Erfolgschancen für Bonner Klimakonferenz schwinden
(Berlin) - Die Aussichten auf einen erfolgreichen Abschluss der Bonner Klimakonferenz schwinden noch bevor die Konferenz begonnen hat. Dies erklärte Greenpeace am 10. Juli 2001 in Berlin, neun Tage bevor in Bonn mehrere tausend Delegierte aus über 150 Staaten über die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls entscheiden. So ist bis heute unklar, ob Japan das Protokoll auch ohne die USA unterschreiben wird. Zusammen mit Großbritannien versucht Japan darüber hinaus, die Klimaschutzvorgaben des Kyoto-Protokolls stark zu verwässern, um die USA, entgegen ihrer jüngsten Ankündigung, doch noch zu einer Unterschrift zu bewegen. Im Kyoto-Protokoll haben sich die Industriestaaten verpflichtet, innerhalb der nächsten zehn Jahre ihre Treibhausgase um durchschnittlich 5,2 Prozent zu verringern.
"An einer Reduktion der Treibhausgase führt kein Weg vorbei", erklärt Bill Hare, Leiter der internationalen Greenpeace-Delegation. "Die Industriestaaten brauchen klare Vorgaben, wieviele Emissionen sie einsparen müssen und mit welchen Methoden dies geschehen soll. Wenn beides weiter aufgeweicht wird, wie in einigen Vorschlägen vorgesehen, bringt das für den Klimaschutz rein gar nichts. Alles hängt jetzt daran, wie Japan sich entscheidet." Greenpeace hatte den Änderungsvorschlag des Präsidenten der Klimakonferenz Jan Pronk untersucht, über den auch auf der bevorstehenden Konferenz in Bonn verhandelt wird. Ergebnis: Das Ziel, den Ausstoß von Schadstoffen weltweit um 5,2 Prozent zu senken, würde völlig verfehlt.
Allein der Vorschlag, dass Ländern die Aufforstung oder Neuanlage von Wäldern und so genannte Projekte zur Landnutzungsänderung als CO2-Einsparung angerechnet werden sollen, treibt die Emissionen weiter hoch. Wälder und Äcker können zwar Kohlendioxid aufnehmen, geben den Schadstoff aber irgendwann in gleicher Menge wieder ab.
Greenpeace kritisiert an dem Pronk-Vorschlag außerdem, dass der Handel mit so genannter heißer Luft nicht begrenzt wird. Wenn in dem Kyoto-Protokoll für ein Land wie zum Beispiel Russland Emissionsmengen festgelegt sind, die auf Grund des Zusammenbruchs der Industrie nicht erreicht werden, können diese Emissionsrechte, auch "heiße Luft" genannt, an andere Länder verkauft werden. Problem: Je weniger Länder das Protokoll unterschreiben, desto größer ist das Angebot an russischen Emissionsrechten für die anderen Unterzeichner-Staaten, sich von ihren Einspar-Verpflichtungen freizukaufen. Wenn zum Beispiel die USA, Kanada und Australien das Kyoto-Protokoll nicht ratifizieren, ermöglicht der Pronk-Vorschlag den anderen OECD-Ländern sogar, durch den Kauf der Emissionsrechte ihren Schadstoffausstoß im eigenen Land um bis zu 20 Prozent zu erhöhen.
"Das Abschmelzen der Gletscher und Stürme von immer heftigerem Ausmaß zeigen, dass die Erwärmung des Weltklimas schon jetzt großen Schaden anrichtet", sagt Karsten Smid, Klimaexperte bei Greenpeace. "Vor diesem Hintergrund ist die Blockadehaltung einzelner Industrieländer, allen voran der USA, einfach haarsträubend."
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