Pressemitteilung | Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) e.V.

Entzündungen - Die Tür zum Tumor?

(Aachen) - Entzündungsprozesse sind maßgeblich an der Entstehung von Krebserkrankungen beteiligt, berichtet Professor Thomas Dittmar der Universität Witten/ Herdecke. Zum einen wirken Entzündungsmediatoren gewebeschädigend und verursachen eine maligne Umwandlung von Zellen. Zum anderen existiert eine fatale Symbiose zwischen Tumorzellen und immunkompetenten Zellen.

Bereits 1863 formulierte Rudolph Virchow seine bekannte Hypothese, dass chronische Entzündungsprozesse einen prädisponierenden Faktor für Krebserkrankungen darstellen. Da Entzündungen unter anderem durch Keime hervorgerufen werden, postulierte Virchow die Existenz des so genannten Krebsbacillus. In der Tat existieren verschiedene pathogene Keime, die mit bestimmten Krebserkrankungen korrelieren - Helicobacter pylori und Magenkrebs oder humane Papillomviren und Gebärmutterhalskrebs – jedoch gibt es den speziellen Krebsbacillus nicht. Allerdings waren Virchows Thesen wegweisend bei der Entdeckung, dass das chronisch entzündete Mikro-Environment eine entscheidende Rolle sowohl bei der Krebsentstehung als auch bei der Krebsprogression spielt.

Chronisch entzündetes Gewebe stellt einen chaotischen Mix aus Gewebezellen, immunkompetenten Zellen (Monozyten, Makrophagen, Granulozyten, Lymphozyten) und löslichen Faktoren (Zytokine, Chemokine, Wachstumsfaktoren, Proteasen sowie radikalische Sauerstoffverbindungen) dar. Somit ist chronisch entzündetes Gewebe gleichermaßen hoch proliferativ wie auch hoch gewebeschädigend mit fatalen Konsequenzen für sich teilende Zellen, wie zum Beispiel Gewebestammzellen. Durch die doppelte Schädigung kommt es zu einer Häufung von genetischen Schäden, die letztlich zu einer malignen Umwandlung der Zellpopulationen führen können. Die Tatsache, dass Stammzellen ursächlich an der Tumorentstehung beteiligt sind, zeigten bereits Studien für das durch Helicobacter pylori verursachte Magenkarzinom.

Aber auch bei der Tumorprogression spielt chronisch entzündetes Gewebe eine entscheidende Rolle. Zum einen tragen das gleichermaßen proliferative wie schädigende Milieu wesentlich zur Heterogenität und Fortschreiten des Tumorgewebes bei. Zum anderen existiert eine fatale Symbiose zwischen Tumorzellen und immunkompetenten Zellen. Beide Zelltypen stimulieren sich gegenseitig, welches wiederum zur Tumorprogression beiträgt.

Die Erkenntnis, dass chronische Entzündungsprozesse sowohl maßgeblich am Beginn als auch an der Fortschreitung von Tumoren beteiligt sind, hilft, neue Therapieformen gegen den Krebs zu entwickeln. Denkbar sind Ansätze mit Entzündungshemmern, um die Tumorprogression zu unterdrücken, sowie pharmakologische Therapien, um kanzerogene Pathogene zu eliminieren.

Quelle und Kontaktadresse:
Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention e.V. (FET) Pressestelle Mariahilfstr. 9, 52062 Aachen Telefon: (0241) 9610-30, Telefax: (0241) 9610-322

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