Einzelhandelsentwicklung: Zwischen Resignation und Euphorie
(Siegen/Olpe) - Zwischen Resignation und Euphorie bewegen sich die Gemüter, wenn es um die Entwicklung des Einzelhandels geht. Während große Discounterketten anklopfen, um Brachflächen an verkehrsgünstigen Straßen zu belegen, versuchen Werbegemeinschaften und die Lokalpolitik andernorts mit Leerstandsmanagement verlassene Geschäftslokale wiederzubeleben. Dabei ist eine gesunde Einzelhandelsentwicklung durchaus planbar. Zu dieser Einschätzung kommt die Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) nach Auswertung der neuesten Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg.
Selbst Gemeinden im Schatten großer Einkaufsmagnete können einen Großteil der Kaufkraft im Ort binden, so Rudolf König gen. Kersting, Geschäftsführer der IHK. Ein gutes Beispiel ist die Gemeinde Wilnsdorf, in der - trotz starker Konkurrenz des Oberzentrums Siegen - mehr als die Hälfte des Geldes in den ortsansässigen Geschäften ausgegeben wird, und das mit steigender Tendenz. Lag die Kaufkraftbindung (Umsatz/Kaufkraft in Prozent) vor zehn Jahren noch bei knapp 38 Prozent, so beträgt sie heute deutlich über 50 Prozent. Die Kommunen, die geeignete Einzelhandelsstandorte in ihrer Stadtentwicklungsplanung berücksichtigen, können Fehlentwicklungen vorbeugen. Das ist in Gemeinden wie Wilnsdorf gelungen.
Zu den Gewinnern der vergangenen Jahre (1997 bis 2007) zählen auch Erndtebrück (von circa 60 auf 69,8 Prozent), Kreuztal (88,8 auf 101,8), Netphen (46,7 auf 60,3), Neunkirchen (48,7 auf 63,4) und Siegen (130,9 auf 139,4). Aus dem Kreis Olpe schnitten Attendorn (74,6 auf 77,4), Drolshagen (39,2 auf 54,2), Lennestadt (83,8 auf 85,6) und Wenden (55,2 auf 71,6) gut ab. Einbußen mussten hingegen Hilchenbach (48,2 auf 44,3), Bad Laasphe (80,4 auf 59,6), Finnentrop (69,6 auf 60), Kirchhundem (78,1 auf 41,6) und Olpe (124,7 auf 105,4) hinnehmen. Die Gründe dieser Entwicklungen liegen zum Teil auf der Hand. In den letzten zehn Jahren sind große Einkaufsmagnete entstanden und viele Investitionen erfolgt, die nicht ohne Folgen blieben. Hierzu zählen unter anderem die City-Galerie, das Sieg-Carré, Reichwalds Ecke, die Renovierung des Siegerlandzentrums sowie die Ikea-Ansiedlung und die Attraktivierung der Oberstadt in Siegen. Vergessen werden dürfen auch nicht der Hit-Markt in Bad Berleburg, die Neue Mitte in Olpe und das Allee-Center in Attendorn.
Wenn sich der Einzelhandel in den benachbarten Städten und Gemeinden dennoch gut behauptet hat, so liegt das an verstärkten Aktivitäten von Discountern, die dort Waren des täglichen Bedarfs anbieten, meint König gen. Kersting. Immerhin entfällt mehr als ein Drittel der Nachfrage nach Konsumgütern auf den Bereich Nahrungs- und Genussmittel. Die Kunden decken ihren Lebensmittelbedarf häufig vor Ort, so dass die verstärkte Präsenz der Discounter in den kleineren Städten und Kommunen den größeren Einzelhandelsstandorten wie Siegen und Olpe nicht zugute kommt. Dort konzentriert sich vielmehr das Angebot für den mittelfristigen Bedarf wie Kleidung, Schuhe und Hausrat in der Region. Dieser Trend ist nach Einschätzung der IHK durch die kleineren Städte und Gemeinden kaum umzukehren.
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