Ernährungsumstellung ermöglicht negative Klima-Emissionen
(Zülpich) - Die Nahrungsmittelproduktion ist für etwa ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Gut die Hälfte geht auf die Haltung von Rindern, Schweinen, Schafen oder Geflügel und der Futterproduktion zurück. Mit der Nutzung dieses Einsparpotenzials beschäftigt sich die neue Studie "Modellbasierte Szenarien zur Erreichung negativer Nettoemissionen im Ernährungssystem" (1). Der Kalkulation legen die Wissenschaftler:innen ein globales Lebensmittelsystem-Modell zugrunde, das hauptsächlich auf pflanzenbasierten Proteinquellen basiert und auf die Empfehlungen der internationalen Eat-Lancet-Kommission zurückgeht.
Negative Emissionen von bis zu 33 Gigatonnen möglich
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine Änderung hin zu einer pflanzenbasierten Ernährung im Jahr 2050 negative Emissionen von bis zu 33 Gigatonnen pro Jahr ermöglichen könnte. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 wurden weltweit 36,6 Gigatonnen Kohlendioxid ausgestoßen. "Die Studie belegt eindrucksvoll das große Potenzial einer Agrar- und Ernährungswende. Sogar bei einer angenommenen Erdbevölkerung von fast zehn Milliarden Menschen könnte eine hauptsächlich pflanzenbasierte Ernährung die Emissionen der Nahrungsmittelproduktion nicht nur radikal reduzieren, sie könnte sogar dazu beitragen, die Emissionen anderer Sektoren zu kompensieren", sagt Christina Ledermann, Vorsitzende des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte. Neben einer Ernährungsumstellung sind dazu - laut der Studie - die Einführung von klimafreundlichen agroindustriellen Technologien, einer wasserstoffbetriebenen Düngemittelproduktion, Agroforstwirtschaft, Bodenverbesserungen sowie die Verringerung von Lebensmittelabfällen nötig.
Nötig: Umkehrung der Agrarsubventionen und wahre Preise
Die Wissenschaftler:innen warnen zugleich vor Untätigkeit: Wenn sich die aktuelle Entwicklung fortsetzt, werden die Emissionen aus der Landwirtschaft nach ihren Berechnungen bis 2050 um etwa 75 Prozent ansteigen. "Statt das riesige Einsparpotenzial zu nutzen, tun wir aktuell genau das Gegenteil: Derzeit fließt der größte Teil der Agrarförderung in den USA und der EU in die Erzeugung tierischer Produkte und die Futtermittelproduktion. Das müssen wir umkehren. Künftig muss jeder Steuer-Cent der über 400 Milliarden schweren EU-Agrarsubventionen in eine konsequente Transformation unserer Landwirtschaft fließen. Landwirt:innen müssen künftig dafür gefördert werden, dass sie nachhaltig pflanzliche Lebensmittel erzeugen sowie Ökosysteme renaturieren und pflegen. Um eine Verhaltensänderung bei den Konsument:innen zu erreichen, müssen zudem endlich die Umweltfolgen tierischer Produkte eingepreist werden", fordert Christina Ledermann.
Strategie für tier- und klimafreundliche Ernährungsformen
Um der Politik konkrete Maßnahmen an die Hand zu geben, hat Menschen für Tierrechte einen Maßnahmenplan für eine Agrar- und Ernährungswende erarbeitet. Darin fordert der Tierrechtsverband neben einer breit angelegten Informations- und Bildungskampagne für eine pflanzenbasierte Ernährung die Abschaffung der Mehrwertsteuer für pflanzliche Nahrungsmittel sowie eine zusätzliche Abgabe für tierische Produkte. Die Einnahmen sollten in Ausstiegsprogramme, Förderungen und Beratung für Landwirt:innen fließen, die aus der Tierhaltung aussteigen.
Quelle und Kontaktadresse:
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
M.A. Christina Ledermann, Vorstandsvorsitzende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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