lange kalte Frühjahr und die anschließende lang andauernde Trockenheit und Hitze sowie in einigen Regionen sich häufende Unwetter. Zwar ist noch nicht genau abzuschätzen, wie stark sich die Wetterkapriolen letztlich auswirken. Bereits jetzt aber ist festzustellen, dass in vielen Regionen Deutschlands kleinkörniges Getreide geerntet wird. Dieses sogenannte Schmachtkorn führt zu geringeren Mehlmengen und deutlichen Kostensteigerungen für die Mühlen.
Die niedrigen Getreidepreise des letzten Jahres und die massive staatliche Förderung erneuerbarer Energien haben die Landwirte letzten Herbst bewegt, zunehmend Getreide für energetische Zwecke anzubauen. So sind für fast 6.000 Anlagen zur Erzeugung von Biogas, -ethanol und -diesel bereits heute etwa 15 Prozent der Ackerfläche reserviert. Wegen des schwachen Euros kam es auch zu deutlich steigenden Getreideexporten. Beides verknappt und verteuert nun das Angebot für den Lebensmittelsektor.
Da auch aus dem Ausland von wetterbedingt geringeren Ernteerträgen und kleineren Anbauflächen berichtet wird, hat der Getreidemarkt in Deutschland, der EU und der Welt in den vergangenen Wochen mit einem deutlichen Preissprung nach oben reagiert.
Bis vor wenigen Wochen deuteten alle Fundamentaldaten auf ein Andauern der moderaten Getreidepreise hin. In dieser Erwartung hat die Müllerei ihre Abgabepreise auf tiefem Niveau halten können. Das damalige Getreidepreisniveau, wie es nach der Ernte oft typisch ist, wird heute bereits um ca. 50 Prozent überschritten. Da das Getreide in der Mühlenkalkulation rund 80 Prozent der Gesamtkosten ausmacht, können höhere Getreidepreise nicht ohne Auswirkungen auf die Mehlpreise bleiben. Die Mühlenwirtschaft blickt daher mit Sorge auf die weitere Entwicklung.
Trotz allem stellt der Verband Deutscher Mühlen fest: Mehl ist mit einem Verbrauch von 65 kg pro Kopf und Jahr eines der wichtigsten Lebensmittel, andererseits aber auch eines der günstigsten Lebensmittel. Die aktuelle Getreidepreiserhöhung belastet den Verbraucher kaum. Er erhält auch weiterhin sichere, hochqualitative und vielfältige Mahlerzeugnisse.
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