Pressemitteilung | (bvse) Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.

Entsorgungsfachbetrieb gehört allein unter das Dach der Entsorgergemeinschaft

(Bonn/Berlin) – „Das Vertrauen in den Entsorgungsfachbetrieb muss weiter ausgebaut werden: Dazu muss das etablierte Gütezeichen sachlich und fundiert bewertet und weiterentwickelt werden.“ Dies erklärten jetzt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (bvse), Bonn/Berlin, Hans-Günter Fischer, und der Geschäftsführer der bvse-Entsorgergemeinschaft e.V., Bonn, Achim Hallerbach, zu einem Gutachten über die Praxis der Zertifizierung von Entsorgungsfachbetrieben, mit dem die Gewerkschaft ÖTV das Öko-Institut Freiburg beauftragt hatte. Sie verwiesen darauf, dass der Entsorgungsfachbetrieb „wesentlich“ dazu beigetragen habe, Qualität, Seriosität und Zuverlässigkeit in die Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft zu erhöhen.

Die beiden Geschäftsführer wiesen darauf hin, dass offensichtlich Auftraggeber und Auftragnehmer unterschiedliche Folgerungen aus den Ergebnissen des Gutachtens gezogen hätten: Während ein ÖTV-Vertreter das Gütesiegel des Entsorgungsfachbetriebes als „Billigzertifikat ohne Aussagekraft“ bezeichnet habe, habe sich für das Öko-Institut „das System der Zertifizierung grundsätzlich bewährt“.

„So entsteht der Eindruck, als wollte der Auftraggeber des Gutachtens, trotz Kenntnis anderer Ergebnisse, den Entsorgungsfachbetrieb begraben“, fassten Fischer und Hallerbach zusammen. Die ÖTV versuche durch eine bewusst unvollständige Wiedergabe des Gutachtens, die voranschreitende Privatisierung der Entsorgungswirtschaft und fortschreitenden Qualifizierung der privaten Entsorgungsunternehmen erheblich zu behindern.

„Vielmehr zeigt das Gutachten, dass die Zukunft des Entsorgungsfachbetriebes unter dem Dach der Entsorgergemeinschaft zu finden ist“, unterstrichen Fischer und Hallerbach. Die Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft sei auch weiterhin an einer seriösen, unabhängigen und qualitätsorientierten Zertifizierung und das Aufdecken der „Schwarzen Schafen“ interessiert.

Das Gutachten zeige einige positive Ansätze auf, die durch die ÖTV-Polemik „völlig ins Abseits“ gedrängt würden. Ein Großteil der Vorschläge würde bereits von der bvse-Entsorgergemeinschaft erfolgreich umgesetzt. Inwieweit das Gutachten repräsentativ und damit objektiv sei, müsse gesondert bewertet werden. Das von den weit über 1.500 Entsorgungsunternehmen in Deutschland allein nur zwei private und zwei öffentlich-rechtliche Entsorgungsfachbetriebe mit in die Untersuchung einbezogen wurden, und die Anwender eines Entsorgungsfachbetriebszertifikates – Abfallerzeuger und Abfallbesitzer – überhaupt nicht berücksichtigt wurden, konnte nur ein einseitig tendenzielles Ergebnis vermuten lassen. Ob nur aus Kostengründen auf eine breitangelegte Untersuchung verzichtet wurde, sei nicht klar, letztendlich beschädige es nicht nur das Instrumentarium „Entsorgungsfachbetrieb“ sondern den Ruf der gesamten Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft. Ob sich die beiden im Verfahren eingebundenen Fachverbände BDE, VKS/VKU sowie deren eigene Entsorgergemeinschaft von den Äußerungen der ÖTV distanzieren, bleibe abzuwarten.

„Für unsere Mitgliedsunternehmen gilt das Gütesiegel `Entsorgungsfachbetrieb´ weiterhin als hoher Qualitätsmaßstab, das vor allem als Vertrauensschutz zwischen den qualifizierten Entsorgungsunternehmen und ihren Auftraggebern gelte,“ erklärten Fischer und Hallerbach. Die Zertifizierung durch die bvse-Entsorgergemeinschaft erfolge nach hohen qualitativen Maßstäben, die durch ein anerkanntes, strenges und etabliertes Qualitätsmanagementsystem ständig fortentwickelt würden, so Hallerbach. Insbesondere die Entsorgergemeinschaft habe in den vergangenen vier Jahren die Anforderungen konkretisiert, Auditberichte vereinheitlicht und standardisiert, unbestimmte Rechtsbegriffe mit Inhalten gefüllt, Kontrollverfahren der internen Qualitätssicherung und der Sachverständigen etabliert sowie für materialbezogene Bereiche branchenspezifische Qualitätsstandards entwickelt. Die bvse-Entsorgergemeinschaft, als erste bundesweit tätige und anerkannte Entsorgergemeinschaft, spreche sich daher ausdrücklich gegen qualitativ minderwertige Zertifizierungen aus.

„Die Zertifizierung zum Entsorgungsfachbetrieb hat sich zu einem wichtigen Lenkungsinstrument entwickelt, in der die schrittweise Erhöhung der Qualität der Entsorgungsleistungen im Vordergrund steht“, betonte bvse-Hauptgeschäftsführer Fischer. Daher gelte es, die Tätigkeiten der Entsorgergemeinschaft als ein kooperatives System der Selbstverwaltung zu fördern, Überwachungsbehörden zu entlasten und weitere Anreize und Deregulierungen für Entsorgungsfachbetriebe zu schaffen. Die Aufgabe der Entsorgergemeinschaft, deren Qualitätssicherungssystem sowie der Vertrauensvorschuss müsse stärker in den Vordergrund gestellt und ausgebaut werden, forderten beide Geschäftsführer.

„Wir begrüßen grundsätzlich praxisorientierte Deregulierungsmaßnahmen und Privilegien für Entsorgungsfachbetriebe, die zu einer spürbaren Entlastung qualitätsorientierter Betriebe führt“, betonten Fischer und Hallerbach. So sollte zum Beispiel die Qualifikation "Entsorgungsfachbetrieb" bei der Vergabe von Aufträgen oder von Fördermitteln stärker berücksichtigt werden.

Im Zuge des europäischen Binnenmarktes und der Globalisierung der Märkte entwickele sich der Entsorgungsfachbetrieb jedoch zu einer „nationalen Insellösung“: Verstärkt würde in öffentlichen Ausschreibungen der Entsorgungsfachbetrieb gefordert - entschieden werde aber fast ausschließlich über den Preis. Da Entsorgungsunternehmen aus anderen EU-Staaten in der Regel nicht die hohen deutschen Anforderungskriterien erfüllen müssten, könnten diese auch erheblich günstiger anbieten.

„Ziel der europäischen Abfallpolitik sollte deshalb sein, europaweite Anforderungskriterien an "Entsorgungsfachbetriebe" zu richten, die einen Gleichklang aller im freien Wettbewerb tätigen Entsorgungsunternehmen schaffen“, forderten bvse und bvse-Entsorgergemeinschaft.

Quelle und Kontaktadresse:
bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (BVSE) Achim Hallerbach, Pressesprecher Hohe Str. 73 53119 Bonn Telefon: 0228/9884927 Telefax: 0228/9884999

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