Pressemitteilung | Deutscher Bauernverband e.V. (DBV)

Ernte 2002 fiel ins Wasser / Hilfsprogramme für die Landwirtschaft unzureichend

(Berlin) - Die von Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast am 28. August bekannt gegebenen Daten zur Ernte 2002 bestätigen die Bilanz des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Die Erträge und Qualitäten der Getreide-, Obst- und Gemüseernte in diesem Jahr liegen aufgrund äußerst widriger Witterungsverhältnisse erheblich unter dem Niveau des Vorjahres.

Unzufrieden sind die deutschen Bauern aber auch mit den Erzeugerpreisen. Die Getreidepreise liegen um rund 10 Prozent unter Vorjahr. Der Markt wird derzeit von einem witterungsbedingt unerwarteten großen Angebot an Futtergetreide überschwemmt, dessen Qualitätsanforderungen geringer sind als bei Brotgetreide, was zu einem erheblichen Preisdruck führt. Derzeit erzielen die Landwirte für Futterweizen 15 Euro je Tonne weniger, also 15 Prozent weniger als im Vorjahr.

Bei Getreide erreichen viele Partien nicht die qualitätsbestimmten Interventionskriterien. Deswegen hatte der DBV von der EU-Kommission eine Anpassung dieser Kriterien an die diesjährigen Witterungsverhältnisse gefordert (Erhöhung des Feuchtigkeitsgehaltes, Senkung der Fallzahlen). Die Bundesergierung muss diese Forderung nachdrücklich unterstützen. Nach Ansicht des DBV sind zur Verhinderung eines weiteren Preisverfalls aber weitere Maßnahmen zur Marktstabilisierung dringend erforderlich, um den Erzeugern überhaupt einen Grunderlös zu sichern. Für schwierige Marktsituationen sieht die EU-Getreidemarktordnung vor, dass ''besondere Interventionsmaßnahmen'' beschlossen werden können ''sofern dies aufgrund der Marktlage erforderlich ist''. Die Voraussetzungen für diese außergewöhnliche Situation sind auf den deutschen Getreidemärkten gegeben, betonte der DBV. Als Maßnahme wird auch die anderweitige Verwendung des Getreides, etwa zur Energiegewinnung genannt. Für den DBV wäre damit das nicht in der menschlichen und tierischen Ernährung verwendbare Getreide sinnvoll verwertet.

Durch das Hochwasser sind nach Angaben der Bundesländer laut Bundesministerin Renate Künast in der Landwirtschaft bei Feldfrüchten und Vieh Schäden in Höhe von etwa 267 Millionen Euro entstanden, ohne Gebäudeschäden. Damit bestätigte die Ministerin den vom DBV ermittelten Schadensumfang, der vor einer Woche die hochwasserbedingten Ernteschäden einschließlich Tierverlusten auf zunächst 200 Millionen Euro beziffert hatte, die sich mittlerweile nach Rückgang der Fluten weiter erhöht haben. Der DBV hatte damals berechnet, dass die deutschen Bauern mit ihrer diesjährigen Getreideernte aufgrund der Erträge sowie aufgrund der Preis-, Regen- und Hochwassersituation insgesamt 1,5 Milliarden Euro weniger erlösen als im Vorjahr. Davon sind rund 570 Millionen Euro regenbedingte und 200 Millionen Euro hochwasserbedingte Einbußen.

Rund 220.000 Hektar Grünland und Acker waren nach Erkenntnissen des DBV vom Hochwasser überflutet, weshalb die Ernte auf mehreren tausend Hektar völlig vernichtet wurde. Der DBV unterstreicht, dass das eingeleitete Hilfsprogramm von Bund und Ländern auch für die vom Hochwasser geschädigten Landwirte die notwendigen Maßnahmen enthält. Es muss allerdings unverzüglich so aufgestockt werden, dass wenigstens 50 Prozente des eingetretenen betrieblichen Schadens abgedeckt werden kann. Der DBV forderte bei Hochwasserschäden eine Gleichbehandlung der Landwirte mit der gewerblichen Wirtschaft. Daher müssten auch die Entschuldungsprogramme, die Haftungsfreistellung und Zinszuschüsse für Neukredite den Landwirten zugänglich gemacht werden. Nach den Aussagen des Bundeskanzlers soll niemand durch das Hochwasser schlechter gestellt sein als vorher. Dies müsse auch für die Landwirtschaft gelten, betont der DBV.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV) Godesberger Allee 142-148 53175 Bonn Telefon: 0228/81980 Telefax: 0228/8198205

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