Energiewendebarometer zeigt besorgniserregende Entwicklung
(Bayreuth) - Die hohen Energiekosten führen dazu, dass Investitionen zurückgestellt werden, wie dem aktuellen Energiewendebarometer der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth zu entnehmen ist. "Die Hälfte der Unternehmen sieht ihre Wettbewerbsfähigkeit aufgrund der Energiewende in Gefahr", warnt Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth.
Hohe Energiepreise, bürokratische Hürden und fehlende Planungssicherheit haben zur Folge, dass Unternehmen weniger investieren. Ein Drittel der befragten Unternehmen stellt Investitionen in Kernprozesse zurück, aber auch Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen (24 Prozent) sowie Forschung und Entwicklung (12 Prozent), fasst Johannes Neupert, IHK-Referent für Energie und Dekarbonisierung, die Ergebnisse zusammen.
"Das ist ein Alarmsignal für den Wirtschaftsstandort Oberfranken, denn ohne Investitionen in Kernprozesse sowie in Forschung und Entwicklung verlieren wir schleichend an Wettbewerbsfähigkeit", warnt Dr. Waasner.
Vertrauen in Energiepolitik beschädigt
Durch diese Transformationshemmnisse ist das Vertrauen der oberfränkischen Wirtschaft in die Energiepolitik erheblich beschädigt. "Unsere Unternehmen werden mit Vorgaben konfrontiert, die unnötig Zeit und Ressourcen kosten", so Dr. Waasner. "Die fehlen dann für Innovationen und Transformation."
Das war bei den vorangegangenen Umfragen zum Energiewendebarometer noch nicht so. Inzwischen gibt aber gut die Hälfte der Befragten an, dass die Energiewende auf die Unternehmen negative oder sogar sehr negative Auswirkungen hat. Die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens werden in einem Index zusammengefasst. Minuswerte zeigen, dass die negativen Auswirkungen überwiegen. Mit einem Wert von -34 Punkten liegt der Index bei den Mitgliedsbetrieben der IHK für Oberfranken Bayreuth spürbar niedriger als im Bundesgebiet mit -20 Punkten.
Energiewende hält für Unternehmen mehr Risiken als Chancen bereit
Die Ergebnisse der IHK-Umfrage zeigen, dass die Energiewende aus Sicht der Unternehmen deutlich mehr Risiken als Chancen bereithält. Neupert: "Für drei Viertel der Unternehmen ist das größte Hemmnis bei den Transformationsbemühungen für mehr Klimaschutz die fehlende Planungssicherheit, zwei Drittel der Unternehmen kritisieren die Bürokratie, die Hälfte außerdem die langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren."
Die Unternehmen kritisieren aber nicht nur, es besteht auch eine hohe Bereitschaft, die Energiewende voranzutreiben. Über die Hälfte der Befragten hat bereits eigene erneuerbare Kapazitäten aufgebaut, ein weiters Drittel plant solche Maßnahmen. Eine Möglichkeit, Stromkosten zu senken, sind Direktverträge mit Stromlieferanten (PPAs). Jedes zehnte Unternehmen hat solche Direktverträge bereits realisiert, ein weiteres Viertel plant solche Maßnahmen.
Um Energiewende und Klimaschutz sicher, bezahlbar und umweltverträglich zu machen, sind aus Unternehmersicht aber Maßnahmen erforderlich. Besonders wichtig ist es aus Sicht der Unternehmen, die Rahmenbedingungen für die Eigenversorgung mit erneuerbaren Energien und Direktverträge zu verbessern (rund 90 Prozent stimmen zu). Aber auch die Engpässe bei den Übertragungs- und Verteilnetzen müssen aus Sicht der Unternehmen behoben werden (rund 80 Prozent Zustimmung).
Dr. Waasner: "Wenn die Energiewende gelingen soll, muss die Politik die Wirtschaft viel stärker mitnehmen und die Vielzahl an Hindernissen zeitnah abbauen."
Quelle und Kontaktadresse:
Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth (IHK)
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