Pressemitteilung | Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB)

Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland

(Berlin) - Die gesamtwirtschaftliche Leistung in Deutschland ist im ersten Quartal 2002 gegenüber dem Vorquartal saisonbereinigt um 0,2 Prozent gestiegen. Damit konnte das deutsche Bruttoinlandsprodukt erstmals seit einem halben Jahr wieder wachsen. Im Vergleich zu den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres ist die gesamtwirtschaftliche Leistung im ersten Vierteljahr 2002 jedoch um 1,2 Prozent gesunken. Allerdings gab es im ersten Quartal dieses Jahres wegen des frühen Osterfestes zwei Arbeitstage weniger als in der selben Vorjahresperiode. Rechnet man diesen Kalendereffekt heraus, dann reduziert sich der Rückgang von 1,2 Prozent auf ein Minus von 0,2 Prozent.

Die jüngsten Zahlen zur Entwicklung des deutschen Bruttoinlandsprodukts bestätigen, dass die konjunkturelle Talsohle Ende des letzten Jahres durchschritten wurde. Die im ersten Quartal 2002 eingesetzte Erholung ist insgesamt allerdings noch recht schwach und beruht ausschließlich auf einer kräftigen Steigerung der Exporte – sie stiegen saisonbereinigt um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal, während die Importe sogar um 2,9 Prozent sanken – sowie einer unerwarteten Ausweitung der Bauinvestitionen (saisonbereinigt + 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal). Der private Verbrauch, auf den immerhin fast 57 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts entfallen, ist hingegen zum dritten Mal in Folge gesunken (saisonbereinigt - 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal). Enttäuschend war auch die Entwicklung der Ausrüstungsinvestitionen. Sie lagen von Januar bis März saisonbereinigt 2,7 Prozent unter dem Niveau des Schlussquartals 2001.

Im Jahresendquartal 2001 sind zudem die Exporte erstmals seit Ende 1998 wieder zurückgegangen (saisonbereinigt - 1,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal). Da die Importe im selben Zeitraum nur leicht abnahmen, hat sich der Außenbeitrag (Exporte minus Importe) verringert. Der deutsche Außenbeitrag liegt allerdings noch immer deutlich im Plus und hat somit über das gesamte letzte Jahr hinweg positiv zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukt beigetragen.

Die konjunkturellen Impulse in Deutschland kommen somit ausschließlich aus dem Ausland. Hierbei dürfte vor allem das außerordentlich starke Wirtschaftswachstum in den USA im ersten Quartal dieses Jahres (saisonbereinigt + 1,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal) zu Buche geschlagen haben. Da das amerikanische Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal aber aller Voraussicht nach nicht mehr so stark ausfallen wird und der US-Dollar gegenüber dem Euro in den letzten sechs Wochen mehr als 5 Prozent an Wert verloren hat, ist zu befürchten, dass die außenwirtschaftlichen Impulse im zweiten Quartal etwas an Dynamik verlieren werden.

Um so wichtiger ist es, alles daran zu setzen, die Binnennachfrage wieder zu stabilisieren. Der Schlüssel hierfür sind aber nicht kräftige Lohnerhöhungen, sondern umfassende Arbeitsmarktreformen, die wieder zu mehr Beschäftigung führen. Durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze kann die „Massenkaufkraft“ besser gestützt werden, als durch überzogene Tarifabschlüsse, die auf der anderen Seite die Kosten der Unternehmen erhöhen und die Beschäftigungsperspektiven eintrüben.

Die Tarifvereinbarung in der deutschen Metallindustrie sollte daher kein Vorbild für andere Branchen sein. Vielmehr müssen Politiker und Tarifparteien nun ernsthafte und umfassende Konzepte entwickeln, mit denen die verkrusteten Strukturen am deutschen Arbeitsmarkt endlich aufgebrochen werden. Die Parteien sollten dabei den Wahlkampf nutzen, um den Bürgern ihre Lösungsansätze darzulegen.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB) Burgstr. 28 10178 Berlin Telefon: 030/16630 Telefax: 030/16631399

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