Ermittlungshürden beim Menschenhandel müssen aus dem Weg geräumt werden / Freiberg: Riesiger Sklavenmarkt wird geduldet
(Berlin) - Eine Vereinfachung und brauchbarere Gestaltung des Tatbestandes Menschenhandel forderte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, am 4. September in Berlin. Ebenso sollte den Opfern dieser menschenverachtenden Kriminalität ein Bleiberecht gewährt werden, sagte er heute in einer Pressekonferenz, bei der das aktuell im GdP- eigenen Verlag Deutsche Polizeiliteratur (VDP) erschienene Fachbuch Frauenhandel und Zwangsprostitution Tatort Europa des Ulmer Kriminalhauptkommissars und Autoren, Manfred Paulus, vorgestellt wurde.
Freiberg: Die in jüngster Zeit an die Öffentlichkeit gedrungenen Sex- und Drogenskandale Prominenter zeigen, dass in Deutschland eine unheilvolle Doppelmoral herrscht. Auf der einen Seite werden Straßenunterführungen für Kröten gebaut und Edelhölzer aus dem Urwald ebenso verschmäht wie Teppiche, die von Kindern geknüpft wurden. Auf der anderen Seite wird ein riesiger Sklavenmarkt mit zunehmend aus mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern verschleppten Frauen geduldet. Es seien aber nicht nur Prominente, sondern vor allem Millionen so genannter normaler Männer, die den verbrecherischen Sex-Markt mit ihrer Nachfrage stützten.
Der GdP-Vorsitzende verwies auf Experten-Schätzungen, nach denen derzeit in Europa bis zu 500.000 Frauen im Netz organisierter Banden festgehalten und sexuell ausgebeutet werden. Die daraus resultierenden Gewinne fließen oft direkt in andere kriminelle Geschäftsbereiche ein und bilden beziehungsweise verfestigen die Strukturen für ein komplettes, konspiratives und kriminelles Wirtschaftssystem.
Dringend notwendig, so Freiberg, wäre eine Harmonisierung des Rechts in der EU. Während in Belgien und in den Niederlanden Menschenhändler und Zuhälter bis zum Jahr 1993 überhaupt nicht bestraft wurden und auch heute vor allem von belgischen Gerichten mildeste Urteile ausgesprochen würden, setzten die Franzosen bei der Bekämpfung von Zuhälterei und Menschenhandel auf Härte und Abschreckung.
Auch in Deutschland, kritisierte der GdP-Vorsitzenden, stelle die Strafandrohungen und der Strafvollzug für die Täter mehr eine Einladung als eine Abschreckung dar.
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