Enttäuschende Landtagsdebatte über Berufsschulen / Denkpause oder Prinzip Hoffnung?
(Schwerin) - "Es ist bedauerlich, dass die Parlamentarier nicht deutlicher eine Lösung der vielen ärgerlichen Probleme beim schulischen Teil der dualen Ausbildung eingefordert haben", erklärte Lothar Wilken, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern heute (Donnerstag, 15. März 2012) in Schwerin im Anschluss an die Landtagsdebatte.
Die Wirtschaft kritisiere seit langer Zeit, dass das Land seinen Verpflichtungen zur Sicherstellung einer Mindestqualität des Unterrichtes an den Berufsschulen nicht nachkomme. 40.000 Stunden Unterricht fielen aus, der durchschnittliche Krankenstand pro Lehrer betrage 25 Tage, ein Drittel von ihnen werde nicht fachgerecht eingesetzt und notwendiger Spezialunterricht könne nicht gegeben werden.
Die Wirtschaft könne zudem nicht verstehen, weshalb die Landesregierung von einer theoretischen Unterrichtsversorgung von hundert Prozent ausgehen würde. Bei einer solchen Bedarfsplanung blieben nach Ansicht von Wilken zu kalkulierende Ausfälle, wie durch Krankheit und Weiterbildung der Berufsschullehrer, schon im Ansatz unberücksichtigt.
"Wenn Berufsschüler aufgrund von Unterrichtsausfall ihren Abschluss nicht schaffen und wiederholen müssen, sind die Betriebe besonders betroffen. Sie müssen die längere Berufsausbildung tragen. Die Lerneinbußen wirken sich später auch negativ auf das berufliche Wissen und Können der jungen Menschen im Beruf aus", erklärte Wilken weiter.
Es sei kein Ruhmesblatt für Partnerschaft im dualen Berufsbildungssystem, wenn einseitig mit einem verfehlten Lehrerpersonalkonzept und falschen Standortentscheidungen gegen den Willen der Unternehmen verhängnisvolle Fakten geschaffen werden. Die Erhöhung der Klassenstärken sei ein Fehler. Zwar wäre dadurch rein rechnerisch die Stundenversorgung im Land günstiger und es werde Geld gespart. Dabei bleibe jedoch unberücksichtigt, dass bei allgemein nachlassender Ausbildungsreife und Motivation vieler Schulabgänger eher eine wesentlich intensivere Beschulung der Berufsanfänger notwendig wäre.
Mit Interesse hätte die Vereinigung der Unternehmensverbände registriert, dass alle Parteien die bestehenden massiven Strukturprobleme zwar bestätigten, die Mehrheitsfraktionen im Landtag aber eine weitere parlamentarische Behandlung abgelehnt hätten.
"Dabei sei vielen klar, dass die dringend notwendige Lösung des Problems nur eine Gesetzesinitiative sein kann. Sie müsste zum Beispiel auch den Quereinstieg von erfahrenen Ausbildern aus der Wirtschaft ermöglichen, um das bestehende Nachwuchsproblem bei den Berufsschullehrern abmildern.
Bemerkenswert sei die Klarheit der Ausführungen von Bildungsminister Brotkorb, der in der Landtagsdebatte von einer "ernsten Lage" und einer "extrem prekären Situation an den Berufsschulen" sprach.
"Der Minister hat zu den am 17. Januar 2012 unterbrochenen Verhandlungen mit den Gewerkschaften erklärt, man hätte sich eine 'Denkpause' verordnet, die intensiv genutzt werde. Wir hoffen, dass diese keine weitere Unterbrechung im Denken darstellt, sondern zum Nachdenken und vor allem zum Erarbeiten von Lösungsansätzen genutzt wird", sagte Lothar Wilken abschließend.
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